Unternehmen - Der BR

Die zwei Neuen Gemeinsam den BR voranbringen

Der 1. März ist der erste Arbeitstag für die Juristische Direktorin Eva Majuntke und den Programmdirektor Kultur Björn Wilhelm. Majuntke kommt von der Bayerischen Staatskanzlei, hat davor zwei Jahre beim BR gearbeitet und folgt auf Prof. Dr. Albrecht Hesse. Wilhelm wechselt vom NDR zum BR und ist der Nachfolger von Dr. Reinhard Scolik. Warum den beiden bereichsübergreifende Zusammenarbeit wichtig ist, welche Pläne sie für die Zukunft haben und was ihnen besonders viel Freude bei der Arbeit macht, erfahren Sie im Interview mit BR.de.

Von: Mona Karama & Verena Reiner, Unternehmenskommunikation

Stand: 28.02.2022

v. l.: Eva Majuntke, Juristische Direktorin des BR ab 1. März 2022, und Björn Wilhelm, BR-Programmdirektor Kultur ab 1. März 2022 | Bild: Markus Konvalin, Montage: BR

BR.de: Frau Majuntke, Sie sind gebürtige Münchnerin und haben während des ARD-Vorsitzes zwei Jahre beim BR gearbeitet. Auf was kann sich Herr Wilhelm beim BR freuen und vor was sollte er sich in Bayern in Acht nehmen?

Eva Majuntke: Ich bin in München geboren, in Niederbayern aufgewachsen und mit dem BR groß geworden. Auch als ich in Köln und Brüssel gearbeitet habe, bin ich dem Programm des BR treu geblieben.

Erinnerungen

"Einer der beglückendsten Momente im BR war für mich das Spendentelefon für Sternstunden - mit so vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, die unser Programm schauen und begleiten. Für mich, als jemand, die juristisch arbeitet und relativ weit weg ist von den programmlichen Dingen, ist es unglaublich wichtig, eine Verbindung zum Programm und den Menschen zu haben," erinnert sich Eva Majuntke an ihre BR-Zeit.

Dein Bereich, Björn, den du als Programmdirektor übernimmst, hat eine große Tradition: Dazu gehören Filme und Serien, für die der BR bekannt ist und die Bayern in seiner besten Weise widerspiegeln – wie "Irgendwie und Sowieso" oder "Cafe Meineid". Vielleicht hast du auch die Gelegenheit gehabt, dir im Radio schon den Zündfunk anzuhören? Auch die wundervollen Klangkörper gehören zu deinem Bereich.  

Mit Blick auf Bayern will ich gar nicht sagen "in Acht nehmen", für mich war es ein unglaubliches Geschenk, wieder zurück nach Bayern zu kommen. Die Schönheit der Landschaft, die Architektur. Diese Inszenierung muss man genießen. Doch ich lege dir ans Herz, auch ein bisschen an der Inszenierung zu kratzen und hinter die Kulissen zu schauen. Dort kommen oft spannende Hintergründe und das Verschmitzte hoch. Und: Die spannenden Sachen sind oft an den Orten in Bayern, die man nicht so gut kennt.

Herr Wilhelm, den Großteil Ihres Lebens haben Sie in Norddeutschland gelebt und gearbeitet, jetzt zieht es Sie in den Süden. Was hat Sie gereizt, Ihre Zelte abzubrechen und zum BR nach München zu wechseln?

Björn Wilhelm: Ich habe ganz persönlich große Freude daran, Neues anzufangen – und durfte in meinem Berufsleben schon viele Dinge machen: Redaktion, Regie und Programmentwicklung, Strategie, Struktur und Management. Und das quer durch den Garten: Dokus, Magazine, Shows, Reportagen, Nachrichten, Klassik, Kultur, viel Regionales. Kurz: Ich bin schrecklich neugierig – und der BR natürlich ganz besonders reizvoll. Für mich steht er für starke Programmmarken, für erfolgreiche Angebote, für eine ganz besondere Verwurzelung in der Region. Und vor allem: für echte Tradition! Die Menschen verbinden etwas mit uns. Diese Erkennbarkeit ist unser Schatz – und das, wonach sich jedes moderne Medienunternehmen sehnt. Ich bin schon lange beeindruckt davon, mit welchem Mut, aber auch welcher Gelassenheit der BR es vermag, Tradition und Moderne zusammenzubringen. Und der BR ist ja nicht der BR, sondern das sind die Menschen, die Kolleginnen und Kollegen, die all das tun. Ich freue mich sehr darauf, Teil dieses Teams zu sein. 

Frau Majuntke, nach drei Jahren in der Bayerischen Staatskanzlei kehren Sie jetzt zum BR zurück. War es dort nicht spannend genug?   

Doch, es war sogar superspannend - für mich, die nicht nur Jura, sondern auch Politik studiert hat. Es war immer mein Wunsch, in meinem Arbeitsleben an der Gesetzgebung mitarbeiten zu dürfen. In den zweieinhalb Jahren habe ich Einblick bekommen, wie schwierig es ist, einzelne Formulierungen einzubringen und zu ändern. Ich habe den Medienstaatsvertrag, den Auftrag- und Struktur-Staatsvertrag und ein Bundesverfassungsgerichtsverfahren miterleben dürfen. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nie missen möchte.

Herr Wilhelm, wo sehen Sie den BR programmlich in Ihrem zukünftigen Bereich, der Programmdirektion Kultur, bereits gut aufgestellt? Welche Schwerpunkte wollen Sie in Zukunft setzen?   

Die Direktion ist inhaltlich gut aufgestellt. Wir produzieren hochwertige Programme und machen erfolgreiche Angebote linear wie nonlinear - für unser Sendegebiet und die ganze ARD. Jetzt gilt es, das zukunftsfest zu machen. Grundvoraussetzung dafür ist und bleibt hervorragendes Programm, wertvoll für die Menschen in Bayern, einzigartig, unverzichtbar. Und das eben sicher noch eine Weile "beidhändig". Auf absehbare Zeit stellt sich nicht die Frage, ob lineare oder digitale Reichweite unsere Legitimation sichert: Es braucht beides – in der optimalen Verschränkung. Natürlich müssen wir dafür unsere Digitalstrategie vorantreiben. Hier geht es mir vor allem um Sichtbarkeit: Wie sorgen wir dafür, dass die Menschen auch morgen noch wissen, dass das, was sie lieben, was sie nutzen, von uns ist? Zentrale Aufgabe muss sein, unsere Vernetzung und Zusammenarbeit immer weiterzuentwickeln, und zwar – Eva, ich schaue dich an – über Direktions-, Bereichs- und Mediengrenzen hinweg. Nur wenn wir uns alle als DEN BR begreifen und wenn jeder nach seinen Möglichkeiten an einem gemeinsamen Plan arbeitet, werden wir erfolgreich sein können. Unsere Mitarbeitenden müssen wir dabei an die Hand nehmen, denn das alles ist ja nicht selbsterklärend. Ohne eine gute Personalentwicklung und moderne Führungskultur wird es nicht funktionieren.   

Frau Majuntke, welche medienrechtlichen oder medienpolitischen Fragen kommen in den nächsten Jahren auf den BR zu?   

Eva Majuntke: Wir werden weiterhin um Auftrag und Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ringen. Daraus wird sich eine neue Diskussion um die Finanzierung ergeben. Was wir aber nicht vernachlässigen dürfen, ist neben dieser nationalen, deutschen Diskussion die internationale und vor allem europäische Dimension.

Im Moment liegen Gesetzgebungsvorhaben wie der "Digital Service Act" und der "Digital Market Act" bei den Europäischen Institutionen. Es geht darum, der Internetwirtschaft einen neuen, grundlegenden Rechtsrahmen zu geben. Das berührt uns auch: Werden wir als Medien – nicht nur als öffentlich-rechtlicher Rundfunk, sondern da geht es auch um Printmedien und den privaten Rundfunk – überhaupt noch in ihrer Besonderheit wahrgenommen, oder sind wir einfach irgendein anderes Produkt, das über große Plattformen vertrieben, verkauft und verbreitet wird?  

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht seit längerer Zeit unter Druck – erstens finanziell, zweitens bei der Akzeptanz, weil er bestimmte Teile der Gesellschaft nicht mehr richtig erreicht. Und drittens, weil er sich nicht mehr auf die volle Unterstützung der Politik verlassen kann. Was möchten Sie dazu beitragen, dass sich der Öffentlich-rechtliche Rundfunk diesen Herausforderungen stellen kann und seine Zukunftsfähigkeit gesichert ist?   

Eva Majuntke: Es muss viele kleine Schritte geben. Was die Politik angeht, ist Dialog sehr wichtig. Aber letztendlich kommt es immer wieder zurück zum eigentlichen Ursprung: Wenn wir ein Programm machen, das überzeugt, haben wir auch einen Platz für die Zukunft. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen im Programm, der Produktion, der Technik und der Verwaltung müssen wir intensiv daran arbeiten, das Programm zu machen, das die Menschen sich wünschen und verdienen. Wir Juristinnen und Juristen in der ARD und die Intendantinnen und Intendanten müssen uns darum kümmern, dass die Rahmenbedingungen für dieses Programm politisch abgesichert sind. Ich glaube also, dass wir in Zukunft im Justiziariat noch eine größere Rolle spielen.  

Björn Wilhelm: Ich schließe mich Eva an. Nur wenn die Menschen uns nutzen, haben wir eine Zukunft. Die mediale Entwicklung ist unumkehrbar, und wir dürfen nie nachlassen, uns immer wieder neu zu erfinden. Aber was mir in dem Zusammenhang wirklich wichtig ist: Wir tun das aus einer Position der Stärke heraus. Knapp 70 Prozent der Menschen in Bayern haben gestern ein Angebot des Bayerischen Rundfunks genutzt. Viele unserer Angebote sind so erfolgreich wie seit Jahren nicht mehr! Das heißt, wir haben erstmal gute Chancen, weil wir immer noch viele erreichen und mitnehmen können. Nur anders als ein Wirtschaftsunternehmen können uns 70 Prozent eben nicht reichen. Wir werden von allen bezahlt und wollen deshalb auch allen ein wertvolles Angebot machen. Darum wird es gehen: Wie bieten wir den 30 Prozent der Menschen in Bayern, die uns gestern nicht genutzt haben, künftig auch ein attraktives Angebot? Ohne die Menschen, die uns schon viel nutzen, zu verprellen. Ich glaube sehr daran, dass wir das schaffen, auch wenn wir unser gesamtes Angebot dafür immer wieder neu strukturieren müssen. Dazu müssen wir den BR so bauen, dass wir schnell entwickeln, mutig ausspielen, schneller aus unseren Fehlern lernen und Scheitern als Chance begreifen, wieder ein bisschen schlauer zu werden. Wir brauchen einen gemeinsamen Plan, wer sich wo und wie um welche Zielgruppen kümmert – dann werden wir am Ende ein noch wertvolleres Gesamtangebot für alle haben.

Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, verraten Sie es uns?  

Eva Majuntke: Nicht wirklich. Aber es gibt einen Satz, den mir mein inzwischen neunjähriger Neffe mal gesagt hat, als er vier war. Der heißt: "Wenn du Ärger schluckst, kriegst du Bomben im Bauch". Ich habe mir fest vorgenommen, es nicht so weit kommen zu lassen, sondern das kreative Potenzial von Konflikten zu nutzen und zu schauen, dass wir ehrlich miteinander sind. Dass wir uns auch schwierige Dinge sagen und das auf eine Art und Weise tun, die zu tollen Lösungen führt und die Energie für gute Dinge freisetzt.

Björn Wilhelm: Kein Lebensmotto, aber vielleicht ein Grundsatz fürs Arbeitsleben: Wir verbringen alle miteinander unfassbar viel Zeit im Bayerischen Rundfunk. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir bei der Arbeit gut zueinander sind, Spaß haben und dass es Freude macht, was wir tun. Das eine ist, dass wir miteinander ringen und lustvoll streiten. Aber als Menschen sollten wir immer gut miteinander umgehen – egal wie sehr wir in der Sache gerungen haben. Insofern herzliche Grüße an den Neffen, das ist mir ein sympathisches Motto.