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Kuriosa und Fundstücke Schwarzhörer leben gefährlich

"Hier ruht der Radiobastler Rolf Schmitz, Er hörte „schwarz" – dann erschlug ihn der Blitz." Es war jedoch kein göttliches Strafgericht, das den Schwarzhörer Schmitz ereilte. Er war selbst schuld – hatte doch die Antenne seines Schwarzempfängers den Blitz angelockt.

Von: Historisches Archiv

Stand: 13.10.2023

Schwarzhörer in München: Direkt unter den Sender gestellt, mit Regenschirm-Antenne und einem Bleiglanz-Detektor ausgestattet - und dann dem Konzert gelauscht | Bild: Historisches Archiv

In den 1920er Jahren gab es eine große Zahl von Menschen, die nicht als Rundfunkteilnehmer gemeldet waren und doch Radio hörten. Eigentlich musste beim Kauf eines Radios nachgewiesen werden, dass man ordnungsgemäß angemeldet war. Mit etwas technischem Wissen und den frei erhältlichen, kostengünstigen Bauteilen war es möglich, einen simplen Detektorempfänger nachzubauen und so Radiosignale zu empfangen. Mit diesen nicht genormten und nicht geprüften Geräten war es möglich, die Rundfunkgebühr von 2 Reichsmark zu umgehen und „schwarz“ zu hören.

In der offiziellen Programmzeitung der Deutschen Stunde in Bayern, Süddeutscher Rundfunk, wurden diese Schwarzhörer häufig thematisiert – auch durch Scherenschnitte, die sie im wahrsten Sinne des Wortes zu Schwarzhörern machten. Der Münchner Maler und Graphiker Barthel-Mürau veröffentlichte 1924 eine Serie von Abbildungen mit Texten, in denen die Probleme und Gefahren des Empfangs mit nicht angemeldeten und selbst gebauten Geräten herausgestellt wurden.

Die Gefahren von nicht geerdeten Antennen waren tatsächlich ein kontrovers diskutiertes Thema unter den Rundfunkpionieren. Die Gefahr von Blitzeinschlägen war theoretisch gegeben, in der Praxis aber gering. Allerdings war es üblich, während des Programms die Hörer darauf hinzuweisen, die Antennen ihrer möglicherweise selbst gebauten Geräte zu erden.


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