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Faschingssaison in Bayern Die Narren sind los

Die Faschingssaison in Bayern nähert sich ihrem Höhepunkt: Den Prunksitzungen, den BRfunkbällen und dem Straßenkarneval

Von: Dr. Felicia Englmann

Stand: 16.01.2015

Schwaben weissblau, hurra und helau 2015: Sitzungspräsident Georg Ried führt durch den Abend und kümmert sich gemeinsam mit seinem Elferrat bewährt um die Einhaltung des närrischen Protokolls | Bild: BR/Ralf Wilschewski

Fasching, Fastnacht, Fasnet – egal, wie man die tollen Tage nennt, jetzt ist ihre Zeit. Bevor es ab dem "unsinnigen Donnerstag"(dieses Jahr am 12. Februar) und vor allem am Rosenmontag und Faschingsdienstag in den Straßenkarneval geht (ja, auch Karneval darf man in Bayern sagen), ist jetzt die Zeit der Bälle und Prunksitzungen. Franken trifft sich zu "Franken helau – Goldstücke aus Schwabach" und bereitet sich auf den Höhepunkt der Saison vor, die Prunksitzung in Veitshöchheim. Bernhard Schlereth, der Präsident des Fastnacht-Verbands Franken, erzählt: "Franken hat die größte Feierdichte in Bayern. Es gibt jedoch innerhalb Frankens große regionale Unterschiede. In Oberfranken haben wir viel Tanz und eher wenige Büttenreden. In Unterfranken ist die Organisationsdichte dagegen doppelt so hoch wie in anderen fränkischen Regionen – nirgendwo sonst sind so viele Bürger in Fastnachtsvereinen organisiert." Schlereth ist zudem auch Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval und leitender Direktor des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen am Main – er kennt die Historie und Tradition der närrischen Zeit und deren regionale Unterschiede, die für Farbtupfer sorgen.

Der Präsident des Fastnacht-Verbands Franken, Bernhard Schlereth

In München haben Bälle eine lange Tradition. Auf den legendären Schwabinger Künstlerbällen tanzten schon Joachim Ringelnatz, Ludwig Thoma und Wassily Kandinsky. Die BRfunkbälle im Münchner Funkhaus bringen schon seit 50 Jahren die Wände der Studios zum Beben. Selbstverständlich wird auch im Jubiläumsjahr gefeiert: Bei der Bayern 3-Faschingsparty (13.2.), dem Abendschau-Funkball (14.2.) und dem Bayern 1-Faschingsball (16.2.) sind DJs und Bands am Start. Stargast bei Bayern 1 ist die Spider Murphy Gang (Karten unter br-ticket.de und den München- Ticket-Vorverkaufsstellen). Typisch münchnerisch ist bei den BRfunkbällen außer der langen Tradition die Vielfalt der Kostüme: Vom Hippie über Nonne bis zum Alien ist alles schon gesehen worden. In Schwaben sind in der Fasnet deutlich die Einflüsse aus dem alemannischen Kulturraum sicht- und hörbar. Die "Guggenmusik", Blaskapellen mit gekonnt schrägem Sound, gehören ebenso dazu wie die "Flecklenarren" mit Kostümen aus vielen kleinen Stoffstücken. In der Sendung "Schwaben weissblau" wird vielleicht der eine oder andere so im Publikum sitzen. Auf der Bühne treten die Breitenbrunner Dorfbachfurzer auf, eine besonders närrische Guggenmusik. Eine Tanzgarde darf auch hier nicht fehlen. Sie gehört in ganz Deutschland zum Karneval dazu und entstand, um das Militär zu veräppeln.

Karnevalistischer Tanzsport ist in Franken sehr beliebt, nicht nur im Fasching. Bernhard Schlereth sagt, dass dort 20.000 Jugendliche in solchen Tanzsportvereinen Mitglieder sind und regelmäßig an Turnieren teilnehmen. Und nicht nur beim Tanz, auch bei anderen Karnevalsdisziplinen hat Franken keine Nachwuchssorgen. Jedes Jahr schult der Fastnachtsverband Franken 50 Kinder und Jugendliche zu Karnevalsrednern. "Dieses Programm hat großen Zulauf", erzählt Schlereth, "und diese Saison hatten wir so viele geeignete Kandidaten wie noch nie." Nicht jeder, der bei dem Programm dabei war, werde ein Karnevalsprofi, aber so mancher habe sich auch noch lange Jahre danach dafür bedankt, wie sehr ihm dieses Rhetorik-Training etwa bei Bewerbungsgesprächen geholfen habe. Auch im Bayerischen Fernsehen hat der närrische Nachwuchs seinen Platz: Im Talentwettbewerb "Franken sucht den Supernarr" und in der Sendung "Wehe wenn wir losgelassen" zeigen junge Humoristen, was sie drauf haben. Der Supernarr-Sieger wird am 30. Januar gekürt und darf dann in Frankens beliebtester Prunksitzung auftreten: "Fastnacht in Franken", live aus Veitshöchheim. Aus dieser Karnevalshochburg in Unterfranken stammt Bernhard Schlereth. Dort wie auch in anderen fränkischen Städten gibt es ganz besondere Kostüme. Die zerlumpten "Schlappsäue" ziehen am Faschingsdienstag in Veitshöchheim von Haus zu Haus und treffen sich dann auf dem Rathausplatz, um die Fastnacht zu Grabe zu tragen. Das ist wichtig, sagt Bernhard Schlereth: "Fastnacht muss ein Fest sein, das endet und einen Anfang hat." Nur so kann sie sein, was sie ist: Eine zeitweises Umkehren der Normalität, ein üppiges Prassen vor dem Beginn der Fastenzeit, ein wilder Ausbruch aus den Normen des Alltags. In diesem Sinne: Helau, Narri- Narro, Radi-Radi, Heee du heee, Lari-Fari oder ja, verreck! – wie auch immer man in den tollen Tagen seine Freude zum Ausdruck bringt.


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