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BR-Magazin-Tipp: Bayern Echt bayerisch Oder doch nicht?

Ein Bayerisches Feuilleton über den erstaunlichen Einfluss Österreichs auf "original" bayerische Kultur

Stand: 01.01.2016

Bayerischer Trachtenanzug - Eine Erfindung aus Österreich? | Bild: © mankale - Fotolia

Trachtenanzug und Volkslied

Wo immer ein Politiker bezeugen will, dass er zu Bayern gehört, zieht er einen Trachtenanzug an. "Erfunden" wurde dieser Anzug, der eine Mischung aus Jägergewand und Uniform darstellen sollte, Anfang des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Erzherzog Johann, der damit zum Ausdruck bringen wollte, wie nahe er sich den steirischen Bauern fühlte. Und damit steht der Trachtenanzug in einer Reihe mit vielen „echt“ bayerischen Importen aus Österreich. Als Ludwig Thoma dem Münchner Sänger Kiem Pauli den Auftrag zur Pflege des bayerischen Volksliedes gab, überreichte er ihm die Liedersammlung "Steirisches Rasplwerk" und empfahl ihm die in Wien erschienene Zeitschrift "Das deutsche Volkslied". Das Ideal des oberbayerischen Volksliedes war von nun an das alpenländische Lied nach österreichischer Art. Anfang des 20. Jahrhunderts waren in München 800 aktive Volkssänger registriert. Ihr Repertoire: meist selbst verfasste Couplets nach Art der Zwischengesänge, die Johann Nestroy in seine Werke zur Kommentierung des Geschehens einwob. Aber auch original Wiener Lieder waren zu hören – etwa von Karl Valentin.

Österreichische Bayern im Heimatfilm

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Österreich die bayerische Unterhaltungsindustrie fest im Griff: Wurde bei Filmen ein bayerischer Dialektsprecher benötigt, so wurde diese Rolle oft mit Österreichern besetzt. Zu den beliebtesten Radiostimmen gehörten der in Graz geborene Gustl Weishappel und der Wiener Fred Rauch. Letzterer schrieb auch bayerische Unterhaltungslieder: "Mach ma Brotzeit" von den Lustigen Moosachern oder "Es muss ein Sonntag gwesn sein", interpretiert zum Beispiel vom Kraudn Sepp oder der Biermösl Blosn, stammen aus seiner Feder. Der Austropop und die beginnende neue Volksmusikbewegung mit Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros oder Hubert von Goisern: Österreicher, wohin das Ohr lauscht. "Bavaropop" gibt es nicht einmal als Begriff. Ulrike Zöller fragt im "Bayerischen Feuilleton": Warum ist so viel weißblaue Kultur rot-weiß-rot?


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