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"Operation Zucker" Fragen und Antworten aus dem Liveblog

Die TV-Ausstrahlung von "Operation Zucker" wurde begleitet von einem außerordentlich rege besuchten Live-Chat mit knapp unter 50.000 Nutzern, bei dem die Produzentin Dr. Gabriela Sperl, BR-Redakteurin Dr. Stephanie Heckner und Elsbeth Müller (Geschäftsführerin UNICEF Schweiz) als Experten mit den Zuschauer(inne)n den ganzen Abend über im Dialog waren. Hier finden Sie häufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten.

Stand: 24.01.2013

Screenshot Liveblog "Operation Zucker" | Bild: BR

Was sind die Ursachen für Kinderhandel?

Extreme Armut ist eine Ursache - hinzu kommen zerrüttete Familien und Diskriminierung, unzureichende staatliche Strukturen und Korruption. Diese Kombination macht es kriminellen Banden leicht, neue Opfer zu finden. Sie bedienen die große Nachfrage nach billigen Arbeitskräften und nach "sexuellen Dienstleistungen".

Wie kann ich mein Kind schützen?

Achten sie darauf, dass Ihr Kind nicht mit Fremden mitgeht, sich im weltweiten Web nicht verliert und sich nicht mit Menschen trifft, die es nur aus dem Web kennt. Bestärken Sie Ihr Kind, über schwierige Dinge zu sprechen, auch wenn es schwierig scheint oder es sich dafür schämt. Drängen Sie nicht, aber sind sie da.

Wie kann ich mich gegen Kinderhandel engagieren?

Wachsam sein und sich für die Umsetzung der Kinderrechte einsetzen. Auch dafür, dass die Kinder ihre Rechte kennen und wissen, wohin sie sich wenden können. Und den Organisationen, die die Basisarbeit leisten, den Rücken stärken.

Können auch Jungen Opfer von Kinderprostitution werden?

Jungen und Mädchen werden Opfer von Missbrauch. Während der Missbrauch von Mädchen in der öffentlichen Wahrnehmung stärker thematisiert wird, kommt der Missbrauch von Jungen nur zaghaft an die Oberfläche. Es bleibt jedoch zu bemerken, dass Mädchen in einem höheren Masse von Missbrauch betroffen sind.

Kommen die Täter von Kindesmissbrauch aus bestimmten sozialen Schichten?

Ein eigentliches Täterprofil gibt es nicht, auch stammen sie nicht aus bestimmten sozialen Schichten. Die Täter stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Sind auch Frauen in den Kinderhandel verwickelt?

Es trifft zu, dass auch Frauen in den internationalen Kinderhandel verwickelt sind. Das gilt auch für die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen. Hier jedoch ist der überaus große Teil der Täterschaft männlich.

Basiert der Film auf realen Ereignissen?

Der Film beruht auf mehreren echten Fällen

Wir kamen die Kinderdarsteller mit der Thematik klar?

Die beiden Kinderdarsteller hatten eine intensive Betreuung. Wie im übrigen alle Kinder, mitgespielt haben. Die Eltern wussten genau, worum es in der Geschichte geht. Nichts wurde beschönigt. Dennoch habe ich Paraschiva und Adrian nur das Nötigste erzählt. Ein Kind muss nicht traumatisiert sein, um ein traumatisiertes Kind darzustellen.
(Regisseur Rainer Kaufmann)

Statement von Paraschiva Dragus (Fee)

Szene aus "Operation Zucker"

"Ich würde mir wünschen, dass kein einziges Kind in so eine Situation kommt, sondern fröhlich spielen kann! Ich glaube, es ist ein sehr wichtiger Film. Er soll allen gezeigt werden und ALLE sollen AUFWACHEN, um uns Kinder zu schützen! Ich hatte eine wunderwunderbare Zeit mit dem gesamten Film-Team und mit Rainer!"

Warum wurde der Film gekürzt?

Die Kürzung im Schlussteil bei der um 20.15 Uhr ausgestrahlten Fassung geschah aus jugendschutzrechtlichen Gründen. Die Originalfassung darf frühestens um 22.00 Uhr laufen.

Warum wurde der Film nicht ungekürzt um 22.00 Uhr ausgestrahlt?

Die Entscheidung, den Film nicht zu verschieben, sondern in einer leicht gekürzten Fassung zu zeigen, haben wir - Filmemacher und Senderverantwortliche - gemeinsam getroffen. Uns war es wichtig, einem Publikum den Film zu zeigen, das zu diesem Sendetermin schon auf ihn gewartet hat. Wir wollten dem Thema die breitestmögliche Öffentlichkeit zur besten Sendezeit sichern.

Wird es den Film auf DVD geben?

Ja, der Film wird in seiner Originalfassung auf DVD erscheinen.

Ausgewählte Kommentare aus dem Livechat

  • Paraschiva Dragus - bravo und auch den anderen Kindern ganz besondere Hochachtung!!! Ich wünsche dem Chat eine Non-Stopp-Leitung mindestens ein paar Tage als Feedback für den mutigen Film... und möge dies Thema des Jahres 2013 werden - DANKE!
  • Der Film ist ein Meisterwerk. Zu Tränen rührend, poetisch. Ich wollte den Film nicht sehen, habe es doch getan, teils wurde mir schlecht. Danke für den Film. Er wird hoffentlich wachrütteln.
  • Gänsehaut.... kann jetzt nicht ins Bett gehen... ein toller Film über eine grauenvolle Realität!
  • Ich bin so entsetzt. Als Vater zweier kleiner Kinder war ich sprachlos. Ich habe echt geweint. Ich werde mich in Zukunft für diese Kinder einsetzen.
  • Das war öffentlich-rechtliches Fernsehen in seiner besten Form! Reality-TV vom Besten! Dafür würde ich auch das zehnfache an Beiträgen zahlen. Danke, ARD.
  • Der Film war entsetzlich traurig. Ich weine noch. Die Hilflosigkeit und Wut über diese kaltherzigen Menschen ist groß. Ein Film, der hoffentlich in Zukunft das Wegschauen erschwert!!!
  • Nach über drei Jahren Forschung im Bereich Menschenhandel bin ich froh, dass dieses Thema nun kein Randthema mehr ist - danke für diesen Film!
  • Streetworkerin Cathrin Schauer: Der Film zeigt die grausame Realität, die wir im Rahmen unserer Arbeit seit 18 Jahren erleben. Im Namen aller Opfer möchte ich Danke sagen an alle Beteiligten, die zu diesem Film beigetragen haben. Sie haben diesen Kindern eine Stimme und ein Gesicht gegeben und die Öffentlichkeit wachgerüttelt !!!
  • Ich finde diesen Film hervorragend, trotzdem ich immer zwischen Tränen und Wutanfällen pendele. Wir werden noch lange darüber sprechen und ich werde wachsamer sein. Und dafür sorgen dass es auch mein Umfeld ist.
  • Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Film jemals so aufgewühlt hat. Diese "Geschichte" macht betroffen.
  • Der Film sollte uns auch dazu bringen, in Familien, Freundeskreis, etc. offen über dieses Thema/die Gefahren zu sprechen - auch mit unseren Kindern!
  • Warum kommen Dokus etc. über menschliche/gesellschaftliche Abgründe nur so selten? Warum nicht ein Art "Themenabend" wie bei Arte? So viel GEZ-Geld und so wenig wird damit angefangen.
  • Der Film war erschütternd - das zensierte Ende bei weitem nicht das schlimmste im Film - peinlich darum so eine Panik zu verbreiten. Ansonsten weiter so ARD!
  • Die FSK zu verstehen fällt wirklich schwer. Ziehe ich andere ab 12 freigegebene Filme heran, dann erscheint die Schlusssequenz noch eher harmlos. Es besteht überhaupt keinen Grund, diesen Film aus angeblichen Jugendschutzgründen heraus weichzuspülen. Ansonsten einer der besten Filme, die die ARD je produziert hat.
  • Das Thema ist so bedeutsam, dass es dringend in Diskussionsrunden mit professionellen Teilnehmern gehört, damit die Sensibilität in der breiten Bevölkerung diesbezüglich erhöht wird.
  • Eine Diskussionsrunde mit Politikern, Staatsanwaltschaft, Polizei wäre im Anschluss gut gewesen. Jetzt sitzt man völlig erschüttert vor dem Fernseher...
  • Ich kenne es zu genüge...war ein Kind aus Berlin und leide noch heute unter Albträumen....es ist schon 50 Jahre her, die Seele ist zerstört.
  • Uns kann man nicht helfen. Ich verdränge nur. Aber oft wache ich nachts auf und denke, es ist noch nicht vorbei.

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