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Goldenes Happy End in Rio Kugelstoßer Daniel Scheil "hat es allen gezeigt"

Der Weidener Daniel Scheil hat eine unglaubliche Serie von Krankheiten und Rückschlägen erlebt. Fast hätte er es nicht nach Rio zu den Paralympics geschafft. Aufgegeben hat er aber nie und wurde mit Gold im Kugelstoßen belohnt.

Stand: 11.09.2016

Daniel Scheil feiert seinen Paralympics-Sieg | Bild: dpa-Bildfunk

Als er nach seinem Gold-Coup auf dem obersten Podest stand, musste Daniel Scheil kräftig schlucken. "Mir ist alles noch mal durch den Kopf gegangen", sagt der 43-Jährige: "Vor allem habe ich an meine Mutter gedacht, die vor kurzem gestorben ist. Diese Gold-Medaille ist auch für sie."

Einige hatten nicht mehr an ihn geglaubt

Doch trotz dieser schwermütigen Gedanken fühlte sich der Sachse, der für Weiden in der Oberpfalz startet, am Samstagabend überwiegend "happy". Seine Goldmedaille war für Scheil nämlich ein Zeichen an sich und an alle anderen. "Es gab einige, die gesagt haben, das wird sowieso nix", sagt er: "Denen habe ich es gezeigt." Vor allem aber hat er dem Schicksal getrotzt. Denn die vergangenen acht Jahre waren für ihn gepflastert von Lebensprüfungen und Rückschlägen. Bis 2008, damals war er 35, war er kerngesund. Dann sackte er beim Bäcker ohne jede Vorwarnung zusammen, und es folgte eine unvorstellbare Leidenszeit.

Rückschlag von Hundert auf Null

Scheil wurde achtmal reanimiert, lag zwei Monate im Koma. Dadurch, dass das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt wurde, gab es viele Folge-Erkrankungen. Zwischenzeitlich stellten die Ärzte 16 verschiedene Diagnosen. Darunter die Muskelerkrankung Myopathie, wegen der Scheil seit 2010 im Rollstuhl sitzt. "Ich bin von Hundert auf Null gerauscht und in Depressionen verfallen", erklärt er.

Unterstützung durch Paralymicssiegerin Birgit Kober

Heute fühlt er sich "wieder auf Hundert". Großen Anteil daran hat Birgit Kober. Auf die Doppel-Paralympicssiegerin von 2012 stößt Scheil bei der Internet-Recherche. "Was man halt so den ganzen Tag macht, wenn man plötzlich Rentner ist." Er beginnt mit dem Behindertensport. Und auch, wenn es ihm zunächst nicht schnell genug geht, stellen sich die Erfolge bald ein.

Kugelstoßen eigentlich nicht die Lieblingsdisziplin

Doch wieder läuft nicht alles glatt. Kurz nachdem er bei der EM 2014 Gold im Diskus- und im Speerwurf gewinnt, wird klar: In beidem wird er bei den Paralympics keine Medaillen gewinnen können. Ersteres gehört gar nicht zum Programm, letzteres nur in einer kombinierten Klasse, die Athleten aus Scheils Klasse keine Chance lässt. Also konzentriert er sich auf die eigentlich am wenigsten geliebte Kugel - um am Samstag mit 11,03 m gleich bei seinen ersten Paralympics zu triumphieren.

"Jetzt kommt der Spaß"

Daniel Scheil hat sein Lachen wieder gefunden, schon lange vor seinem Gold-Abend von Rio. "Anderen geht es noch schlechter", sagt er: "Was ist heutzutage schon ein Rollstuhl? Gar nix." Und dann kündigt er strahlend an: "Jetzt kommt erst einmal richtig der Spaß."


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