Kultur - Kunst und Design


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Franz von Lenbach Vom Sonnenfanatiker zum Malerstar

Obwohl er bei einem der größten Historienmaler in München studiert hatte, trug Franz von Lenbach seine Staffelei am liebsten raus in die Sonne und malte Dorfstraßen, porträtierte sein abgelegtes Outfit und untersuchte Lichtstimmungen. Bis er Adolf von Schack begegnete.

Stand: 12.12.2011 | Archiv

Maler Franz von Lenbach | Bild: picture-alliance/dpa

Franz von Lenbach, geboren am 13. Dezember 1836, studierte schon eine Weile an der Münchner Kunstakademie, als er sich für Karl von Pilotys Klasse bewarb. Piloty selbst malte bevorzugt historische oder literarische Themen in Großformat. Lenbach wurde genommen und bewies eine solche Begabung, dass Piloty ihn gezielt förderte. Sie blieben sich immer verbunden, obwohl sich Lenbach künstlerisch in eine andere Richtung entwickelte und von seinem Lehrer zwar viel lernte, ihm aber nicht nacheiferte.

Lenbach stellte sich mit seiner Staffelei am liebsten in die Landschaft und versuchte, die Farben so zum Leuchten zu bringen als schiene die Sonne nicht auf, sondern in seinen Bildern. Später bezeichnete er sich in dieser frühen Phase seines Schaffens als "Sonnenfanatiker".

Zweite Lehrzeit im Süden

Lenbachs Porträt der Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn

Nach dem Studium ging Lenbach als Kunstprofessor nach Weimar. Doch er kehrte nach anderthalb Jahren nach München zurück, weil er fand, dass er doch noch mehr zu lernen hätte als er lehren könne. Er begegnete Adolf von Schack, einem der wichtigsten Mäzene seiner Zeit. Das Talent des 24-Jährigen begeisterte Schack. Er schickte den jungen Maler für vier Jahre nach Italien und Spanien, wo er für Schacks Münchner Sammlung die alten Meister kopieren sollte: Rubens, Tizian, Velazques. Diese vier Jahre betrachtete Lenbach rückblickend als "zweite Lehrzeit". Er verliebte sich in die dunklen Farben, aus denen die hellen Gesichter der Porträtierten herausleuchten. Als Lenbach nach München zurückkehrte, malte er nur noch Porträts.

Massenproduktion nach Fotovorlage

Und das mit großem Erfolg. Denn Lenbach bildete nicht einfach nur Äußerlichkeiten ab, er malte die Persönlichkeit seine Modelle. Das sprach sich herum und bald war die Auftragslage so gut, dass sich Lenbach, der Malerstar, ein Grundstück in München leisten konnte und eine Villa in italienischem Renaissancestil errichten ließ. Als Lenbach die reich ausgestattete Villa samt Atelierräumen mit seiner Frau beziehen konnte, war er allerdings hoch verschuldet.

Lenbachs Villa in München

Lenbach war immer schon ein flotter Maler, aber jetzt musste möglichst bald möglichst viel Geld reinkommen. Er ließ seine Auftraggeber nicht mehr Modell sitzen, sondern malte nach Fotovorlagen. Das ging schneller und er konnte dank seiner vereinfachenden Malweise in Massenproduktion gehen. Dass er sich für seine berühmten Porträts der Fotografie als Hilfsmittel bediente, hängte der um seinen Ruf besorgte Maler nie an die große Glocke. Dabei hätte er um sein Ansehen kaum besorgt sein müssen: Als er 1904 starb und der Leichenzug ihn zum Münchner Westfriedhof brachte, standen Menschenmassen an der Straße, um sich zu verabschieden.


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