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Jennerweins Tod Weggeputzt ...

Stand: 15.06.2004 | Archiv

Westerberg und Dürnbachwand im Süden des Schliersees - nicht sichtbar dahinter der Ort der Bluttat an Jennerwein: der Peißenberg | Bild: BR / Ernst Eisenbichler

Die Obrigkeit macht sich Pföderls erbitterte Feindschaft gegen Jennerwein zu Nutze und setzt ihn auf den Wilderer an, um ihn auf frischer Tat zu ertappen. Am 6. November 1877 geht dieser wieder auf die Pirsch - auf den Peißenberg, der sich südlich des Schliersees vor dem Hintergrund der Brecherspitze erhebt. Pföderl nimmt die Verfolgung auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass aufgrund dessen Ressentiments gegen den Nebenbuhler seine Motivation über den Spionage-Auftrag hinausgeht. Aber was sich an diesem Tag genau abspielt, wird letztlich immer ungelüftet bleiben.

Ein Tod wie im Splatter-Movie

Laut gängiger Version streckt Pföderl seinen Rivalen in einer Waldlichtung mit drei Schüssen von hinten nieder - ohne vorherige Warnung: Pföderl weiß, dass sein früherer Kriegskamerad der bessere Schütze ist. Zwei Kugeln zerschmettern Jennerwein den Unterkiefer, eine Wange wird weggerissenen und bleibt samt Schnurrbart an einem Fichtenzweig hängen. Die dritte Kugel trifft ihn im Rücken. Nach späterer Aussage von Pföderl soll er noch ausgerufen haben: "Himmi Sakrament, daschiaßn deans mi aa no."
Weggeputzt von dieser Erd - mit nur 29 Jahren.

Gerichtliche Untersuchungen legen den Schluss nah, dass Pföderl einen Selbstmord Jennerweins vorgetäuscht hat. Als man diesen - neun Tage nach der Tat - findet, steckt eine große Zehe im Abzugsbügel seines Gewehres.

Geschichte: Mildes Urteil für den Angeklagten

Im anschließenden Prozess verurteilt das Königliche Schwurgericht in München Pföderl zu acht Monaten Gefängnis - ein Gnadenurteil. Tötungsabsicht unterstellt das Gericht dem Angeklagten nicht, zudem wertet es dessen "gänzlich ungetrübten Leumund" als mildernden Umstand. Das richterliche Wohlwollen bringt Pföderl dennoch kein Glück. Als ungeliebter Außenseiter und "feiger Jäger" dämmert er seine verbleibenden Jahre als Alkoholiker dahin. 1889 stirbt er 41-jährig im Delirium im Tegernseer Hospital. Er ist schnell vergessen, kein Mensch weiß bis heute, wo er begraben liegt.

Wie gesagt, dies ist die gängige Version, aber keine zweifelsfreie. Das Gericht konnte sich nur auf Indizien stützen, Pföderl hat die Tat nie gestanden und immer wieder seine Unschuld beteuert. Es tauchten auch Verdachtsmomente auf, die auf einen anderen Jäger als Täter deuten.


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