Bayern 2 - radioWissen


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Download-Center Einsatz im Unterricht

Stand: 11.04.2014 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie arabische Länder während des Jom-Kippur-Krieges 1973 Öl als politische Waffe verwendeten, um die pro-israelischen westlichen Industrienationen unter Druck zu setzen. Sie werden über die Maßnahmen der Regierung Brandt zur Energieeinsparung informiert und verstehen, dass vor allem das Fahrverbot an vier Sonntagen im November/Dezember 1973 die autoverliebten Deutschen schockierte. Die Ölkrise machte ihnen deutlich, dass die viel gepriesene Mobilität von Ressourcen abhing, die die Bundesrepublik nicht selbst besaß. Erstmals wurde der verschwenderische Umgang mit Öl hinterfragt, die Debatte über alternative Energiequellen hält seither an. Außerdem bewerten die Schülerinnen und Schüler die Auswirkungen der Ölkrise mit Blick auf Preisentwicklung, Beschäftigungssituation und soziale Konflikte. Schließlich können sie nachvollziehen, dass die Ölkrise 1973/74 das Ende des "Wirtschaftswunders" bedeutete und somit eine wichtige Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland markiert.

Die Sendung im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Lehrkraft zeigt der Klasse ein Foto, das an einem Fahrverbotssonntag im November/Dezember 1973 aufgenommen wurde: Straßen und Autobahnen sind gespenstisch leer. Die Schülerinnen und Schüler äußern ihre Eindrücke und berichten, was sie von Fahrverboten in Deutschland wissen. Einige haben von der Ölkrise 1973 gehört, andere kennen regionale Fahrverbote wegen Ozonalarms, die in der Vergangenheit jedoch nur Fahrzeuge ohne Katalysator betrafen. Manche Schüler haben vom Aktionstag "mobil ohne Auto" gehört, zu dem Umweltverbände regelmäßig, aber ohne nennenswerten Erfolg aufrufen.
Um das Thema Ölkrise der 1970er Jahre einzuordnen, berichtet die Lehrkraft kurz von der Ausgangslage. Die Bundesrepublik zehrt Anfang der 70er Jahre noch vom wirtschaftlichen Nachkriegsboom. Man glaubt, dass Rohöl stets billig und sicher zur Verfügung steht. Das Auto, laut VW-Werbung "ein Stück Freiheit", ist der Deutschen liebstes Spielzeug. Man schwärmt vom "Tiger im Tank" und den Verlockungen der individuellen Mobilität. Mitten in die Massenmotorisierungseuphorie platzt Anfang Oktober 1973 die Nachricht vom Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges im Nahen Osten. Der Konflikt scheint weit entfernt, doch die arabischen Ölförderländer wagen die Machtprobe mit dem "israel-freundlichen" Westen, indem sie Öl als Waffe einsetzen. Binnen kurzer Zeit lehren die Scheichs den Deutschen das Gruseln.

Nacharbeit

Nachbearbeitung: Zur Festigung des Wissens befasst sich die Klasse mit den Arbeitsblättern. Arbeitsblatt 1 fasst zusammen, wie es zum Ausbruch der Ölkrise kommt. Arbeitsblatt 2 beschäftigt sich mit den Maßnahmen, die 1973 angesichts einer drohenden Ölknappheit in Westdeutschland ergriffen werden. Arbeitsblatt 3 widmet sich den Reaktionen auf die Ölkrise und beleuchtet die Themen Energiesparen und alternative Energieträger.
In der Vertiefungsphase geht die Klasse der Frage nach, was die Ölkrise 1973/74 bewirkt hat. Folgende Aspekte, denen sich Arbeitsgruppen widmen können, haben eine nähere Betrachtung verdient:

  • Ölkrise - das Bangen um den Wohlstand beginnt.
  • Die Deutschen, die Ölkrise und die "Tendenzwende": Immer mehr Energiekonsum, immer mehr Fahrzeuge, immer mehr Straßen, kein gesellschaftliches Leben ohne Auto - als die Scheichs den Ölhahn zudrehen, fragen sich manche Menschen, ob sie einer falschen Vorstellung von Lebensqualität nachjagen.
  • Plötzliche Erkenntnis: Die globalen Energiereserven sind nicht unerschöpflich!
  • Auf der Suche nach alternativen Energiequellen.
  • Atomstrom für Deutschland - und die Anti-AKW-Bewegung (Hintergrund: Nach dem Ölpreisschock 1973/74 plant die Bundesregierung den Bau von 40 Kernkraftwerken, dagegen formiert sich Widerstand.)

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
Geschichte - Sozialkunde - Erdkunde
9. Jahrgangsstufe
9.7 Ein aktuelles Thema
Politik und Gesellschaft stehen vor erheblichen Herausforderungen. Die Schüler sollen nach ihrer Interessenlage ein bedeutsames Thema aus dem politischen Geschehen aufgreifen und multiperspektivisch untersuchen. Sie erhalten auf diese Weise die Möglichkeit, sich an der Themenwahl sowie an der Methodenbestimmung zu beteiligen. Dadurch wird ihr Interesse für politische Fragen geweckt, ihre Einsichtsfähigkeit in Zusammenhänge gestärkt und ihr politisches Wissen vertieft.
9.7.1 Zugang
Themenwahl, Leitfragen, Methodenbestimmung, z. B. Medienrecherche, Expertenbefragung
9.7.2 Untersuchung
- mögliche Aspekte, z. B. politische, soziale, historische, geographische, rechtliche, ethische, religiöse, wirtschaftliche
- Verknüpfungen und rationale Urteilsbildung
9.7.3 Präsentation
- sachgerechte, verständliche und übersichtliche Darstellung, in der Zusammenhänge aufgezeigt werden
Wiederholen, Üben, Anwenden, Vertiefen
- Komplexität politischer Aufgaben und Probleme

Lehrplan für die bayerische Realschule
Erdkunde
9. Jahrgangsstufe
9.1 Deutschland und seine Einbindung in die Welt
- Wirtschaft: Verbrauch und Begrenztheit der Ressourcen
Geschichte
10.5 Wiederholen, vertiefen, verknüpfen
Thematische Rückblicke, thematische Querschnitte und regionalgeschichtliche Unterrichtsvorhaben eröffnen den Schülern weitere Zugangsweisen zur Geschichte und dienen gleichzeitig der Wiederholung, Vertiefung und Verknüpfung. Zwei unterschiedliche Unterrichtsvorhaben dieser Art sind verbindlich im Lauf des Schuljahres zu behandeln, und zwar nach Möglichkeit unter Berücksichtigung des regionalgeschichtlichen Bezugs. (…) Grundsätzlich können von der Lehrkraft und den Schülern selbst geplante andere Vorhaben im Unterricht (…) bearbeitet werden.
Thematischer Querschnitt: Wie Menschen Geschichte erleben - Untersuchen der Subjektivität von Geschichtserfahrung - Zeitzeugenbefragung (Oral history) und kritische Analyse
Möglicher Aspekt: Ölkrise 1973

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Geographie
11. Jahrgangsstufe
11.3.2 Rohstofflagerstätten und deren Nutzung
Die Schüler erfassen das globale Potential und den weltweiten Verbrauch von Rohstoffen. An ausgewählten Beispielen gewinnen sie Einblick in geopolitische Aspekte globaler Rohstoffströme. Aus dem Wissen um die Begrenztheit der Rohstoffe erkennen sie die Notwendigkeit eines nachhaltigen Ressourcenmanagements.
Geschichte
12. Jahrgangsstufe
12.2 Konfliktregionen und Akteure internationaler Politik in historischer Perspektive
12.2.1 Der Nahe Osten: Historische Wurzeln eines weltpolitischen Konflikts
- Israel und seine arabischen Nachbarn im ideologischen Spannungsfeld des Kalten Kriegs


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