Bayern 2 - radioWissen


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Altes Wissen, neu genutzt

Von: Volker Eklkofer / Sendung: Veronika Bräse

Stand: 16.04.2014 | Archiv

Natur und TechnikHS, RS, Gy

Im Mittelalter waren die Klöster Zentren der Pflanzenheilkunde, dann machte der Buchdruck aus Expertenwissen Volkswissen. Später kamen synthetische Medikamente auf den Markt. Trotz aller Erfolge der Schulmedizin suchen heute wieder viele Menschen ihr "Heil" in der Phytotherapie.

Spätestens seit der Zeit Karls des Großen wurde hinter Klostermauern Pflanzenheilkunde auf hohem Niveau betrieben.

Heilendes Wissen hinter Klostermauern

Mönche und Nonnen sammelten Wissen über Kräuter, stellten Medikamente her und behandelten Patienten. Abgesehen davon, dass einige Rezepte auf Aberglauben und mystischen Einsprengseln beruhten, war die mittelalterliche Medizin eine nüchterne Erfahrungsmedizin. An der Wende zur Neuzeit machte der Buchdruck breiteren Bevölkerungsschichten Informationen über die Heilkraft von Kräutern zugänglich. Kräuterbücher erschienen und erreichten hohe Auflagen bis ins 18. und 19. Jahrhundert.

Der Siegeszug der Chemie in der Medizin

Im Zuge des Aufschwungs der chemischen Industrie drängten synthetisch hergestellte Medikamente Heilpflanzen in den Hintergrund. Medizinskandale erschütterten im 20. Jahrhundert das Vertrauen vieler Menschen in die Schulmedizin. Eine neue Naturbewegung entstand, "sanfte" Heilmittel rückten wieder in den Fokus. Wissenschaftler entdeckten alte Rezepte neu und spürten pharmakologisch wirksamen Substanzen aus Pflanzen nach. Pharmaunternehmen brachten "rein pflanzliche" Produkte auf den Markt, allerlei Ratgeber mit Wirkungsangaben und Dosierungsanleitungen für selbsternannte Heilkundige erschienen.

Zwischen Schulmedizin und Naturmedizin

Doch mit naiver Naturverklärung ist niemandem geholfen. Bei der Herstellung und beim Gebrauch von Naturarzneien ist viel Wissen erforderlich. Auch Heilpflanzen können gefährliche Nebenwirkungen haben und bei akut bedrohlichen Erkrankungen darf die Einnahme synthetisch hergestellter Medikamente nicht hinausgezögert werden. Dennoch können Heilpflanzen eine interessante Alternative sein, wenn man sie gezielt dort einsetzt, wo ihre Wirksamkeit belegt ist.


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