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Charles Darwin Das Thema

Stand: 27.01.2009 | Archiv

Am 27. Dezember 1831 sticht von Plymouth die "Beagle" in See, ein Kriegsschiff mit Forschungsaufgaben vor allem an der südamerikanischen Küste. Als Naturwissenschaftler mit an Bord ist ein 22-jähriger Theologe: Charles Robert Darwin, Sohn eines bekannten Arztes. Er verdankt seinen Platz auf der "Beagle" seinen Beziehungen, aber vor allem den naturwissenschaftlichen Interessen, die er als Student in Edinburgh und Cambridge gezeigt hat. Fundiert ausgebildet ist er nicht. Doch bereits auf See zeigt sich die Zähigkeit und Ernsthaftigkeit, mit der Darwin an seine Aufgabe herangeht: trotz Seekrankheit beginnt er Charles Lyells damals revolutionäres Werk "Principles of Geology" zu lesen, in dem der Verfasser in der Geologie den Entwicklungsgedanken betont. Demnach sind die geologischen Formationen nicht notwendig durch einen einmaligen Schöpfungsakt und nachfolgende Sintfluten entstanden, wie die verbreitete Meinung ist; vielmehr genügen für Lyell zur Erklärung die noch gegenwärtig wirksamen Kräfte: z. B. Erosion, Vulkanismus, Sedimentierung.

In Südamerika findet Darwin diese Theorie auf Schritt und Tritt bestätigt. Fossilfunde können nahe legen, die Entwicklungsgedanken auch auf die Entstehung der Arten zu übertragen. Doch erst beim Besuch der Galapagosinseln bezeugt eine Eintragung in einem Notizbuch, dass Darwin sich mit dem Entwicklungsgedanken beschäftigt. Die Tier- und Pflanzenwelt auf den Galapagos zeigt von Insel zu Insel leichte Abänderungen - Varianten, die, fragt sich Darwin, durch die geographische Isolation verursacht wurden? Er stellt fest, dass sich die Varianten außerdem zum Teil schon zu verschiedenen Arten auseinanderentwickelt haben - zumindest wäre das eine mögliche Deutung, wenn man den Entwicklungsgedanken voraussetzt und nicht, wie die herrschende Auffassung es will, von einer "Konstanz der Arten" ausgeht.

"Die Entstehung der Arten": Darwins revolutionäre Evolutionstheorie

Nach knapp fünfjähriger Reise zurückgekehrt, macht sich Darwin mit einigen Spezialisten an die Ausarbeitung des immensen Materials, das er von seiner Reise mitgebracht hat. Zusammen mit Frau und Kindern führt er bald ein zurückgezogenes Leben als Privatgelehrter in Down bei London. Er veröffentlicht geologische und biologische Schriften, aber erst 1859 erscheint das Werk, das die Theorie der "Entstehung der Arten" enthält und begründet, Darwins Hauptwerk: On the Origin of Species by means of Natural Selection ... Hier wird nicht nur nachgewiesen, dass sich die Arten entwickeln, es wird auch erklärt, warum das so ist: in einer sich ständig ändernden Umwelt überleben die Varianten, die jeweils am besten angepasst sind, die anderen werden "selektiert". Die Natur wirkt also im Großen, unbewusst, wie, bewusst, im Kleinen ein menschlicher Züchter, der bestimmt Merkmale herauszüchtet.

Das Buch hat sofort durchschlagenden Erfolg, die Theorie wirkt je nach Standort skandalös oder als ein Fanal der wissenschaftlich begründeten Aufklärung gegen kirchliche Vorurteile. Besonders erregt man sich über eine Andeutung Darwins, durch seine Theorie werde Licht auch auf die Abstammung des Menschen fallen. Darwin selbst hält sich aus den folgenden Polemiken völlig heraus. Er veröffentlicht weiter, über spezielle Fragen der Evolutionstheorie, aber vor allem über botanische Themen. Die ungeheure Materialfülle, die Darwin in seinem Werk verarbeitet, seine penible Genauigkeit, seine strikt unpolemische Haltung - all das sichert ihm nicht nur den Respekt zahlreicher Wissenschaftler, sondern auch die Achtung weiterer Kreise. Er stirbt hochgeehrt am 19. April 1882.


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