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KZ Flossenbürg Arbeit und Tod für die Rüstungsproduktion

Stand: 25.05.2009 | Archiv

1942/43 war ein schnelles Kriegende nicht mehr in Sicht. Auch im Lager Flossenbürg änderte sich nun die Situation grundlegend, da immer mehr Häftlinge als Arbeitskräfte für die immens steigende Rüstungsproduktion herangezogen wurden. Der Steinbruchbetrieb verlor zunehmend an Bedeutung.

Stattdessen begann in Flossenbürg die Teilfertigung für das Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 109. Das Unternehmen verlagerte dazu Anfang 1943 einen Teil seiner Produktion ins KZ.

Messerschmitt-Fertigungshalle im KZ Flossenbürg

Gearbeitet wurde rund um die Uhr, die Häftlinge wechselten sich in drei Acht-Stunden-Schichten pro Tag ab. Diese Arbeit war zwar weniger kraftraubend als die im Steinbruch, dafür galten Fehler als Sabotage, die mit dem Tod bestraft werden konnten.

"Todesfabrik" Außenlager

Lagergelände Hersbruck

Auch für andere Rüstungsbetriebe musste Zwangsarbeit geleistet werden, meist an deren Standorten. Dementsprechend erhielt Flossenbürg ab 1943 fast 90 Außenlager in Bayern, Sachsen, im Sudetenland und in Böhmen, insgesamt verstreut auf eine Fläche von 100.000 Quadratkilometern. In 25 davon waren ausschließlich Frauen untergebracht - von 1938 bis 1945 insgesamt etwa 16.000.

Manche der Außenkommandos waren besonders berüchtigt, so das fränkische Hersbruck oder Leitmeritz (Litomerice) in Böhmen. Die Arbeitsbedingungen in unterirdischen Stollen waren derart unmenschlich, dass beide Lager jeweils etwa 4.500 Todesopfer, vorwiegend ungarische Juden, forderten. Ein US-Untersuchungsbericht nannte die Außenlager, mit denen häufig auch die lokale Bevölkerung konfrontiert war, "Todesfabriken".

"Im Stollen mussten wir Loren schieben. Da gab es Drehscheiben, um die Loren weiterzuleiten. Kapos bedienten die Drehscheiben mit Drucklufthebeln. Die Druckluft wirbelte Sand auf und wir waren geblendet. Wenn einer die Lore nicht schnell genug auf die Drehscheibe brachte, gab es vom Kapo Schläge, ständig Schläge. In den Stollen gab es auch immer wieder Verschüttete."

Roger Caillé, Häftling in Hersbruck

Ärzte als Henker

Besonders berüchtigt waren aber auch diverse KZ-Ärzte, die Gefangene quälten und ermordeten. Das unrühmlichste Beispiel in Flossenbürg hieß Heinrich Schmitz. Er führte viele unnötige und teilweise abwegige Operationen an Häftlingen durch, an denen nach geheimen Aufzeichnungen eines seiner Kollegen rund 250 starben. Auf das Konto von Schmitz und weiteren SS-Medizinern gehen vermutlich auch etwa 500 Euthanasie-Opfer. Manche homosexuelle Insassen wurden kastriert.

Unbeschreibliches Chaos der letzten Monate

Im letzten Kriegsjahr nahm die Zahl der Häftlinge extrem zu: Ende 1943 waren es über 3.300, ein Jahr später schon mehr als 8.000. Der höchste Stand wurde im März 1945 mit fast 15.500 erreicht. Riesige Gefangenentransporte aus Lagern, denen sich die Alliierten näherten, hatten seit Mitte 1944 Flossenbürg überfüllt. Wegen der Tallage dieses KZs konnte es jedoch nicht entsprechend erweitert werden. Am Ende wurden in jeder Baracke 1.000 Gefangene zusammengepfercht, obwohl sie eigentlich nur für 250 gedacht waren. Teilweise kämpften bis zu sieben Häftlinge um ein Bett.

Durch die Enge verschlechterten sich massiv die hygienischen Verhältnisse im Lager. Im Herbst 1944 wurde überdies noch Typhus eingeschleppt. Die Todesrate schnellte geradezu nach oben. Von den insgesamt 30.000 Todesopfern im KZ Flossenbürg starben 75 Prozent allein in den letzten neun Monaten. Die meisten von ihnen erlagen den mörderischen Existenzbedingungen gegen Kriegsende. Zwischen April 1944 und April 1945 wurden aber auch geschätzte 1.500 Häftlinge im Hof des Arrestgebäudes hingerichtet - wegen Fluchtversuchs, angeblicher Sabotage oder anderer Vergehen.

Bonhoeffer und Co. - bekannte Flossenbürg-Häftlinge

Dietrich Bonhoeffer

Unter den Hingerichteten befanden sich auch sogenannte "Sonderhäftline": Personen aus Politik, Kirche oder Militär wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer oder Admiral Wilhelm Canaris. Andere prominente Gefangene wie der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg überlebten die KZ-Haft.


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