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Neil Young "Earth"

Freitag, 24. Juni

Stand: 24.06.2016

CD-Cover  "Earth" von Neil Young | Bild: Reprise Records (Warner), Montage: BR

Von Altersmüdigkeit keine Spur. Im November des letzten Jahres ist Neil Young 70 geworden, jetzt bringt der Querdenker ein dröhnend-sperriges Live-Album namens "Earth" heraus. Eingespielt hat er es mit den Söhnen von Willie Nelson, die unter dem Bandnamen The Promise Of The Real firmieren. "Earth" ist jedoch kein konventioneller Konzert-Mitschnitt, es ist ein nachbehandelter, mit Chorsätzen aufgebretzelter Liedzyklus über den Umgang mit Mutter Erde und den Bedrohungen, denen die Schöpfung ausgesetzt ist.

Insofern wird Young seinem Ruf als innovativer recording artist, als schöpferischer Aufzeichnungskünstler gerecht. Konsequent hat er - wahrscheinlich selbstgemachte - Außenaufnahmen, field recordings von Tierstimmen über das gesamte Album verstreut. Das Krächzen einer Krähe, das an das rhythmische Scratchen einer Vinyl-Platte erinnert, die Empörung in Youngs Stimme, wenn er in Big Box gegen die Macht der Konzerne wettert oder wütende Kapitalismuskritik übt in ausufernden Songs wie "The Monsanto Years" – keine Frage, es gibt starke Momente auf dieser Platte, aber eines ist Neil Young mit dieser hörspielähnlichen Arbeit nicht gelungen: Diese über neunzig Minuten dauernde Produktion ist nicht faszinierend. Schade, aber wahr. "Earth" ist trotz guter Absichten missraten, ein unfreiwillig komisches Werk. 
Tobias Ruhland

[Reprise Records (Warner)]


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