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Ana Tijoux "Vengo"

Donnerstag, 23. Juni

Stand: 23.06.2016

CD-Cover: Ana Tijoux - Vengo | Bild: Nacional Record, BR, Montage BR

Für einen Grammy hat es zwar noch nicht ganz gereicht, dafür wurde Ana Tijoux aber bereits auf anderen Feldern der Popkultur geadelt: Ihr Song "1977" taucht in der Serie der preisgekrönten Serie "Breaking Bad" auf und die New York Times feierte sie für ihr gleichnamiges Album von 2009 als "Südamerikas Antwort auf Lauryn Hill". 1977 ist das Geburtsjahr der Rapperin aus Chile, die als Kind mit ihren Eltern vor der Diktatur Pinochets nach Paris geflohen ist, wo sie mit Hiphop sozialisiert und aufgewachsen ist.

Als 16-jährige kehrte sie nach Chile zurück, begann ihre erste Karriere als Frontfrau der Hiphopband Makiza, um schließlich seit 2006 solo Platten zu veröffentlichen, die nicht nur in Südamerika, sondern auch in ihrer Wahlheimat Frankreich große Beachtung finden: politischer Hiphop auf Französisch, Spanisch und Englisch, der Tabuthemen aufgreift wie das Leben im Exil, Teenagerschwangerschaften und nun auf ihrem inzwischen offiziell vierten Album "Vengo" alle großen gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart einkreist: Migration und Armut, Gendergerechtigkeit oder die Auswüchse des ausufernden globalen Kapitalismus. Im Unterschied zu den Vorgängeralben ist "Vengo" musikalisch vielfältiger geraten - und gleichzeitig traditioneller. Als Identifikationsfigur für eine ganze Generation junger Latinos setzt sie bei ihren neuen Songs weniger auf typische US-amerikanische Samples und Beats, sondern ganz bewusst und verstärkt auf südamerikanische Instrumente, Melodien und Rhythmen. Auf der nächsten Grammy-Nominierungsliste - etwa in der Kategorie "Best Latin Rock, Urban or Alternative" sollte "Vengo" auf jeden Fall auftauchen.
Tobias Ruland

[Flowfish Records]


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