Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. November 1952 Mehrere Wetterdienste schließen sich zum DWD zusammen

Auf Regen folgt Sonnenschein. Heißt es gemeinhin. Theoretisch. Praktisch ist das nicht immer so. Überhaupt kennt das Wetter allerlei Lagen. Um die in den Griff zu bekommen, also zumindest vorab erwartbar zu machen, erstellt unter anderen der Deutsche Wetterdienst seine Prognosen. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 11.11.2022 | Archiv

11 November

Freitag, 11. November 2022

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die Frage, wie in den kommenden Tagen das Wetter wird, ist mit hundertprozentiger Sicherheit zu beantworten. Ob diese Antwort dann auch hundertprozentig stimmt, ist wieder eine andere Frage. Pessimisten neigen dazu, auf den bayerischen Musikphilosophen Fredl Fesl zu hören: "Sepp bleib da, Du woasst ja ned, wias Weda werd". So lautet die erste Zeile des bekannten Volkslieds, in der Feslschen Fassung. Es gibt auch ältere Textvarianten, wo es heißt: "Hans bleib da …" Denn auch der Hans wusste es nicht.

Sepp und Hans haben keine Ahnung vom Wetter

Leider ist uns Näheres weder über Josef noch über Johann bekannt, außer, dass sie vermutlich beide aus dem Süden stammten, weshalb sie Sepp und Hans gerufen wurden. Dass diese zwei Bayern zum Daheimbleiben verurteilt waren, weil sie sich in Wetterfragen besonders deppert anstellten, kann nicht ausgeschlossen werden. Wahrscheinlicher aber ist, dass Hans und Sepp so schlau waren wie Jens und Kai und Rüdiger. Denn auch im Norden, Osten und Westen des Landes stocherte man früher wettermäßig oft im Nebel.

Eh alles Nebel

Die Bandbreite der Möglichkeiten war einfach zu groß: "Es kannt renga oder schneim oder auch schee Weda bleim." Übersetzt ins Meteorologische bedeutet das: Vom wolkenlosen Hoch bis zum niederschlagsreichen Tiefdruckgebiet - alles war möglich. Und nicht nur im Volkslied. Auch im richtigen Leben galt landauf landab: "Nix Genaues weiß man nicht."

Diese prognostische Ungewissheit beschäftigte sogar höchste Stellen, zum Beispiel den Deutschen Bundestag. Der verabschiedete am 11. November 1952 das Gesetz über den Deutschen Wetterdienst und schuf damit eine nationale Behörde, die "die meteorologischen Erfordernisse" der Bundesrepublik Deutschland zu erfüllen hatte: also Wettervorhersagen, Warnungen und Klimaanalysen.

Bereits sieben Monate vor dem Parlamentsbeschluss waren mehrere Wetterdienste der westalliierten Besatzungszonen zusammengeführt worden. Der Deutsche Wetterdienst der US-amerikanischen Zone mit Sitz in Bad Kissingen, das Meteorologische Amt für Nordwestdeutschland in der britischen Zone, mit Sitz in Hamburg. Und die drei französischen Landeswetterdienste. Nur im Osten wehte ein anderer Wind. Dort gab es seit zwei Jahren den Meteorologischen Dienst der DDR. Mit der Gründung des Deutschen Wetterdienstes DWD zog nun also auch die Bundesrepublik nach.

Aber allein die Schaffung einer nationalen Wetterbehörde ist natürlich noch kein Garant für treffsichere Prognosen. Bis Mitte der 1960er Jahre waren die Vorhersagen zwar keine Glückssache, aber reine „Handarbeit“. Erst 1966 installierte der DWD mit Sitz in Offenbach am Main einen Supercomputer. Mit der täglichen Produktion einer numerischen Wettervorhersage stieg die Trefferquote fortan erheblich. Dank Riesenrechner wurden immer genauere Prognosen möglich. Und so hat man heutzutage die Großwetterlagen ganz gut im Griff. Nur im Detail, da hapert es manchmal noch. Das Dumme ist halt nur, dass zum Detail oft auch das Wetter vor der eigenen Haustür gehört. Weshalb das schöne, alte Volkslied nichts an Aktualität verloren hat: "Sepp, bleib da, Du woasst ja ned, wias Weda wird. " - Und auch Du, Hans, daheimbleiben! - Und der Jens und der Kai und der Rüdiger? - Mei, die sowieso!


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