Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. November 2003 Fünfter Harry Potter-Band in deutscher Übersetzung erschienen

Die Namen in J.K. Rowlings Büchern sind meistens sprechende Namen. So auch Dolores Umbridge. Schmerzhaft wird es unter der Ägide der neuen Schulleiterin in Hogwarts für Harry. Band fünf ist denn auch der, der das große Finale einleitet: Den Kampf gegen Lord Voldemort. Autor: Johannes Roßteuscher

Stand: 08.11.2021 | Archiv

08 November

Montag, 08. November 2021

Autor(in): Johannes Roßteuscher

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Solch eine Figur können eigentlich nur zwei erschaffen. Das Leben und Joanne K Rowling: Dolores Umbridge, neue Schulleiterin auf Hogwarts. Frau Direktor, Spitzname Krötengesicht, trägt stets rosafarbene Kostüme, gerne eine Schleife im Haar, ihr Büro: eine kolossale Sammlung von Häkeldeckchen und Katzenbildchen. Ihren Auftrag als Pädagogin interpretiert sie nicht ganz so zuckersüß: In der Zauberschule installiert sie in kurzer Zeit ein totalitäres Regime inklusive verschiedener Formen der Folter. Ihr Lieblingsopfer: Der prominenteste Schüler des Internats.

Schluss mit lustig…

Dolores Umbridge ist eine der neuen Figuren in Harry Potter und der Orden des Phoenix, dem fünften Band der erfolgreichsten Buchreihe aller Zeiten. Und eine der unangenehmsten Charaktere, die das Harry-Potter-Universum je bevölkert haben. Ihre Rolle ist anzudeuten - Blödsinn: unmissverständlich zu zeigen, wohin die Reise nun, ab Band fünf, gehen wird.

Dabei beginnt alles wie gehabt: Das Buch bricht Rekorde. Startauflage zwei Millionen – die höchste eines je in Deutschland erschienenen Buchs. Als Harry Potter und der Orden des Phoenix am 8. November 2003 erscheint, gibt es – wie schon beim Vorgängerband – Mitternachtspartys in den Buchläden, die Post legt Sonderschichten ein, um die ersten Exemplare noch in der Nacht auszuliefern. Und Band fünf ist der dickste von allen: 1022 Seiten. Joanne K Rowling hat diesmal drei Jahre dafür gebraucht – auch wenn Harry im Buch wie immer nur ein Jahr älter wird.

Der Ernst des Lebens

Dieses Jahr ist anders als die anderen: Harry pubertiert, zerstreitet sich mit seinen Freunden, verliert seinen Paten, ist unglücklich wie nie, verliebt sich – aber das ist alles nur die vordergründige Handlung. In Wirklichkeit nimmt die Geschichte jetzt bereits Fahrt auf Richtung großes Finale. Es gibt kein Happy End wie in den ersten drei Bänden, es gibt überhaupt kein richtiges Ende. Nur die Prophezeiung, dass es irgendwann tatsächlich auf einen tödlichen Zweikampf mit Harrys Todfeind Lord Voldemort hinauslaufen muss: Nur einer kann überleben…

Sinnbild für diese Wende ist – wir kehren zurück zu Frau Katzenfreundin Krötengesicht – Dolores Umbridge. Eine der widerlichsten, aber auch eine der treffendsten Figuren, die Joanne K Rowling erfunden hat. Nicht vielschichtig, dafür umso archetypischer: Der Diktator, der seinen Schäferhund liebt. In Band fünf reizt sie ihre noch begrenzte Macht aus bis zum Anschlag, zwei Bücher später steigt sie zur Großinquisitorin der Zaubererwelt auf. Führt Schauprozesse gegen nicht reinblütige Zauberer!

Aber halt: nicht alles ist düster in Band fünf. Natürlich gibt es Widerstand von allen Seiten, und ausgerechnet die beiden notorischsten Spaßvögel von allen bringen Umbridge die schönste Niederlage bei: Fred und George Weasley haben genug von der Diktatur, befreien ihre beschlagnahmten Besen und verlassen die Schule für immer – nicht ohne sie vorher in eine Sumpflandschaft zu verwandeln und ein grandioses, magisches Feuerwerk abzubrennen – das schon genügt, Dolores Umbridge in Todesangst zu versetzen. Im Film übrigens noch besser als im Buch – in manchen Kinos gab es damals Szenenapplaus.


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