Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Juni 1983 Vorstellung des ersten kommerziellen Handys

Zehn Jahre dauerte die Entwicklung bei Motorola, dann war es zu haben, das erste kommerzielle Handy, für 3 .995 US-Dollar - inflationsbereinigt wären das heute 9.495 US-Dollar. Für das Innenleben plünderten die Ingenieure damals UKW-Radios und kombinierten diese mit einem leistungsfähigen Akku. Autorin: Yvonne Maier

Stand: 13.06.2023 | Archiv

13 Juni

Dienstag, 13. Juni 2023

Autor(in): Yvonne Maier

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Kaufen Sie! Kaufen Sie! Das neue Motorola DynaTAC 8000X! Ein Handy der Extraklasse für den Geschäftsmann der Extraklasse: nur 800 Gramm schwer, 33 Zentimeter lang, knapp 10 Zentimeter dick, ausfahrbare Antenne und unglaubliche 35 Minuten Akkulaufzeit! Und aufgeladen ist der schon wieder in sagenhaften zehn Stunden! Erhältlich in den Trendfarben beige und crème, schwarz und weiß oder ganz in weiß! Und das zusammen für den Schnäppchenpreis von nur 3.995 Dollar! Greifen Sie zu. Kaufen Sie, kaufen Sie!

Der Knochen

Nun gut ... heute kann man mit so einem Angebot für ein Handy keinen mehr locken. Aber seit am 13. Juni 1983 das Motorola DynaTAC 8000X vorgestellt wurde, war dieses Handy - oder der "Knochen" - das nonplusultra für stinkreiche Geschäftsleute oder solche, die stinkreich aussehen wollten. Knapp 4000 Dollar machten 1983 immerhin ein Viertel eines durchschnittlichen Jahresgehalts eines US-Amerikaners aus. Und ganz abgesehen davon: Wer brauchte denn schon so ein Gerät, wenn es an jeder Ecke Münztelefone gab, die sich für wenige Cent bedienen ließen?

Cool, exklusiv und weltberühmt

Die Macher des allerersten Handys hätten darum selbst nicht gedacht, dass es sich so gut verkaufen würde. Innerhalb des ersten Jahres gingen weltweit rund 300.000 Stück über den Ladentisch, Gordon Gecko machte es im Film "Wall Street" weltberühmt. Die Macher waren eher von einem kleinen, exklusiven Kreis von Unternehmern, Ärztinnen und Ärzten oder Immobilienmaklern ausgegangen. Falsch gedacht. Der Coolness-Faktor des schnurlosen, tragbaren Telefons war einfach zu groß.

Abgelöst hat das Motorola DynaTAC 8000X übrigens die damals typischen Autotelefone. Beide basierten auf derselben Technik - auf Funkzellen. Nur wenn das Netz groß genug war, konnte auch störungsfrei telefoniert werden, erst in den 1980er Jahren wurde das so weit ausgebaut, dass man es sinnvoll nutzen konnte.

Das erste Telefonat mit dem brandneuen Prototyp war übrigens ähnlich unspektakulär wie das erste Telefonat mit einem herkömmlichen Telefon. Marty Cooper von Motorola rief im Jahr 1973 die Bell Labs an: "Ich rufe nur an, um zu klären, ob mein Anruf bei Euch auch gut klingt." Nun ja. Nicht jeder kann wie Neil Armstrong auf dem Mond Worte sprechen, die später Geschichte schreiben - während man gleichzeitig selbst Geschichte schreibt. Heute ist uns allen das Telefonieren mit dem Handy sowieso zunehmend egal. Uns geht es nicht mehr um die Stimme, sondern um die Daten, um Fotos, Mails oder soziale Medien. Doch ohne den Knochen von 1983 würden wir uns heute immer noch mit Telefonen anrufen, die Kabel haben. Wäre ganz schön unpraktisch. Dann doch lieber ein paar Jahre ein 33 Zentimeter langes, 800 Gramm schweres Handy herumschleppen, oder?


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