Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. Dezember 1992 Erste SMS verschickt

Der Short Message Service, kurz SMS, veränderte die Welt. 2012 tippte jeder Deutsche durchschnittlich 700 Kurzmitteilungen pro Jahr. Tendenz sinkend – schließlich gibt es mittlerweile WhatsApp. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 03.12.2019 | Archiv

03 Dezember

Dienstag, 03. Dezember 2019

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Didididiiidiiidididi! Ah, ein "Tekstinäppelin", wie der Finne, also der mit dem Nokia-Handy, zu sagen pflegt. Eine Textnachricht.

Hi, WD! 2N8 vlt Kino? 20 Uhr neuer James Bond, OMG! Hdl Caro

Schon gewöhnungsbedürftig, diese Sprache in den Kurznachrichten. Aber wer zu viel schreibt, läuft Gefahr, dass er TLTR zur Antwort bekommt, too long to read. Caro ist also WD, wieder da. Ob ich 2N8, two N eight, tonight, sprich: heute Abend vlt, vielleicht Lust auf Kino hätte? Und auf den Kultfilm, OMG, oh mein Gott! James Bond also, da schicke ich erst mal ein lachendes Smiley zurück. LOL, Lots of Laughter. Geht klar. CU@8. See you at eight. Hdal, hab dich auch lieb. Ab die Post, und Caro hört jetzt den Morsecode für SMS: didididiiidiiidididi.

Der Aufstieg der SMS

Die Kurztexte gehen auf einen Ingenieur der Deutschen Bundespost namens Friedhelm Hillebrand zurück, Mitte der 1980er-Jahre. Das ist die Zeit, in der Minister und andere wichtige Leute ihre Autos umbauen lassen, um die Kisten mit den ersten Mobiltelefonen auf dem Rücksitz unterzubringen. Stolze 5000 Mark kostet so ein - nun, Handy kann man das noch nicht nennen. Hillebrand weiß, dass jedes dieser Telefone auf zwei Kanälen arbeitet: auf einem läuft das Gespräch, der andere ist ein Steuerkanal, damit es nicht so rauscht. Dazu braucht man aber nur einen kleinen Teil dieses Kanals. Was tun mit dem Rest? Textnachrichten kämen in Frage - aber es haben nur noch 160 Zeichen Platz. Wochen lang schreibt Friedhelm Hillebrand mögliche Mitteilungen auf Postkarten und stellt fest: Mehr schreibt man meistens gar nicht. Gemeinsam mit einem französischen Ingenieur legt er einen entsprechenden Standard fest - und das Duo Hillebrand-Ghillebaert (Ausspr. gillebart) begründet so den Aufstieg der SMS. Beziehungsweise des SMS, wie es in der Schweiz heißt. Was korrekter ist, denn die Abkürzung bedeutet Short Messaging Service.

Aber erst einmal müssen Telefone konstruiert werden, die Textnachrichten überhaupt anzeigen. Das dauert. Erst am 3. Dezember 1992 ist es soweit: Neil Papworth von der Firma Vodafone setzt sich an seinen Rechner, tippt eine wichtige Botschaft ein - "Merry Christmas" - und schon landet die Nachricht bei seinem Direktor Richard Jarvis. Der ist gerade auf einer Weihnachtsfeier und hat ein, mittlerweile tragbares, Telefon in einem Köfferchen dabei.

Bye bye, SMS

Anfangs sind die SMS kostenlos. Aber immer mehr Menschen tippen Texte, sogar ein eigener Begriff dafür schafft es in den Duden: simsen. Die Netzbetreiber versuchen es nun doch mit Gebühren, und die werden immer happiger. 39 Cent kostet eine SMS zeitweise. Doch dann setzen sich Flatrates durch, und 2012 ist der Höhepunkt der Simserei erreicht: Jeder Deutsche schickt im Schnitt 700 Nachrichten pro Jahr. Dann ist der Boom aber auch schon wieder zu Ende. Das Smartphone wird erfunden und mit ihm kommt WhatsApp. BB - bye bye, SMS.


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