Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. November 1992 Hammer gesucht - Römerschatz gefunden

In der britischen Grafschaft Suffolk wurde der bis dahin größte Schatz aus der Zeit der römischen Besetzung Britanniens gefunden - als sich ein Landwirt aus Hoxne einen Metalldetektor ausborgte. Sein Hammer war verloren gegangen. Autorin: Prisca Straub

Stand: 16.11.2022 | Archiv

16 November

Mittwoch, 16. November 2022

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die meisten "Schätze" entpuppen sich als reiner Schrott! Für seinen Ruhestand hat Eric Lawes einen Metalldetektor geschenkt bekommen. Seitdem durchforstet der pensionierte Handwerker die englische Grafschaft Suffolk: Eric sondelt Flaschenverschlüsse, rostige Konservendosen und verlorene Hundemarken. Das Gerät kann keinen abgesprungenen Hosenknopf von einer Goldmünze unterscheiden! - So richtig Feuer fängt Eric für sein neues Hobby nicht. Doch dann bittet ihn sein Freund Peter um einen Gefallen - am 16. November 1992.

Goldfund im Acker

Peter Whatling ist Pächter des angrenzenden Feldes. Gerade hat er den Acker winterfest gemacht und bei der Arbeit seinen mächtigen Vorschlaghammer verlegt. Irgendwo unter der Pflugschicht müsste er liegen. Ob der Nachbar mit seinem Gerät nicht mal kurz vorbeikommen könne? "Well, nichts leichter als das, my friend!" Warme Jacke. Gummistiefel. Kurz darauf schwingt Eric seine Suchspule über das abgeerntete Feld. - Fiep, fieeep, FIEEEEEEP! ... Der schrille Ton zeigt eine Fundstelle an - nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche.

Sondengänger werden in der Gemeinde Hoxne kritisch beäugt. Hobby-Schatzjäger haben keinen guten Ruf. Schließlich führt in unmittelbarer Nachbarschaft eine alte Römerstraße vorbei. - "Will sich da wohl jemand illegal bereichern? Einen Fund verheimlichen und im Privathandel verschwinden lassen?" - Als Eric in Erwartung des verlorenen Hammers die Ackererde beiseiteschiebt, blitzen ihm fein ziselierte Löffel entgegen - und etliche Münzen. Aus Silber. Und Gold.
Einige tragen lateinischen Inschriften und Herrscherporträts römischer Kaiser! - Eric Lawes schaltet sofort, lässt alles stehen und liegen - und alarmiert die örtliche Denkmalbehörde.

Dann geht alles ganz schnell: Archäologen treffen ein, der Fundort wird notdürftig abgesperrt. Um zu verhindern, dass die Preziosen im Acker geplündert werden, beschließen die Behörden, den Schatz unter Hochdruck zu bergen - und zwar in riesigen Blöcken. Samt Erdreich und allem, was dazu gehört. Im British Museum in London werden die Experten dann ein Objekt nach dem anderen in minutiöser Handarbeit freilegen.

Depotfund von Hoxne


Und der Fund ist atemberaubend. Einer der größten bisher bekannten römischen Depotfunde mit über 15.000 Einzelstücken - mehr als drei Kilo Gold in Münzen, knapp 25 Kilo Silber - außerdem üppiges Tafelgeschirr, kostbarer Schmuck. Alles sorgfältig in Tücher verpackt, auf Stroh gebettet und in einer längst verrotteten Eichentruhe vergraben - um das Jahr 410 schätzen die Experten; von äußerst wohlhabenden Besitzern. Als das römische Britannien zerfiel, ließen sie ihr Eigentum zurück. Wohl in der Hoffnung, irgendwann zurückzukehren und den Schatz zu bergen. Doch irgendetwas muss dazwischengekommen sein ...

Heute ist der Depotfund von Hoxne ein Highlight im British Museum. - Eric wurde ausbezahlt und teilte den Erlös mit seinem Freund Peter. Selbstredend, wie es sich gehört unter Gentlemen. Übrigens: Auch der Vorschlaghammer wurde gefunden. Er ist heute Teil der Ausstellung und hat einen Ehrenplatz: im Schaukasten zwischen den anderen kostbaren Fundstücken.


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