Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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31. August 161 Commodus geboren, gehasster römischer Kaiser

Seine Grausamkeit ist legendär. Am 31. August 161 n.Chr. wurde Commodus geboren, der Sohn des Philosophenkaisers Marc Aurel. Seine eigene Regierung hat eine Spur des Schreckens in den antiken Berichten hinterlassen. Doch darf man solchen Berichten einfach glauben?unter der Senatsaristokratie gemordet. Zeitgenossen sagten: Am Tag, als dieser Mann Kaiser wurde, begann der Niedergang Roms.

Stand: 31.08.2010 | Archiv

31 August

Dienstag, 31. August 2010

Autor(in): Thomas Morawetz

Sprecher(in): Krista Posch

Redaktion: Petra Hermann

Mit zwölf Jahren soll er die ersten Proben seiner Grausamkeit gegeben haben: Ein Bademeister hatte ihm das Bad zu kühl bereitet, da befahl er, den Unglücklichen in den Ofen zu werfen. In letzter Sekunde habe ein Sklave statt des Mannes heimlich ein Schaffell verbrannt. Später, als er römischer Kaiser war, habe er vor allem mit den Huren Roms gesoffen und wahllos unter der Senatsaristokratie gemordet. Zeitgenossen sagten: Am Tag, als dieser Mann Kaiser wurde, begann der Niedergang Roms.

Dabei fängt alles so vielversprechend an: Am 31. August 161 kommt der kleine Commodus in der Nähe von Rom auf die Welt. An seiner Wiege steht die stolze Mutter Faustina, der Mann mit den dichten Locken und dem Vollbart ist der Papa, Marc Aurel. Ja, ausgerechnet Marc Aurel, der Philosophenkaiser. Er ist glücklich, den Winzling von klein auf darauf vorbereiten zu können, selbst einmal den römischen Erdkreis zu beherrschen. Die besten Köpfe des Reichs unterrichten Commodus, und mit 16 wird er schon Konsul und Mitregent seines Vaters.

Rätselhaft. Der kluge Vater scheint völlig blind dafür zu sein, welches Scheusal da neben ihm aufwächst. Doch stimmen die antiken Berichte über die Grausamkeit des Jungen wirklich? Als der Vater im Jahr 180 in Wien stirbt, ist der Sohn bei ihm. Beide kämpften auf diesem Außenposten im Norden gegen die Germanen. Die zähen Kämpfe sind die ersten Vorboten der Völkerwanderung. Freilich, was die Stunde geschlagen hat, kann damals noch niemand ahnen, aber dass das Reich in schwerer Bedrängnis ist, empfinden die Bewohner bitter. Dazu wüten Seuchen und Hunger. Was die Zeit also braucht, wenn Commodus mit 19 Jahren Kaiser wird, ist ein erfolgreicher Verteidiger der Grenzen, aber vor allem auch ein Sinnstifter, ein Retter - ein Alleskönner.

Genau das will der Sohn des ruhigen Philosophen am meisten sein. In Rom lässt er schrille und orgiastische Götterkulte aus dem Osten aufleben. Kahlgeschoren läuft er auf der Prozession für Isis mit, bei anderen Kulten fließt viel Blut, auch Menschenblut. Commodus ist an den Riten beteiligt, aber vor allem: Er ist der Kaiser, er will alle diese Sehnsüchte nach Erlösung auf sich ziehen. Er will das Nadelöhr sein, durch das alle Hoffnungen des Volkes auf Rettungen hindurch müssen.

Die altrömische nüchterne Senatsaristokratie ist entsetzt. Außerdem hat Commodus die Senatoren, die er für seine Ideen nicht braucht, inzwischen völlig kaltgestellt. Die machtvollen Ämter, die sie früher besetzten, führen inzwischen Aufsteiger von Commodus´ Gnaden. Und hier liegt der Schlüssel zu den wilden Geschichten über die Grausamkeit des Kaisers. Die alten Eliten haben sich für ihren Bedeutungsverlust mit Rufmord bedankt. Natürlich werden bald der Hass des Senats und die Angst des Kaisers vor dem Hass des Senats zwei Seiten derselben Medaille. Die Spirale der Gewalt beginnt. Die letzte Drehung überlebt Commodus nicht. Sein Ringkampftrainer wird bestochen, ihn zu erwürgen.


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