Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. November 1979 Touristenflugzeug zerschellt in der Antarktis

Was ist damals wirklich passiert? Am 28. November 1979 zerschellte ein Touristenflugzeug der New Zealand Airs in der Antarktis am Mount Erebus, dem südlichsten Vulkan der Erde.

Stand: 28.11.2012 | Archiv

28 November

Mittwoch, 28. November 2012

Autor(in): Herbert Becker

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz

In der Luftfahrt bezeichnet der Begriff blackout eine vorübergehende, durch Blutmangel im Gehirn hervorgerufene Bewusstlosigkeit. Der Aussetzer kann durch jähe Beschleunigung oder ein anderes extremes Flugmanöver ausgelöst werden, die Folge kann ein controlled flight into terrain sein. Auf Deutsch heißt das etwa gelenkter Flug ins Gelände. Darunter wiederum versteht man den Absturz eines Flugzeugs, das keine technischen Mängel aufweist und von einem ausgebildeten Piloten gesteuert wird, der sich einer unmittelbar drohenden Gefahr nicht bewusst ist.

Berg übersehen

Am 28. November 1979 startete eine DC 10 der Air New Zealand auf den Auckland Islands und flog rund 3.000 Kilometer nach Süden, in die Antarktis; sie sollte am selben Tag wieder zu ihrem Ausgangsflughafen zurückkehren. An Bord befanden sich 237 Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder. Ein Antarktis-Kenner erzählte den Touristen, was unten zu sehen war und gab seine Erläuterungen dazu ab. Beim Erreichen der antarktischen Küste ließ der Pilot, um den Gästen eine gute Sicht zu gewähren, das Flugzeug auf eine geringe Höhe absinken. Daraufhin gab das Warnsystem Alarm. Um wieder an Höhe zu gewinnen, zog der Kapitän den Steuerknüppel leicht an. Zu leicht, denn wenige Minuten später zerschellte die Maschine an dem knapp 3.800 Meter hohen Vulkan Mount Erebus. Keiner der Insassen überlebte. Aus den Aufzeichnungen des Stimmenrecorders ließ sich schließen, dass der Flugkapitän den Berg bis unmittelbar vor dem Aufprall nicht gesehen hatte.

Aber warum? Das Wetter war nicht schlecht, der Pilot war nach Sicht geflogen - wie kann er da einen knapp 3.800 Meter hohen Berg übersehen? Hat er irgendwelche extremen Flugmanöver durchgeführt? War also ein blackout die Ursache für das Unglück? Nein. Ganz im Gegenteil, möchte man sagen. Denn der wahrscheinlichste Grund war - ein whiteout.

Kontrastloses Weiß

Bei einem whiteout handelt es sich um ein meteorologisches Phänomen, das vor allem in polaren Regionen auftritt, und zwar dann, wenn Schnee den Boden bedeckt und eine leichte Bewölkung das Sonnenlicht dämpft. Dann verschwindet der Horizont, Erde und Himmel verschmelzen zu einem einheitlichen, kontrastlosen Weiß. Weder Schatten noch Konturen sind zu sehen, das gesamte Blickfeld ist gleichmäßig hell.

Der Bericht, den die Fluggesellschaft ein halbes Jahr später über den controlled flight into terrain veröffentlichte, wies dem Piloten die Hauptschuld zu. Er hätte, hieß es, auf keinen Fall in so geringer Höhe fliegen dürfen. Eine zweite, von der Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung allerdings kam zu dem Ergebnis, dass das Absinken - ebenso wie bei einer Reihe vorangegangener Flüge - von der Funkzentrale genehmigt worden war. Das Versagen, hieß es, liege bei der Air New Zealand; die hatte im Bodennavigationscomputer die Route geändert, ohne die Piloten davon zu unterrichten.

Der Streit zog sich über Jahre hin. Die Gutachten, die erstellt wurden, schoben bald dieser, bald jener Partei die Verantwortung in die Schuhe, je nachdem, wer sie einholte. Zur Klärung der Schuldfrage trugen sie wenig bei, denn jedes einzelne von ihnen enthielt - wen wundert es? - die reine Schwarz-Weiß-Malerei.


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