Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. Juni 1973 Premiere der Rocky Horror Show

Man muss sich nur trauen. Ausschlafen, Kündigen, als Mann in Strapsen ins Theater gehen, oder eben was Irres erfinden. So wie Richard O'Brian die Rocky Horror Show. It's just a jump to the left... Autorin: Julia Zöller

Stand: 16.06.2015 | Archiv

16 Juni

Dienstag, 16. Juni 2015

Autor(in): Julia Zöller

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Frank Halbach

Schon wieder. Schon wieder so ein Tag: Schlafen, aufstehen, duschen, anziehn.

Kaffee, Müsli, Radio….Ciao Schatz, hallo Büro. Mein. Gott. Ja.

It´s just a jump to the left….

Es ginge…so ein Tag ginge ja auch mal anders.

Schlafen, aufstehen, duschen anziehn. Kaffee, Semmeln, Radio. Hmpf.

and then a step to the right,…

Schlafen, aufstehen und so weiter, Schampus,Buch und Kaviar???

Fängt an zusingen: with your hands on your hips….and bring your knees in tight...

Schlafen, liegen, liegen, liegen. Schampus, ach, und Kaviar.

Ciao Schatz, bleib doch da…. Mein. Gott. Ja.

Weiter singen: lalalalalalalalalalahalala

Let´s do the Time Warp again!

Man müsste sich halt mal trauen.

Let´s do the Time Warp again!

Schafe und Rock'n Roll

Seufzer. Der Richard. Hat auch ganz normal angefangen: Richard Smith, geboren 1942, aufgewachsen zwischen Schafen in Neuseeland als Sohn eines zum Schäfer berufenen Briten. Lernt Reiten, macht die Ausbildung zum Viehzüchter... Aber dann traut sich Richard Smith. Er steigt aus, geht in den 60er Jahren nach London, und macht unter anderem Stunts auf dem Pferd.

Er ist eine Weile auf Tournee mit dem Musical Hair...kaum zu glauben, bei der Glatze heute...vor allem aber legt Richard gleich mal seinen Namen ab, den Smith, und nennt sich: O`Brian, wie sein Opa.

Na, nana, nanana, nanana.... (zu Don´t dream it, be it)

Richard, also, jetzt O’ Brien, hat Vorlieben, die nicht unbedingt zusammenpassen: für Horrorfilme, Rock´n Roll, transenhafte Auftritte und abgründigen Humor. Dazu komponiert er gerne und ist so von seinen Vorlieben überzeugt, dass er sie alle zusammen in ein Musical packt: Die Rocky Horror Show. Handlung wie im Bahnhofskino: Frank N. Furter, außerirdischer Wissenschaftler vom Planeten Transsexual, baut sich Lustknaben zum persönlichen Vergnügen. Außerirdische in Strapsen. Wer will die sehen?

Genau 63 Zuschauer, bei der Premiere der Rocky Horror Show, am 16. Juni 1973, im Royal Court Theatre London. Wobei exakt: In einem Nebenraum des Royal Court, praktisch Besenkammer.

Don´t dream it, behe it. Don´t dream it, behe it… (Ohrwurm).

In Strapsen ins Theater

Spätestens jetzt hätte Richard O´Brian zur Vernunft kommen können. Ist er aber nicht. Weil den Zuschauern nämlich der Mund offen stehen bleibt, bei der haarsträubenden Geschichte. Schon bald zieht die Rocky-Horror-Show aus der Besenkammer aus- und in größere Theater in London um. Richard spielt selbst mit, grinst diabolisch als buckliger Butler Riff Raff. Tim Curry betört mit Muskelspiel und Kussmund... bürgerliche Briten und sogar prüde Amerikaner. Der Rock´n Roll rockt, die Beine zucken, der Popo wackelt...

Touch-a-touch-a-touch-a-touch me, I wanna be dirty….

Keiner wundert sich mehr. Außer manchmal Richard O’ Brien. Der schaut sich nämlich noch immer Rocky-Horror-Vorstellungen an, und fühlt sich irgendwie verantwortlich für Popcorn-Attacken, Klopapier-Chaos, Spritzpistolen und für Hetereo-Männer, die sich mit Corsagen die Rippen stauchen und auf High Heels in die Theater stöckeln. Man muss sich ja mal was trauen.

Vor allem heute. Am Jahrestag der Rocky-Horror-Premiere. Also: Schlafen, aufstehen, duschen, anziehen. Kaffee, Müsli, Radio...  
... summt Rocky Horror-Melodie

...  ja, warum nicht!


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