Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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7. Januar 1355 Mord an Inês de Castro

Liebe, Mord, Rache, eine Geschichte wie ein Schauermärchen. Doch Fakten genügen offenbar nicht. Denn um den spektakulären Tod von Inês de Castro, am 7. Januar 1355, ranken sich noch dazu Legenden.

Stand: 07.01.2015 | Archiv

07 Januar

Mittwoch, 07. Januar 2015

Autor(in): Brigitte Kohn

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Liebe kann gefährlich werden, wenn sie nicht ins Konzept passt. Prominente, die dafür ein Beispiel geben, leben ewig im Gedächtnis der Nachwelt und fördern den Tourismus noch Jahrhunderte nach ihrem oft gewaltsamen Ableben. Verona hat Romeo und Julia, Straubing seine Agnes Bernauer und das portugiesische Coimbra seine Inês de Castro. Das traurige Schicksal dieser Adeligen aus dem
14. Jahrhundert kennt in Portugal jedes Kind und inspiriert Komponisten und Literaten bis in unsere Tage.

Falsch verliebt

1340 war Inês als junge Hofdame der kastilischen Prinzessin Constanza Manuel nach Portugal gekommen. Constanza sollte den portugiesischen Thronfolger Pedro heiraten, aus politischen Gründen. Liebe war nicht nötig, schlug in diesem Fall aber trotzdem ein wie der Blitz - nur leider nicht zwischen Kronprinz und Prinzessin, sondern zwischen Kronprinz und Hofdame. König Alfons bestand auf der geplanten Ehe und verfrachtete die Geliebte seines Sohnes auf dem schnellsten Weg nach Kastilien zurück.

Doch kaum war die Kronprinzessin in ihrem dritten Wochenbett gestorben, holte Pedro Inês wieder zu sich und lebte mit ihr zusammen. Die beiden bekamen Kinder, und es heißt auch, sie hätten heimlich geheiratet. Offensichtlich in der Hoffnung, König Alfons würde sich beruhigen.

Tat er aber nicht. War auch nicht so einfach. Schließlich hatte der Kronprinz jetzt Söhne von zwei Frauen. Es drohte ein Konflikt um die Thronfolge, zumal Inês’ mächtiger kastilischer Familienclan im Hintergrund die Fäden zog. König Alfons wollte ein kalkulierbares Verhältnis zum Nachbarland und keine unübersichtlichen Machtspiele. Die Existenz von Ines gefährdete den Frieden.
Die Frau musste weg.

 Am 7. Januar 1355 drangen drei Männer auf Befehl des Königs in ihr Landhaus in Coimbra ein, überwältigten die Ahnungslose und vollzogen die Hinrichtung angeblich vor den Augen ihrer Kinder. Von einer Jagdpartie zurückkehrend, soll Pedro nur noch das abgeschlagene Haupt seiner Frau vorgefunden haben. Sein Rachefeldzug gegen den Vater stürzte das Land in einen Bürgerkrieg und konnte nur mit Mühe beigelegt werden.

Posthum gekrönt

Nach dem Tod des Vaters setzte Pedro die Mörder seiner Frau gefangen und ließ ihnen auf der Folterbank das Herz aus dem noch lebendigen Leib reißen.
Und danach soll er, einer makabren Legende zufolge, den Leichnam der Inês aus dem Grab geholt haben um ihn in die Kathedrale von Coimbra zu überführen.
Dort stellte er zwei Thronsessel auf. Auf den einen ließ er die tote Inês drapieren, gekleidet in juwelengeschmückte Gewänder, auf dem Schädel eine Krone. Auf den anderen setzte sich Pedro selbst, ließ den ganzen Königshof vorbeidefilieren und die skelettierte Hand der Inês küssen. Eine Art posthume Krönungszeremonie also.

Ob sich das wirklich so zugetragen hat, weiß kein Mensch. Aber die Prunksärge der beiden Liebenden stehen bis heute in der Klosterkirche von Alcobaça. Pedro hat sie so aufstellen lassen, dass er am jüngsten Tag seiner Liebsten gleich in die Augen schauen kann. Bis heute pilgern junge Ehepaare dorthin,
um ihr Treuegelöbnis zu wiederholen.


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