Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. Juni 1950 Erster Internationaler Kindertag

"Kinder sind die Erwachsenen von morgen". Banal? Hat aber ganz schön lange gedauert, bis die Menschheit das eingesehen hat. Dafür gibt es inzwischen gleich eine Auswahl an möglichen Weltkindertagen. In dieser Hinsicht haben es nur Katzen besser. Autorin: Christiane Neukirch

Stand: 01.06.2015 | Archiv

29 Mai

Freitag, 29. Mai 2015

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Frank Halbach

Herzlichen Glückwunsch, liebe Kinder! Heute ist Euer Tag, heute ist Internationaler Kindertag. Holt schon mal die Luftschlangen aus dem Keller, Lutschbonbons gibt’s dann gleich noch. “Moment!“ - mögen jetzt so einige Mamas und Papas einwerfen, die gerade noch andere Pläne für den Tag hatten. Kindertag? Kurzer Blick ins allwissende Smartphone: Weltkindertag ist am 20. September!

Stimmt. Aber, liebe Eltern, Weltkindertag ist nicht nur einmal im Jahr! Ganze 49mal dürfen die Kinder rund um den Globus sich feiern lassen. Zugegeben, das ist auf den ersten Blick etwas verwirrend, und darum sei es den Eltern mal kurz erklärt. Für Euch Kinder: das dauert jetzt ungefähr so lang wie ein Bonbon. Also los:

Erwachsene von morgen

Bei der Einrichtung eines Kindertages ging es um mehr als Lutschbonbons und Luftschlangen: Es ging um Menschrechte. Dass Kinder Menschen sind, die ebenso Rechte haben wie Erwachsene, scheint selbstverständlich. Auch wenn sie noch immer mitunter um Süßigkeiten und Bettgehzeiten betteln müssen - sie haben hierzulande das Recht auf individuelle Entwicklung und Mitbestimmung ihres Lebens. Das ist noch nicht allzu lange so. Über Jahrtausende waren Kinder "Objekte" im Besitz der Eltern. Ihnen mussten sie sich bedingungslos unterordnen. Ob Ehepartner oder Beruf - die Eltern suchten aus. Im alten Rom entschied der Vater, ob ein neugeborenes Familienmitglied leben oder sterben sollte. Unzählige Kinder wurden im Dienste der Großen ausgenutzt, ausgebeutet, geknechtet - in vielen Orten der Welt bis heute. Es dauerte bis zum 20. Jahrhundert, bis man sich darauf besann, dass die Kindheit ein schützenswerter Lebensabschnitt ist. “Kinder von heute sind Erwachsene von morgen“. So sprach Mustafa Kemal Atatürk, Gründer der türkischen Republik, anno 1920 und schenkte den kleinen Einwohnern seines Landes im selben Jahr den ersten offiziellen Kindertag der Geschichte: den 23. April.

Freie Wahl: besonders für Katzen

Die Grausamkeiten des 2. Weltkriegs brachten endlich Staaten rund um den Globus dazu, sich als “Vereinte Nationen“ zusammenzutun und über besseren Schutz vor Willkür zu beraten. 1948 verabschiedeten sie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Doch während sie in den folgenden Jahren noch an den speziellen Kinder-Rechten feilten, feierte man am 1. Juni 1950 plötzlich den ersten Internationalen Kindertag - in Moskau. Die Initiative wurde in allen umliegenden sozialistischen Staaten aufgegriffen - so auch in der DDR. Bis heute feiern Kinder aus 47 Ländern an diesem Tag, inzwischen meist mehr mit bunten Luftballons denn mit roten Fahnen. Vier Jahre später riefen die Vereinten Nationen einen jährlichen “Weltkindertag“ aus, den jedes Land an einem beliebigen Tag im Jahr ausrichten kann. Die Bundesrepublik wählte den 20. September.

Deutsche Kinder können also heutzutage zweimal feiern, denn auch nach der Wiedervereinigung wird der Kindertag vielerorts im Land am 1. Juni begangen. Deutsche Kinder türkischer Abstammung haben zusätzlich noch den 23. April.
Auf mehr eigene Feier-Tage im Jahr kommt nur ein vierbeiniges Familienmitglied: die Katze. Auf der Internetseite “Tag-der-Katze.de“ heißt es: “Jeder Tag ist Tag der Katze.“ Liebe Kinder: Seit 2010 gibt es ein Beschwerderecht für Kinder, denen Ungerechtigkeit widerfährt. Wollt Ihr, dass Eure Katze mehr Ehrentage im Jahr hat als Ihr? Wenn nicht: Ihr habt es in der Hand, mehr denn je.


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