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Sonne, Sommer, Hautkrebs? Hautkrebs und seine Vorstufen

"Wegen einer kleinen Hautunregelmäßigkeit gehe ich doch nicht zum Arzt!“, so denken viele. Der Besuch beim Dermatologen wird immer wieder hinausgeschoben – und das kann böse Folgen haben.

Von: Monika Dollinger und Kathrin Bohlmann

Stand: 01.02.2022

Eine Ärztin untersucht ein Leberfleck mit dem Dermaskop. | Bild: Klinikum rechts der Isar/Michael Stobrawe

"Wegen einer kleinen Hautunregelmäßigkeit gehe ich doch nicht zum Arzt!“, so denken viele. Der Besuch beim Dermatologen wird immer wieder hinausgeschoben – und das kann böse Folgen haben.

Experte:

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Viele gehen nicht zum Arzt aus Bequemlichkeit, aus Angst, sich lächerlich zu machen, oder aus der festen Überzeugung heraus, dass eine schuppige Stelle oder ein plötzlich auftretendes Muttermal bestimmt nur eine Lappalie sei. Aber: Hautkrebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, doch im Unterschied zu vielen anderen Krebsleiden kann man Hautkrebs sehen und auch dadurch oft "rechtzeitig" behandeln. Ein Melanom beispielsweise - die bösartigste Form des Hautkrebses - lässt sich durch Herausschneiden heilen, solange es noch klein ist.

"Die Patienten überleben zu über 95 Prozent. Nur kommen leider immer noch viele von ihnen viel zu spät zum Arzt. Und: Ein Dermatologe lacht Patienten nie aus, wenn sie ihre Haut ernst nehmen."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Der Text basiert auf einem Gespräch mit Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München.

Die meisten Hautkrebsformen haben eine gute Prognose, wenn sie möglichst früh diagnostiziert werden. Zu schweren Verläufen kommt es oft nur dann, wenn Patienten zu spät zum Hautarzt kommen.

Auch ein malignes Melanom ist im Frühstadium mit hoher Wahrscheinlichkeit heilbar. Aber: Alle Arten von Hautkrebs können, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, auch tödlich verlaufen. Unter den zahlreichen verschiedenen gutartigen und den selteneren bösartigen Hauttumoren gibt es im wesentlichen drei Arten von bösartigem Hautkrebs:

Bösartiger Hautkrebs

  • Schwarzer Hautkrebs (Malignes Melanom)
  • Weißer Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Stachelzellkrebs)
  • Roter Hautkrebs (Kutanes malignes Lymphom)

Die A-B-C-D-E-Regel

Die Kriterien bei der Bewertung von Pigmentmalen (im Volksmund auch "Leberfleck“ oder "Muttermal“ genannt) reichen von A bis E. Je mehr dieser Kriterien vorliegen, desto wahrscheinlicher ist, dass es sich bei einer Hautveränderung um ein malignes Melanom, den schwarzen Hautkrebs, handelt.

"Das Vorliegen dieser Kriterien ist jedoch keinesfalls gleichbedeutend mit einer sicheren Diagnose, sondern sollte nur Anlass zur genauen Abklärung geben."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann

Es gibt allerdings auch seltene Formen des malignen Melanoms, für die die A-B-C-D-E-Regel nur bedingt anwendbar sind: Diese Formen betreffen die Schleimhäute, den Mund, aber auch den Genital- und Analbereich sowie die Handflächen, die Fußsohlen und die Nägel. Und: Es gibt Hautkrebsarten, die optisch überhaupt keine Verwandtschaft zu "Leberflecken“ oder "Muttermalen“ haben: den weißen und den roten Hautkrebs.

Juckreiz, Blut und Krusten

Weißer Hautkrebs
beginnt oft als raue Stelle, die sich nicht einfach abkratzen lässt (aktinische Keratose), oder als Kruste, die immer wieder entsteht. Aus einer Vorstufe (aktinische Keratose) von Hautkrebs kann sich ein Spinozelluläres Karzinom entwickeln (Stachelzellkrebs).

Roter Hautkrebs
kann im Anfangsstadium einem Ekzem ähneln. Charakteristisch ist, dass die Hautveränderung nicht verschwindet, sondern an der gleichen Stelle konstant über viele Monate bleibt, auch unter anti-entzündlicher Therapie.

Die aktinische Keratose tritt vor allem dort auf, wo die Sonne auf die Haut trifft: an Kopf, Hals, Ohren, Hände und Armen. Weißer Hautkrebs ist häufiger als schwarzer Hautkrebs, aber weit weniger aggressiv. Die Heilungschancen sind gut.

Aktinische Keratose auf der Kopfhaut

Die Haut vergisst nie, besagt ein Sprichwort. Zuviel Sonneneinstrahlung führt auch noch viele Jahre später zu Hautschäden. Die Folge ist eine aktinische Keratose oder auch solare Keratose genannt, also durch die Sonne induziert. Es entsteht zunächst eine Schuppe, eine kleine Kruste, meist auf roten Grund. Die Oberhaut hat durch die Sonnenbelastung in ihrem Genmaterial einen Schaden erlitten, eine Mutation. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der betroffenen Patienten zugenommen. Zum einen weil die jetzige "Rentner-Generation" sich seit ihrer Jugend erheblich mehr der Sonne ausgesetzt hat. Viele Ältere sind gereist, haben die Sonne genossen. Zum anderen gibt es immer mehr, immer ältere Menschen. Die Folge sind immer mehr von aktinischen Keratosen betroffene Patienten.

Jede Minute in der Sonne, jeder Sonnenbrand summiert sich im Laufe des Lebens auf der Haut. Irgendwann sind die Hautzellen überlastet, so dass Hautkrebs entstehen kann. Sonnenstrahlen sind also der Hauptauslöser für aktinische Keratosen. Sie treffen auf das Genmaterial in diesen Hautzellen. Es kommt dabei häufig zu sogenannten Mutationen, also Veränderungen in dem Genmaterial. Dafür gibt es Reparaturmechanismen, denn wir alle würden sonst permanent diese Veränderungen entwickeln. Und diese Reparaturmechanismen können das korrigieren. Das geht deswegen, weil es zwei Stränge gibt, die nebeneinanderliegen. Wenn der eine kaputt ist von diesem Genmaterial, dann kann der andere Strang als Vorlage zur Reparatur benutzt werden. Und deswegen kommen wir überhaupt so gut durch die Sonne. Das hat sich evolutionär schon herausgebildet. Mit immer mehr Sonneneinstrahlung und zunehmendem Alter nimmt aber die Reparaturfähigkeit der Zellen ab, so dass sich defekte Zellen vermehren und zu einem hellen Hautkrebs entarten können.

Aktinische Keratosen haben das Potential, sich zu Hautkrebs weiterzuentwickeln. Sie können also zu Hautkrebs führen, zum sogenannten weißen oder eben nicht dunklen, nicht melanozytären Hautkrebs.

"Das Gute an der Haut ist, dass die Haut eine sehr gute Immunkontrolle hat, auch von sich verändernden Zellen. Das heißt, dass nicht jede aktinische Keratose zu Hautkrebs führt."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Zum Übergang von aktinischen Keratosen in weißen Hautkrebs gibt es kaum belastbare Daten. Klar ist: viele von den aktinischen Keratosen führen nicht zu Hautkrebs. Das Immunsystem spielt in dem Zusammenhang eine große Rolle bei der Kontrolle von aktinischen Keratosen.

"Die Abwehr der aktinischen Keratosen durch Entzündung ist ein wichtiger Mechanismus, um sie wieder loszuwerden. Wenn Menschen also Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken, steigt die Gefahr, dass aktinische Keratosen sich in weißen Hautkrebs weiterentwickeln."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Unterschied zwischen weißem Hautkrebs und schwarzem Hautkrebs

Weißer Hautkrebs ist die häufigste Form von Hautkrebs. Der Begriff umfasst zwei verschiedene Krebsformen: das Basalzellkarzinom (Basaliom) oder das spinozelluläre Karzinom Plattenepithelkarzinom (Spinaliom). Beide wachsen relativ langsam und nur letzterer bildet selten Metastasen. Daneben gibt es noch den schwarzen Hautkrebs, dermatologisch malignes Melanom genannt. Im Vergleich zum weißen Hautkrebs hat dieser ein anderes Risikoprofil und ist aggressiver. Der weiße Hautkrebs dagegen wird nicht von den Pigmentzellen gebildet, sondern von den Keratinozyten, die eben kein Pigment herstellen. Deswegen heißt er auch weißer Hautkrebs. Er kann sich in unterschiedlichen Schattierungen zeigen. Das spinozelluläre Karzinom entsteht aus diesen aktinischen Keratosen.

"Der weiße Hautkrebs hat eine sehr viel bessere Prognose, eine deutlich geringere Aggressivität als der schwarze Hautkrebs. Trotzdem müssen wir ihn ernst nehmen, denn das Risiko ist nicht null."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Diagnose aktinische Keratose: heilbar, aber wachsam bleiben

Weil die aktinische Keratose eine Vorstufe von weißem Hautkrebs sein kann, sollte sie mit Wachsamkeit beobachtet werden. Wenn sie rechtzeitig erkannt und therapiert wird, dann passiert nichts Schlimmeres für den Patienten.

"Ganz wichtig ist es zu verstehen, dass wenn die Diagnose einer aktinischen Keratose gestellt wird, man deswegen nicht unruhig schlafen muss. Man ist nicht sofort der Gefahr 'Hier entsteht jetzt Krebs' ausgesetzt. Einfach nur wachsam sein."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Alarmzeichen: Wie ist aktinische Keratose zu erkennen?

Natürlich ist nicht jeder "Pickel" an der Haut gleich ein großes Alarmzeichen. Das nicht geschulte Auge erkennt eine mögliche aktinische Keratose daran, wenn in einer chronisch Licht exponierten Haut eine Stelle auftritt, vielleicht eine geringe Rötung, die aber vor allem diese kleine Kruste, diese haftende Schuppe hat. Wenn man die immer wieder wegkratzt, sie aber an der Stelle immer wieder zurückkommt oder man sieht vielleicht sogar einen roten Fleck auch noch darunter dann sollte man diese Veränderungen einem Facharzt zeigen.

Betroffen sind vor allem helle Hauttypen und ältere Personen

Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass der Hauttyp eine wesentliche Rolle spielt bei der Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht und Empfänglichkeit gegenüber aktinischen Keratosen. Das heißt, je heller der Hauttyp, umso schlechter wird oft die Sonne vertragen und umso eher kommt es zu Sonnenbrand. Alle diese Kriterien kann man benutzen, um Hauttypen zu trennen. Und der Hauttyp eins ist der mit der hellsten Haut, mit hellblauen Augen und eben häufigen Sonnenbränden. Dieser Hauttyp ist auch stärker empfindlich bzw. aktinische Keratosen treten dort eher auf. Grundsätzlich ist die Erkrankung oder sind diese Hautveränderungen etwas, was im höheren Lebensalter auftritt. Kinder haben so etwas nie. Das lehrt uns, dass es eine Aufsummierung der Sonnenschäden über das Leben ist, die irgendwann dazu führt, dass solche aktinischen Keratosen entstehen. Je heller der Hauttyp, umso höher das Risiko.

Behandlungsmöglichkeiten

Die gute Nachricht: es gibt viele sehr gute Behandlungsmöglichkeiten für aktinische Keratosen. Die schlechte Nachricht: für den Laien kann das unübersichtlich werden, weil es viele Methoden gibt, die zum Ziel führen. Die Auswahl aus diesen Methoden durch den Arzt ist für den Patienten manchmal nicht nachvollziehbar. Es gibt Creme-Methoden, die helfen, die Haut zu aktivieren oder das Immunsystem der Haut zu aktivieren und so diese aktinischen Keratosen abzustoßen. Man kann auch mit Lasertherapie oder Vereisung die Abstoßung aktinischer Keratosen einleiten. Wichtig ist zu wissen: viele dieser Therapien haben zum Ziel, eine gewisse Entzündung in der Haut auszulösen. Denn diese Entzündung stößt die aktinische Keratosen ab.

Um ausgedehntere aktinische Keratosen zu behandeln, hilft die sogenannte photodynamische Therapie. Hier wird auf die Haut eine Substanz aufgebracht, die insbesondere von den in einer aktinischen Keratose veränderten Hautzellen aufgenommen wird und dadurch diese Zellen empfindlicher gegenüber therapeutischer Bestrahlung macht. Nach einer Einwirkzeit wird diese Bestrahlung dann vorgenommen, um durch die Energie der UV-Strahlen Zellen der aktinischen Keratose zu zerstören und dadurch eine Entzündung und die Abstoßung der aktinisichen Keratosen auszulösen.

"Es ist wichtig, dem Patienten das zu erklären: Erschrecken Sie nicht vor dieser Entzündung. Das ist eine erwünschte Wirkung und keine 'böse' Nebenwirkung."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Wenn ein Patient schon viele aktinische Keratosen oder sogar weißen Hautkrebs hatte, dann wählt der Arzt auch intensivere Therapieformen. Das Gute ist: die Haut erneuert sich.

Wenn eine aktinische Keratose sich klinisch schon als ein bisschen dicker tasten lässt und man den Verdacht hat, dass sie sich vielleicht schon weiterentwickelt hat zu einem frühen weißen Hautkrebs, dann entscheidet man sich manchmal auch, diese herauszuschneiden oder eine Probe zu nehmen, um zu sehen, wie tief sie in die Haut hineingeht. Das ist eine klinische Entscheidung und hängt auch von der Vorgeschichte des Patienten ab. Wenn schon Hautkrebs an der Haut diagnostiziert worden ist, dann muss man eben auch besonders aufmerksam sein.

In der Regel gibt es keine Medikamente, die wir in Form von Tabletten oder Spritzen anbieten können, um solche aktinischen Keratosen zu behandeln oder ihnen vorzubeugen. Das Entscheidende ist, die Haut zu beobachten und dann zu entscheiden, mit welcher Therapie man in der Haut eine Abstoßung hervorrufen kann. Der natürliche Weg ist ja die Abstoßung der aktinischen Keratosen und den kann man unterstützen, gerade wenn die Anzahl höher ist, um diese aktinische Keratosen wieder loszuwerden.

Vorbeugen und Schutz

Eines ist klar: gesunde Bräune gibt es nicht. Das bedeutet: Lichtschutz ist das Wichtigste. Wir müssen textilen Lichtschutz beachten, also unsere Haut mit Stoff bedecken. Außerdem brauchen wir einen hohen Sonnenschutz und nicht wie früher in den 1980´ern Faktor acht. Das kann man heute gar nicht mehr vertreten, sondern wir brauchen wirklich einen hohen guten Lichtschutz. Außerdem sind insbesondere für den hellen Hauttyp bestimmte Tageszeiten einfach nicht geeignet, um in die Sonne zu gehen.

"Das Sonnenbaden im Urlaub ist ein Teil des Schadens, den Menschen sich zuziehen. Aber wenn sie es schon machen, dann nehmen sie einen Sonnenschirm. Dann nehmen sie Textil dazu und vor allem Sonnenschutzmittel."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Mit Vorbeugemaßnahmen kann man nicht früh genug beginnen. Das geht natürlich schon als Baby und Kind los. Das Beispiel Australien zeigt: dort ist vor allem die Sorge vor schwarzen Hautkrebs groß, weil dort viele Menschen mit hellem Hauttyp leben, die z.B. aus Großbritannien emigriert sind und jetzt in Australien dauerhaft der Sonne ausgesetzt sind und das nicht vertragen.

"Wir wissen aus Australien, dass diese Lichtschutzmaßnahmen, die schon in der Kita, die schon im Kindergarten beginnen und sehr umfassend sind, auch für den weißen Hautkrebs eine erhebliche Eindämmung bewirkt haben."

Prof. Dr. Tilo Biedermann

Mit Ausnahme des roten Hautkrebses ist für die meisten anderen bösartigen Hauttumoren ein mehr oder weniger direkter Zusammenhang mit Sonneneinstrahlung erwiesen.

Der weiße Hautkrebs tritt vor allem auf den stark der Sonne ausgesetzten Hautpartien auf (Gesicht, Handrücken etc.). Sein Erscheinen folgt einer Dosis-Wirkungsbeziehung: je mehr Sonne, desto größer das Risiko einer Krebsentwicklung im Laufe des Lebens.

Schwarzer Hautkrebs auch durch Sonne

Beim schwarzen Hautkrebs ist der Zusammenhang etwas indirekter: Starke und plötzlich wechselnde (intermittierende) Sonnenbelastung (zum Beispiel mehrere massive Sonnenbrände in der Jugend) sind statistisch mit einem höheren Melanom-Risiko im mittleren Lebensalter verbunden. Man erklärt sich dies durch die schädigende Wirkung der Sonne auf die pigmentbildenden Zellen. Das Immunsystem kann die Defekte zwar lange - durchaus auch über Jahrzehnte - in Schach halten, eines Tages kommt es aber dennoch zu einem plötzlichen, bösartigen Wachstum.

  • Verhalten: Meiden Sie starke Sonnenbelastung, insbesondere in der Mittagszeit. Mein Rat: Verhalten Sie sich im Urlaub so, wie sich die Menschen verhalten, die dort wohnen (beispielsweise in Nordafrika).
  • Kleidung: Schützen Sie lichtexponierte Körperregionen durch entsprechende Kleidung (Hut!). Es gibt auch Kleidungsstücke mit Lichtschutzfaktoren im Textilgewebe, insbesondere für Kinder.
  • Lichtschutzfaktoren (Sonnencreme): Wählen Sie je nach Lichtempfindlichkeitstyp. Es gibt physikalische und chemische Lichtschutzstoffe. Häufigste Fehler sind falsche und ungenügende Anwendung. Nehmen Sie sich die Zeit und cremen Sie rechtzeitig: vor dem Frühstück und vor dem Gang zum Strand. Nach Wasserkontakt nachcremen auch bei "wasserfesten"Cremes.

Wichtig: Sonnenschutz für empfindsame Kinderhaut

"Die Kenntnis zur Gefährlichkeit von Sonnenstrahlen und vor allem Sonnenbränden hat in den letzten Jahren zugenommen, aber die Konsequenz bei der Umsetzung des Sonnenschutzes lässt noch sehr zu wünschen übrig. Gerade Eltern sollten daran denken, Sonnenbrände sind eigentlich eine 'fahrlässige Körperverletzung' an ihren Kindern."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Frühzeitig erkannt, haben die meisten Hautkrebsformen eine gute Prognose. Nicht rechtzeitig erkannt, können jedoch alle Arten auch tödlich sein. Am gefährlichsten ist der schwarze Hautkrebs.

"Deshalb muss eine konsequente Nachsorge erfolgen, die wir allen Patienten mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs anfangs in dreimonatigen Abständen anbieten. Auch bei Patienten mit besonderen oder fortgeschritteneren Formen des weißen Hautkrebses bieten wir eine Nachsorge an."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinikund Poliklinik für Dermatolgie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Für jede Hautkrebsart gilt: Das Skalpell ist das Mittel der Wahl. Wenn möglich, wird das bösartige Gewebe in einer Operation chirurgisch entfernt.

Hierzu werden besondere Verfahren eingesetzt, die die Tumorfreiheit im Gewebe nachweisen. Bei sehr ausgedehnten Tumoren oder sehr hohem Lebensalter des Patienten stehen auch andere Therapieverfahren zur Verfügung:

Therapieansätze im Überblick

  • Strahlenbehandlung: Weiche Röntgenstrahlen zur Behandlung oberflächlicher Formen des weißen Hautkrebses in höherem Lebensalter, insbesondere im Gesichts- und Lidbereich
  • Kryochirurgie: Kältebehandlung bei Vorstufen oder oberflächlichen Formen des weißen Hautkrebses
  • Photodynamische Therapie (PDT): Verwendung von örtlichaufgetragenen, photosensibilisierenden Substanzen bei gleichzeitiger Bestrahlung mit Infrarotlicht oder kontrolliert mit Tageslicht. Nur bösartig veränderte Zellen werden getroffen, die gesunde Haut wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Diese Behandlung ist besonders bei der sogenannten "Feld-Kanzerisierung" angebracht, wenn sich die betroffenen Areale nicht mehr gut voneinander abgrenzen lassen.
  • Äußerliche immunmodulierende Zubereitungen: Salbentherapie mit immunaktivierendenStoffen für Vorstufen und bestimmte Formen des oberflächlichen weißen Hautkrebses führt zu guten Erfolgen.
  • Systemtherapien: Bei fortgeschrittenen Tumorstadien und der Bildung von Tochtergeschwülsten in inneren Organen werden Chemotherapien heute seltener eingesetzt. Diese werden zunehmend durch andere Therapieverfahren ersetzt oder ergänzt. Bei manchen Tumoren kann man gezielt das, was beim Krebs „außer Rand und Band geraten ist“, blockieren. Oft benötigt man hierzu den Nachweis einer spezifischen Veränderung im Tumor („Mutation“). Beim fortgeschrittenen Melanom kommen zusätzlich immunstimulierende Systemtherapien zum Einsatz, die das Immunsystem gegen den Tumor regelrecht „lostreten“. Diese Therapien haben zu einer erheblichen Verbesserung bei der Versorgung einiger fortgeschrittener Hautkrebserkrankung geführt
  • Immuntherapien: Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren können eine um Jahre lebensverlängernde Wirkung haben. Diese Medikamente bringen das Immunsystem dazu, eine Art Bremse zu lösen, die die Bekämpfung der Krebszellen verhindert. Ist der Mechanismus entsperrt, kann das Immunsystem den Krebs wieder aktiv zerstören, bzw. daran hindern weiter zu wachsen. 2018 bekamen die Entdecker dieser Mechanismen den Nobelpreis für Medizin.

Ein Ratschlag, der heutzutage bei der Hauptkrebstherapie nicht mehr gilt, ist der lateinische Spruch: "Noli me tangere“ – "Rühr mich nicht an“. In der medizinischen Praxis gilt heute gerade das Gegenteil, so Prof. Biedermann von der TU München:

"Man kann und muss in jedem Stadium von Hautkrebs behandeln. Nur so können sich Lebensqualität und -erwartung verbessern."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann,Direktor der Klinikund Poliklinik für Dermatolgie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Die Entwicklungen der neuen gezielten Therapien und Immuntherapien verändern die therapeutischen Möglichkeiten beim schwarzen Hautkrebs derzeit quasi monatlich, und daher werden immer Patienten innerhalb klinischer Studien mit den neuesten Medikamenten oder deren Kombinationen behandelt. Diese werden in der Regel in den großen Zentren, beispielsweise Hautkrebszentren, durchgeführt.

"Generell gilt: Wenn sich bei Ihnen eine Hautveränderung neu bildet oder sich eine schon länger bekannte Hautveränderung irgendwie bemerkbar macht - durch Juckreiz, Bluten oder Krustenbildung - sollten Sie unbedingt umgehend Ihren Hautarzt aufsuchen."

Prof. Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München