Bayern 2

     

Lesung mit Cornelia Funke Fantasy-Geschichte mit realem Kern

Vor fast 25 Jahren veröffentliche Cornelia Funke den Erfolgsroman "Drachenreiter" – nun gibt es einen neuen Teil der Serie. "Der Fluch der Aurelia" handelt von der Zerstörung der Welt durch den Menschen. Im Livestream spricht die Autorin über das neue Buch und liest daraus vor.

Von: Niels Beintker

Stand: 19.11.2021 | Archiv

EInen mittelalte Frau mit blonden Haaren sitzt in einem Atelier | Bild: dpa-Bildfunk/Michael Orth

Die Reise um die Welt geht weiter: Nach der Bergwelt im Himalaya und dem Inselreich von Indonesien durchstreifen die Helden rund um Fabelwesen-Experte Barnabas Wiesengrund im neuen Drachenreiter-Roman "Der Fluch der Aurelia" von Cornelia Funke nun Kalifornien. Genauer: die Küstenregion rund um die Kleinstadt Malibu. Funke kennt diese Gegend gut. Sie wohnte dort bis zu ihrem Umzug nach Italien in diesem Frühjahr. Und sie schildert mit dem Pazifischen Ozean ein fragiles Öko-System, das extrem gefährdet ist.

"Das ist das Interessante: Dass man als Geschichtenerzähler nicht den Finger erheben oder den Missionar spielen will", sagt Funke. "Aber wenn man Lust aufs Verändern macht – oder Lust aufs Beschützen – dann kann das eine sehr aufregende Sache werden. Gerade, wenn wir den Enthusiasmus und die Begeisterung von Kindern kennen."

Der unendliche Reichtum der Welt

Cornelia Funkes Romane spiegeln – in der phantastischen Dimension und eben stets ohne erhobenen Zeigefinger – den Zustand unserer, der realen Welt: am Beispiel der beeindruckenden Natur-Landschaften, in denen die Geschichten angesiedelt sind – und genauso am Beispiel der Fabelwesen, die in ihnen leben oder sie durchziehen. Die phantastischen Gestalten sind – wie die Natur – in Gefahr. Barnabas Wiesengrund will sie retten, zusammen mit seiner Frau, den beiden Adoptivkindern Ben und Guinever und den vielen anderen Verbündeten, darunter der Drache Lung und zwei Homunkuli, Fliegenbein und sein tanzwütiger Bruder Freddie. Das neue Drachenreiter-Abenteuer "Der Fluch der Aurelia" dreht sich vor allem um eine gigantische Qualle, die in der Tiefsee lebt. Von Zeit zu Zeit kommt sie an die Meeresoberfläche, um Samen für neue Fabelwesen – für eine magische Zukunft – zu bringen.

"Die Fabelwesen sind im Grunde nur inspiriert von wirklichen Wesen", sagt Funke. "Wir würden uns ja alle Drachen und Greife nicht vorstellen können, wenn es nicht die Adler, die Löwen und die Reptilien geben würde. Und ich hoffe, dass die kindlichen Leser und auch die erwachsenen Leser etwas von der Verzauberung spüren, die ich angesichts dieser Welt noch immer spüre – und angesichts dieses unendlichen Reichtums."

Livestream mit Cornelia Funke zur Münchner Bücherschau

Am Sonntag, 21. November 2021, um 15.00 Uhr ist Cornelia Funke zu Gast im Kinder- und Jugendprogramm von Münchner Bücherschau und Literaturfest. Cornelia Funke geht neben der Lesung auch immer wieder auf Fragen aus dem Netz ein. Hier können Sie sich den Stream anschauen:

Ein Team statt einzelnen Helden

Galt es im vorangegangenen Drachenreiter-Roman, den Kampf gegen einen bösen Greif zu gewinnen, ist nun, im "Fluch der Aurelia" ein Mensch der böse Widersacher. Cadoc Aalstrom heißt er, eine fiese, perfide Figur. Einst ging er zusammen mit Barnabas Wiesengrund zur Schule. Und wurde dann ein dunkles Alter Ego. Anders als der Beschützer der Fabeltiere nutzt Aalstrom die übernatürlichen Kräfte, um immer mehr Macht an sich zu reißen – und schließlich, mit der erhofften Saat der Aurelia, die Herrschaft über die ganze Welt einzunehmen. Er ist ein Tyrann, der sich mit Hilfe von Feenstaub die ewige Jugend sichern will – und der den Wiesengrunds und vielen ihrer Helferinnen und Helfern wieder und wieder zusetzt. Unter anderem lässt er sie in Steine verwandeln, ein Fluch, von dem wiederum nur ein Drache erlösen kann.

"Ich weiß, dass es mich als Kind immer wieder beschäftigt hat: Wo kommt das Böse her? Wie ist das Böse auch in uns allen zu Hause? Hat man den Mut sich dagegen zu stellen? Was entscheidet denn, ob man etwas bekämpft, ob man sich traut, etwas zu bekämpfen. Ich glaube, das ist ein Thema, das sich durch meine ganze Arbeit zieht. Auch das Weggucken und das Doch-was-Tun gegen etwas? Das andere ist, dass ich nicht an den einzelnen Helden glaube. Sondern ganz fest daran, dass es immer im Team passiert", erzählt Funke.

Reverenz an einen großen Schriftsteller

So auch beim Versuch, Aurelia vor Cadoc Aalstrom zu bewahren – und mit diesem Geschöpf die Welt der Fabelwesen. Cornelia Funkes Roman ist voller überraschender Wendungen, der Kampf Gut gegen Böse, das Auf und Ab, erfordert Zeit, Mut und Taktik. Und klar: Einmal mehr spielt Cornelia Funke ganz nebenbei und federleicht mit der Geschichte der Literatur, darunter mit einem der Lieblingsbücher ihrer Kindheit: Robert Louis Stevensons "Schatzinsel". Im Roman taucht ein Notizbuch des Schriftstellers auf, mit Erinnerungen an die Insel Samoa – Stevenson starb dort im Dezember 1894. Er berichtet von einem riesigen Seeungeheuer, das – angekündigten durch Vogelschwärme – aus der Tiefe des Ozeans aufsteigt. Aus wenigen Zeilen Stevensons hat Cornelia Funke einen intensiven Roman gestaltet.

Das Gespräch mit Cornelia Funke läuft am 21. November 2021 im Bayern 2 Diwan.

Cornelia Funks Roman aus der Drachenreiter-Reihe "Der Flucht der Aurelia" ist im Dressler-Verlag erschienen.