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Ärgernis Klamottenkauf Warum eine 38 nicht immer eine 38 ist

Größenangaben bei Hemd und Bluse sind schon lange keine Garantie dafür, dass etwas passt. Je nach Modelabel variiert die passende Größe. Was der Handel damit erreichen will und warum Sie ruhig eine Nummer größer tragen können.

Von: Marc Strucken

Stand: 03.04.2017

Frau vor einem Schaufenster eines Kleidungsgeschäfts | Bild: picture-alliance/dpa

Jeder, der online Kleidung bestellt, hat das schon erlebt. Drei Jeans in Konfektionsgröße 38 eingekauft - drei Mal passt die Hose nicht, weil sie zu weit am Bund, zu eng an den Beinen ist oder grundätzlich nicht sitzt. Das führt zu Frust beim Empfänger und beim Absender zu Retourenzahlen von über 50 Prozent.

Die schlechte Nachricht: Die Größenangaben geben schon lange keine Auskunft mehr darüber, ob etwas passt. In Europa gibt es zum einen verschiedene nationale Konfektionsgrößen: Eine deutsche 38er-Dame kauft S-Kleidung, die in Großbritannien eine 12 wäre, in Frankreich eine 40, in Italien sogar eine 42 und in den USA als 10 läuft. Pure Verwirrung?! Beinahe jeder Mode-Hersteller hat außerdem sein eigenes Größensystem.

Hersteller von Kleidung wollen schmeicheln

Alle Körper im Bild haben Größe 42 - das Kleid mit passt aber nur zwei von ihnen.

"Bei jedem ändert sich die Kleidergröße mit dem Alter", erklärt Anke Rissiek, Passformexpertin bei Human Solutions. "Kunden wollen aber gern immer die gleiche Größe tragen. Brauche ich eine Nummer größer, wechsel ich eben die Marke." Damit das nicht passiert, wächst die Größe eben mit - die 38 für eine 25-Jährige ist im Vergleich deutlicher enger als eine 38 für die 50-Jährige. Umgekehrt funktioniert das auch, erklärt Rissiek: "Wenn eine starke Marken nur eine bestimmte Zielgruppe will, fallen die weiteren Größen auch viel enger aus." In der Folge passt auch eine 38er-Frau nur in eine 42er-Jeans - und lässt sie lieber hängen.

Einheitliche Größe für alle Modelabel?

In Zeiten des gesamteuropäischen Marktes sollte man doch meinen, dass es einheitliche Konfektionsgrößen geben könnte. Tatsächlich hat die EU schon vor vielen Jahren eine Norm vorgeschlagen für die Größenbezeichnung von Bekleidung (EN 13402). Die ist aber nicht verpflichtend - auch, weil sich die Länder nicht einigen konnten. Das Problem dabei ist sozusagen natürlich: Skandinavier sind größer, Südeuropäer kleiner als der europäische Durchschnitt. Ein bisschen orientieren kann sich der Modekunde an der internationalen Einheit, die von S bis L reicht und jeweils durch X ergänzt wird. Aber auch hier gibt es das gleiche Debakel: Die alte Jogginghose in M sitzt 1A, die neue in M hat Kartoffelsack-Style.

Auf Deutsch: Birne, Apfel, Banane/Chili. So wird der Körperbau des Menschen grob eingeteilt. Andere nennen noch die Sanduhr und den Ovalen-Typ

Passformexpertin Rissiek hielte dagegen viel von einer einheitlichen europäischen Größenangabe. "Der Kunde müsste sich diese Zahl einmal merken und könnte problemlos überall einkaufen gehen." Was bleibt ist die individuelle Körperform eines jeden. "Birne", "Apfel" etc. oder - wie es offiziell heißt - von "kurz-schmalhüftig" bis "lang-starkhüftig". Ein paar Modemarken versuchen durch verschiedene "fits", also Passformen, Orientierung im eigenen Angebot zu bieten. Eine Hose Typ "Viola" ist in 38 schmal geschnitten, während Typ "Carmen" in 38 die "starkhüftige" Klientel bedient.

"Es muss für den Kunden einfach bleiben. Die verschiedenen Fits kann sich doch auch niemand merken", kritisiert Rissiek. Am Ende bleibt dem Kunden nur übrig, was ein Teil der männlichen Kundschaft ohnehin schon praktiziert. Sie können (und wollen) sich die vielen Größenzahlen nicht merken - sie probieren einfach an, was gefällt und geben nichts darauf, wenn die kleine Zahl im Kragen wieder einmal größer geworden ist.


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bernd, Montag, 03.April 2017, 12:06 Uhr

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Da hilft nur eins: die großen Internetversender wie Amazon und Zalando müssen die Hersteller so lange unter Druck setzen, bis die sich auf ein vernünftiges Größensystem einigen und damit die Zahl der Rücksendungen singt. Die Retouren kosten viel Geld und mit einem vernünftigen Größensystem könnten die Internethändler viel Geld sparen.