Bayern 1


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Kaminofen-Verbot Kann ich meinen Holzofen noch nachrüsten?

Von: Kathrin Kolb

Stand: 02.11.2023

Frau vor Kaminofen | Bild: mauritius images / Reinhard Eisele

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Zuerst war es einfach nur chic, sich einen Holzofen zu holen. In den letzten Jahren war es vor allem die Sorge um Energiesicherheit, die den Absatz von Schwedenöfen nach oben getrieben hat. Inzwischen gibt es in Deutschland über 11 Millionen Holzheizungen, die nur einen Raum heizen - sogenannte Einzelraumfeuerungsanlagen. Der ganz große Run auf diese Öfen ist derzeit vorbei. Es bleibt aber die Frage, wie umweltschädlich ist das romantische Feuer im Kamin? Und kann ich vielleicht mit einfachen Mitteln etwas besser machen?

Feinstaub Kaminofen

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass im Winter Holzöfen zwischen 10 und 20 Prozent der Feinstaubbelastung ausmachen. Vor allem kleine Öfen, bei denen man selbst Scheitholz nachlegt, haben daran den Löwenanteil. Denn bei ihnen ist die Gefahr besonders groß, "falsch" einzuheizen und dadurch die Abgaswerte noch zusätzlich zu verschlechtern.

Krank durch Kaminofen

Die Europäische Umweltagentur schätzt, dass in Deutschland im Jahr 2020 über 28.000 Menschen vorzeitig gestorben sind, weil der Feinstaub sie krank gemacht hat. Dabei gilt: Je kleiner die Partikel, desto gefährlicher. Die kleinen Feinstaub-Partikel können bis in jede Ecke der Lunge wandern und giftige Schwermetalle dahinbefördern. Die allerkleinsten Partikel können sogar direkt von der Lunge ins Blut übergehen.

Die Feinstaubbelastung sei im Winter in Wohngebieten teilweise genauso hoch wie an vielbefahrenen Straßen, so das Umweltbundesamt:

"Und wenn dann vielleicht noch eine unsachgemäße Handhabung des Ofens (stattfindet) oder auch nicht geeignetes Material verbrannt wird - dann kommen neben den Feinstäuben, die bei der Verbrennung entstehen, noch weitere, wirklich krebserregende organische Verbindungen et cetera hinzu."

Ute Dauert, Expertin für Luftqualität beim Umweltbundesamt

Wie teuer ist ein Feinstaubfilter für Kaminöfen?

Um die Luft reinzuhalten, gibt es in Deutschland die Bundes-Immissionsschutzverordnung. Sie regelt unter anderem, dass bis Ende 2024 die nächste Generation an veralteten Kachelöfen ausgetauscht oder nachgerüstet werden muss. Das betrifft Holzöfen, die zwischen 1995 und 2010 in Betrieb genommen wurden. Möglich ist das unter anderem mit Feinstaubfiltern.

Es gibt mechanische Rußfilter, die in etwa wie eine Dunstabzugshaube funktionieren und zirka 300 bis 400 Euro kosten. Allerdings muss man diese Filter regelmäßig reinigen oder austauschen. Bessere Abgaswerte erzielt man durch elektrische Staubabscheider. Diese sind effektiv, benötigen allerdings einen Stromanschluss und sind in den Anschaffungskosten deutlich höher.

Es ist auch möglich, einen neuen Einsatz für seinen Ofen zu kaufen. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man danach deutlich weniger Holz benötigt, weil die neuen Öfen effizienter verbrennen.

Fazit: Teilweise sind teure Investitionen fällig, man darf seinen Holzofen aber weiter betreiben. Die Gesundheit wird aber weiterhin belastet, sagt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie fordert deutlich strengere Grenzwerte, die auch in Deutschland nur schwer einzuhalten wären:

"...Um diese Schwellen sicher einhalten zu können, müssten wir das, was aus dem Schornstein rauskommt aus der Holzverbrennung um 50 Prozent mindern und selbst mit diesen jetzt gesetzlich geregelten Abscheidemaßnahmen kämen wir gerade mal auf 30 Prozent. Also das heißt, selbst mit diesen Abscheidern kommen wir nicht wirklich in die Nähe dessen, was wir bräuchten, um die Belastung mit Feinstaub in der Luft wirklich so runterzudrücken, dass (nur noch) eine minimale Gesundheitsgefährdung gegeben ist."

Ute Dauert, Expertin für Luftqualität beim Umweltbundesamt

Wie heize ich richtig ein?

  • Bedienungsanleitung genau durchzulesen. Jeder Ofen hat seine Eigenheiten und muss dementsprechend bedient werden.
  • Angekokelte Holzreste in der Asche? Reden Sie mit Ihrem Schornsteinfeger - denn das ist immer ein Hinweis, dass die Verbrennung nicht astrein abläuft.
  • Von oben nach unten anzünden: Zeitungspapier oder Pappe als Anzünder verursachen viel Feinstaub. Besser ist beispielsweise wachsgetränkte Holzwolle. Und: Wenn man die Anzünder AUF die Scheite legt, erreicht man schneller die optimale Temperatur.
  • Behandeltes Holz oder Abfälle setzen beim Verbrennen giftige Stoffe frei. Es sollte nur naturbelassenes Brennholz verwendet werden.
  • Feuchtes Holz verbrennt nicht nur unsauber, sondern senkt auch den Wirkungsgrad der Öfen. Ungefähr ein Drittel der Energie muss allein dafür aufgewendet werden, das Wasser im Holz zu verdampfen.
  • Liegt zu viel Holz im Brennraum, kann das die Luftzufuhr behindern. Besser ist es, regelmäßig wenige Scheite nachzulegen. Tipp der Verbraucherzentrale: "Wenn die sichtbaren gelben Flammen kurz vor dem Erlöschen sind und noch ausreichend Glut vorhanden ist, ist der richtige Zeitpunkt zum Nachlegen gekommen. Meist ist dies alle 30 Minuten der Fall."
  • Die richtige Luftzufuhr ist besonders wichtig, damit die Verbrennung möglichst sauber ablaufen kann. Beim Anzünden braucht das Feuer besonders viel Luft, danach muss die direkte Luftzufuhr gedrosselt werden. Tipp vom Umweltbundesamt: "Die Luftzufuhr ist richtig eingestellt, wenn das Innere des Ofens hell und ohne schwarze Rußablagerungen bleibt. Das Flammenbild sollte ruhig wirken."

CO2-Speicher Holz: lieber langfristig gespeichert, als auf die Schnelle verbrannt

Jede Verbrennung von Holz setzt Kohlendioxid frei. Es wird oft argumentiert, dass der Wald die gleiche Menge CO2 zeitnah wieder aufnimmt. Allerdings können nur gesunde Mischwälder mit einem ordentlichen Zuwachs diese Funktion langfristig erfüllen. Ein gesunder Wald ist wichtig. Wichtig ist aber auch, dass Holz in erster Linie stofflich genutzt wird und erst in zweiter Linie als Brennstoff. Denn wer aus einem Baum einen Dachbalken macht, hat das CO2 im Holz für viele weitere Jahre gespeichert, während es bei der Verbrennung in wenigen Minuten in die Atmosphäre geblasen wird. Deswegen ist es wichtig, möglichst nur Restholz zu verbrennen und darauf zu achten, dass das Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.

Fazit

Alle Arten von Holzöfen sollten immer auf dem neuesten Stand der Technik sein, um eine möglichst effiziente und feinstaubarme Verbrennung zu garantieren. Wer nicht auf den Kachelofen als Hauptheizung angewiesen ist, sollte sich überlegen, auf den ein oder anderen "Wohlfühlkamin" zu verzichten, um seine Feinstaubbelastung in der Nachbarschaft und die CO2 Emissionen gering zu halten.

Weiterführende Links:

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

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Alle Folgen zum Nachlesen finden Sie auf der Übersichtsseite "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast".

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