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Vorgestellt // Ghostpoet Am Puls der Nacht

Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet webt die verfransten Enden von HipHop, Soul und Dubstep zum modernen Großstadt-Blues zusammen. Mike Skinner alias The Streets und Radio-Legende Gilles Peterson sind schwer von ihm begeistert - wir auch.

Von: Markus Otto Köbnik

Stand: 28.09.2011 | Archiv

Eine Nebelbank, die von der Themse aufsteigt. Oder verdunsteter Schweiß von der Tanzfläche, der an der Scheibe klebt: Es ist nicht klar, wohinter sich Ghostpoet auf dem Cover von "Peanut Butter Blues And Melancholy Jam" versteckt. Klar ist nur, dass hier einer seinem Namen alle Ehre macht. Obaro Ejimiwe wandelt in seinen Songs tatsächlich wie ein Geist durch die verschwommenen Stunden, die zwischen Tag und Nacht liegen. Die Zeit, in der man aus dem Club torkelt, die Bässe hinter der Tür leise weiterwummern und erste Sonnenstrahlen am Horizont glänzen.

Der nigerianischstämmige Londoner Obaro Ejimiwe hat eigentlich mal als Grime-MC angefangen. Mittlerweile findet er aber mehr Gefallen an den ausgefransten Enden von HipHop, Soul und Dubstep. Er webt sie zusammen zu einem modernen Großstadtblues, der unsere dunklen Seiten nach außen kehrt. Würde man heute Hermann Hesses "Steppenwolf" verfilmen – auf dem Soundtrack wären ganz sicher einige Lieder von Ghostpoet dabei.

Wie Tricky in seinen besten Tagen haucht und flowt sich Ghostpoet durch seine Lieder und weiß dabei genau, dass seine Raps mehr sind als ein Transportmittel für kluge Reime. Manchmal quetscht er die Worte in den Rhythmus wie ein zusätzliches Instrument. Manchmal hat seine Stimme so viel Seele, dass die Beats darunter fast überflüssig sind.


Ein paar frühe Demo-Tracks von Obaro Ejimiwe haben ausgereicht , dass BBC-Ikone Gilles Peterson ihn für sein Label Brownswood unter Vertrag genommen hat. Mike Skinner alias The Streets bezeichnet Obaro Ejimiwe als seinen Lieblings-MC, und die Jury des Mercury Prize hat "Peanut Butter Blues And Melancholy Jam" in die Nominierungsliste fürs beste Album 2011 aufgenommen.

Erdnussbutter und Marmelade kommen übrigens deshalb im Albumtitel vor, weil sie für viele das beste Mittel gegen Traurigkeit und Kummer sind. Aber eigentlich hat Ghostpoet dieses Küchen-Doping nicht nötig. Denn Melancholie war selten so schön wie hier.


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