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Vorgestellt // Sierra Kidd Der große Nirgendwer

Keine Maske, keine Kunstfigur, nur die Hand vor dem Gesicht und ein Vorhang auf der Bühne. Lange wusste niemand, wer Sierra Kidd ist. Dann verriet ein Fernsehsender seine Identität. Jetzt ist er da - und gekommen, um zu bleiben.

Von: Franziska Niesar

Stand: 02.07.2014 | Archiv

Pressebilder von Sierra Kidd 2014 | Bild: Manuel J. Karp

Stell dir vor, die Melancholie-Popper von The XX gehen mit A$AP Rocky ins Studio und covern einen Casper-Song. Ungefähr so klingt Sierra Kidd. Schon seine erste EP "Kopfvilla" von 2013 riecht nach Erfolg und kündigt an: Das, was dieser junge Typ aus Emden da macht, wird 2014 ziemlich groß werden. Er wird jetzt schon als Rap-Hoffnung mit Pop-Appeal gehandelt. Passt. Denn seine Musik ist ein Mix aus allem, was gerade angesagt ist: ein bisschen Trap, ein bisschen Wehmut und trotzdem Eier.

Umgeben von dunklem Nebel

Böse Zungen könnten behaupten, Sierra Kidd mache "Befindlichkeits-Rap". Man könnte aber auch sagen: Sierra Kidd ist der Cro einer anderen Zeit. Auch bei ihm wird die Nacht zum Tag. Allerdings geht es weniger um die beste Party in bunter Instagram-Optik, sondern um Einsamkeit und Dunkelheit in tristem Schwarz-Weiß. Langeweile, Melancholie, Depression. Sierra Kidd ist umgeben von dunklem Nebel.

Seine Seele ist angeknackst, aber sie erzählt gute Stories. Seine Texte haben etwas ungewohnt Ernsthaftes. Fast erschreckend erwachsen rappt der 17-Jährige auf seinem Debütalbum "Nirgendwer" über Menschen, die niemand beachtet. Menschen, die alleine durchs Leben ziehen. So wie er selbst, als er noch in der Schule war und sich absichtlich die Hand brechen musste, um zu Hause bleiben zu dürfen.

Sierra Kidd spielt nicht den Teenager-Versteher - Sierra Kidd versteht tatsächlich. In seinen Songs verarbeitet er die eigene, unschöne Vergangenheit.

Depri-HipHop mit Pop-Anleihen

Am Ende ist das, was Sierra Kidd da macht, wahrscheinlich doch Befindlichkeits-Rap. Depri-HipHop mit Pop-Anleihen und letztlich genau deswegen so erfolgreich. Hier fühlen sich die Unverstandenen verstanden. Die Loser werden zu Gewinnern. Allein dafür muss man den Typen feiern.

Doch so erwachsen und ausgecheckt Sierra Kidd auch klingt, am Ende ist er einfach ein junger Kerl, der sehr schnell sehr berühmt wurde. Jetzt geht er vielleicht nicht mehr alleine durch die Welt, aber ein bisschen Restangst bleibt. Wohin die Reise geht? Kein Plan! Aber das ist auch okay so. Denn wo auch immer sie hingeht, gut wird sie allemal.


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