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BR Podcast "Seelenfänger" – Auftakt zu neuer Podcast-Reihe

Leben auf dem Land, Selbstversorgung mit Bio-Lebensmitteln und eine starke Verbindung zur Tradition – mit diesen Versprechen zieht der Anastasia-Kult immer mehr Menschen in Deutschland an. Tatsächlich verbergen sich dahinter aber Verschwörungsmythen, Antisemitismus und Rassismus.

Stand: 27.09.2022

Im neuen Podcast "Seelenfänger" geht es um den Anastasia-Kult.  | Bild: BR

Davon erzählen Aussteiger und Szene-Beobachter im neuen Storytelling-Podcast "Seelenfänger – Der Anastasia-Kult" des Bayerischen Rundfunks. Dieser macht den Auftakt zu einer Podcast-Reihe über Sekten und religiöse Bewegungen. Ab dem 29. September 2022 gibt es die sechs Folgen der ersten Staffel in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Die Anastasia-Bewegung basiert auf der Romanreihe "Die klingenden Zedern Russlands". Autor Wladimir Megre schreibt darin als Ich-Erzähler von seiner Begegnung mit Anastasia – einer Frau, die angeblich in der Taiga Russlands lebt, mit Eichhörnchen spricht und magische Kräfte hat. Die Fantasy-Bücher stecken voller völkischer, rassistischer und frauenfeindlicher Passagen. Die Buchreihe inspiriert viele Menschen, genauso zu leben wie die Titelfigur. Die Anastasia-Bewegung ist laut Fachleuten die größte neu-religiöse Bewegung in Russland. Und auch in Deutschland ist der Kult auf dem Vormarsch. Die Anhänger kaufen von der Öffentlichkeit kaum bemerkt Grundstücke und errichten sogenannte Familienlandsitze. Im neuen BR-Podcast "Seelenfänger – Der Anastasia-Kult" erzählen unter anderem zwei Aussteigerinnen von ihren Erfahrungen mit der Gruppe.

"Früher waren die Anastasia-Bücher für mich eine Ersatzbibel", sagt Julia, die ihren Nachnamen nicht nennen will. Sie wurde in Anastasia-Kreisen großgezogen, denn ihre Mutter war fasziniert von einem Leben im Einklang mit der Natur. Doch heute sagt Julia: "Es ist eine Einstiegsdroge in die rechts-esoterischen Kreise." Die Zeit in der Bewegung hat Julia traumatisiert, sie wog zeitweise unter 50 Kilo, weil sie sich nur von Sonnenlicht "ernähren" sollte.

Swetlana Nowoshenowa ist dagegen als Erwachsene in Anastasia-Kreise geraten. In einer Lebenskrise reist sie zu einem Yoga-Kurs in Russland und kommt mit dem Kult in Kontakt. Zurück in Deutschland fährt sie zu Treffen und Konzerten der Bewegung und wird bald mit den dunklen Seiten konfrontiert: "Irgendwann höre ich ‚Juden haben keine Seele, Juden kommen aus der Unterwelt‘. Und ich sitze in einem Raum mit 20 Leuten und wusste nicht, wie ich darauf reagieren soll." Ihre Zeit bei Anastasia vergleicht Nowoshenowa heute mit einer toxischen Beziehung. Deshalb will sie über die Gefahren aufklären.

Das Autoren-Team um die Hosts Emeli Glaser und Dennis Müller hat für den Podcast recherchiert, wie weit sich die Bewegung in Deutschland ausgebreitet hat – und wie wenig die Behörden dagegen tun. Sie gehen zurück zu den Anfängen des Kults in Sibirien und fragen, warum er gerade in Deutschland auf so fruchtbaren Boden gefallen ist. Und sie besuchen Familienlandsitze und sprechen mit glühenden Anhängern von Anastasia über ihren Glauben. Dabei stoßen sie auf Verbindungen zu Rechtsradikalen, Querdenkern und Reichsbürgern.

Über das Projekt:

Begonnen hat "Seelenfänger" als Abschluss-Projekt der Klasse 59B der Deutschen Journalistenschule in München. Die BR-Redakteure Tilmann Kleinjung und Till Ottlitz holten das Team in die Redaktion „Religion und Orientierung“ im Programmbereich Kultur des Bayerischen Rundfunks. Die zweite Staffel "Seelenfänger" ist bereits in Arbeit. Darin wird es um die "Katholische Integrierte Gemeinde" gehen – eine Gruppierung, die im Lauf der Jahre zur Sekte mutierte und deren Fürsprecher der ehemalige Papst Benedikt XVI. war.


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