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BR trauert Abschied von Silvia Koller

Unsere langjährige "Tatort"-Redakteurin Silvia Koller verstarb am Mittwoch, den 15. Dezember 2010, im Alter von 68 Jahren in München. Die ARD sendet am kommenden Sonntag, den 19. Dezember 2010, den BR-"Tatort: Nie wieder frei sein", den Silvia Koller noch entwickelt und auf den Weg gebracht hatte.

Stand: 16.12.2010

Der Abschied von Silvia Koller schmerzt besonders im Jubiläumsjahr 40 Jahre "Tatort" denn sie hat das dienstälteste Ermittlerpaar Miroslav Nemec als Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr selbst ins Leben gerufen. Über 50 erfolgreiche und ausgezeichnete "Tatorte" wurden von Silvia Koller betreut.

Sie arbeitete mit namhaften Autoren und Regisseuren wie Vivian Naefe, Dominik Graf, Alexander Adolph, Christian Jeltsch, Peter Probst, Christian Limmer, Friedrich Ani, Magnus Vattrodt, Jobst Oetzmann, Wolfgang Hesse, Peter Fratzscher, Thomas Jauch, Martin Enlen, Michael Gutmann und vielen anderen zusammen. Als Volontärin kam Silvia Koller 1962 zum Bayerischen Rundfunk und als der BR 1964 sein drittes Fernsehprogramm startete, war sie zunächst für den Filmeinkauf zuständig. Später hatte sie viele Jahre das Kinomagazin kinokino unter ihrer Obhut, bevor sie zum Fernsehfilm wechselte und seit 1989 den BR-"Tatort" 20 Jahre lang mit neuem Ermittler-Team betreute. Unter ihrer Leitung entstanden außerdem viele preisgekrönte Fernseh- und Dokumentarfilme.

Bettina Reitz, Leiterin des Programmbereichs Spiel-Film-Serie beim BR:
"Ich habe Silvia Koller als wache, schlagfertige Querdenkerin erleben dürfen, die sich mit jedem neuen 'Tatort' immer wieder selbst herausgefordert hat. Unangepasst und frei hat sie dem Bayerischen Rundfunk viele außergewöhnliche Sonntagskrimis geschenkt. Ihre ganze Liebe galt nicht nur dem besonderen ARD-Format 'Tatort', sondern vor allem unseren beiden Ermittlern, Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec. Ihr Gespür für Qualität und gute Stoffe war einmalig."

Fernsehdirektor Prof. Dr. Gerhard Fuchs:
"Der BR verdankt Silvia Koller viele außergewöhnliche und preisgekrönte Produktionen. Der nachhaltig erfolgreiche bayerische "Tatort" wurde durch sie maßgeblich geprägt. Als herausragende Dramaturgin wird sie uns unvergessenes Vorbild bleiben, - ihr gebührt unser großer Respekt und unser bleibender Dank."

Kurz vor ihrem Tod hat der BR noch ein Interview mit Silvia Koller geführt, das anlässlich des "Tatort: Jagdzeit", der im kommenden Frühjahr ausgestrahlt wird, veröffentlicht werden sollte. Es ist das letzte Interview, das Silvia Koller gegeben hat.

Die Sehnsucht nach dem guten Film: Gespräch mit Silvia Koller, geführt am 2. Dezember 2010

Frau Koller, über 50 "Tatort"-Folgen haben Sie für den BR entwickelt. Wenn Sie zurückblicken...
Silvia Koller: Zurückblicken ist nie gut. Immer nach vorne schauen.

Vielleicht können wir ja beides. Immerhin wäre es spannend von Ihnen zu hören, wie haben Sie's gemacht, Frau Koller?
Silvia Koller: Das ist ganz simpel. Ich habe einfach versucht mein Programm anständig zu machen. Das ist das Wichtigste: Mach das Programm so anständig wie es geht.

Und gab es denn für das Anständigmachen ein paar Eckpfeiler?
Silvia Koller: Ich konnte beim Bayerischen Rundfunk immer sehr autark arbeiten. Das werde ich denen nie vergessen. Das war wundervoll, weil dadurch wilde, wüste, verrückte Geschichten entstehen konnten.

Sonstige Orientierungspunkte?
Silvia Koller: Ich mag Persönlichkeit, sichtbare Versuche ästhetisch anders zu erzählen, und dann haben wir uns auch immer wieder vom aktuellen politischen Geschehen inspirieren lassen, weil die Politik schließlich in keinem Moment unseres Lebens nicht präsent ist. Aber am wichtigsten ist bei allem die Fantasie.

Aber der Tatort folgt doch strengen Regeln?

Silvia Koller: Richtig, und entgegen meiner sonstigen Natur beharre ich hier auch sehr auf den Regeln. Aber sehen Sie - doch nur, weil Sie durch Regeln wieder Freiheit gewinnen.

Für Sie könnte man das Wort Auteur-Redakteur erfinden. Wie haben Sie die Geschichten denn entwickelt?
Silvia Koller: Mit den Autoren gemeinsam und natürlich gemeinsam mit Udo und Miro, dadurch waren wir näher am Mann.

Hatten Sie eigentlich je Karrieregelüste?
Silvia Koller: Ach was. Ich doch nicht. Ich wollte immer nur eins. Einen guten Film haben. Ich hatte die große Sehnsucht nach einem guten Film. Und die besteht.

Noch einen Tipp zum Schluss?
Silvia Koller: Schafft Euch einen freien Blick und klebt nicht an Vorschriften.


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