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Erstes Hörspiel zu Ferrantes "Neapolitanische Saga" "Meine geniale Freundin" auf Bayern 2 und bei BR Podcast

Die neue BR-Hörspielproduktion "Meine geniale Freundin" lässt rund fünf Jahre nach Erscheinen des gleichnamigen Meisterwerks von Elena Ferrante die eigensinnigen, lebensnahen Figuren aus dem ersten Band der "Neapolitanischen Saga" als eindrückliches Klangerlebnis mit über 20 Mitwirkenden wiedererstehen. Nach hartnäckigem Ringen um die Rechte konnte die packende Coming-of-Age-Geschichte mit großen gesellschaftlichen Themen nun von der Redaktion Hörspiel/Dokumentation/Medienkunst im Programmbereich Kultur realisiert werden.

Stand: 23.11.2020 12:25 Uhr

Illustration zum Hörspiel "Meine geniale Freundin": Ein Mädchen steht vor einer Kindertafel. Das Bild ist orange eingefährbt. | Bild: BR

Am 27. November wird „Meine geniale Freundin“ als vierteiliges Hörspiel in der ARD-Audiothek veröffentlicht. Im Programm von Bayern 2 werden die vier Teile ab 29. November 2020 immer sonntags um 15.05 Uhr gesendet. Damit erscheint erstmals im deutschsprachigen Raum ein Buch von Elena Ferrante als Hörspiel. Für das kommende Jahr sind weitere Folgen der "Neapolitanischen Saga" als Hörspiel geplant.

Ein Leben im Armeleutemilieu Neapels und der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen Lila Cerullo und Elena Greco, genannt Lila und Lenù – geschildert aus der Perspektive von Lenù: Von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart wird in den vier Büchern der "Neapolitanischen Saga" die Entwicklung der beiden so verschiedenen Frauen beschrieben, die aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Begabungen aus dem sozialen Gefüge des Rione, einem Stadtviertel Neapels, herausstechen und doch in ihm verhaftet bleiben.

Elena Ferrantes Neapel-Romane sind große Coming-of-Age-Literatur, doch führen sie auch tief hinein in gesellschaftspolitische Themen: Es geht um den Einfluss der Camorra in Neapel, um Gewalt und um den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben. Ferrante spannt einen Bogen über die europäische Geschichte der Nachkriegszeit mit ihren vielfältigen Brüchen und politischen Herausforderungen. Das Thema Chancengleichheit, sowohl zwischen den Geschlechtern als auch den sozialen Schichten wird ebenso verhandelt wie die Aufarbeitung der Traumata faschistischer Diktaturen in Europa und die Zeit der Studentenbewegung in den 1960er-Jahren.

Mit dem Erscheinen ihres Debütromans "Lästige Liebe" 1992 hatte sich Ferrante für die Anonymität entschieden. Obwohl mehrere Quellen inzwischen beanspruchen, die Autorin hinter dem Pseudonym zu kennen, haben Ferrantes Verleger in Italien ihre Identität nie bestätigt. Ihre "Neapolitanische Saga" umfasst "Meine geniale Freundin", "Die Geschichte eines neuen Namens", "Die Geschichte der getrennten Wege" sowie "Die Geschichte des verlorenen Kindes". Für den vierten und letzten Band der Reihe stand sie auf der Shortlist für den Man Booker International Prize. Die vierteilige Romanserie war sowohl in den USA also auch in weiten Teilen Europas ein Bestseller.

Bei internationalen Stoffen die Rechte für Hörspielproduktionen zu bekommen, kann schwierig sein. Besonders spannend war es im Fall von Ferrante, die als strenge, kompromisslose Verhandlungspartnerin gilt:

"Auf die erste Anfrage bekam ich vom Verlag nur die wenig ermutigenden Worte zurück, ich möge ein Konzept schicken, mir aber nicht zu viel Arbeit machen, es sei sehr ungewiss, dass die Autorin einer Bearbeitung zustimmen würde. Anfragen aus anderen Ländern wären abschlägig behandelt worden. Da die anonyme Autorin Ferrante als Gegenüber wenig greifbar ist, kam es mir ein bisschen so vor, einem Blind Date zu schreiben – wie ich mir die Adaption des Stoffes, die Aufteilung der Stimmen, die Auflösung der Szenen vorstelle und in welchem Programm-Kontext ,Meine geniale Freundin‘ aufgehoben wäre. Welcher von den vielen Punkten Frau Ferrante dann letztendlich überzeugt hat, weiß ich nicht, aber einige Wochen nach Abschicken des Konzepts kam eine freudig überraschte Nachricht vom Verlag, dass sie einer Bearbeitung der kompletten Neapolitanischen Saga fürs Radioprogramm und Online zustimmt."

BR-Chefdramaturgin Katarina Agathos:

Das BR Fernsehen zeigt am Montag, 25. April um 23.35 Uhr die Dokumentation „Ferrante Fever“ aus dem Jahr 2017 über Elena Ferrante, die große Unbekannte der italienischen Literatur, die sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans für die Anonymität entschieden hatte – webfirst ab 22. April in der BR Mediathek.

"Meine geniale Freundin"

Hörspiel nach Elena Ferrante
Aus dem Italienischen von Karin Krieger
Komposition: Ulrike Haage
Bearbeitung und Regie: Martin Heindel
Mit Rosalie Thomass, Enea Boschen, Hanna Scheibe und vielen anderen
BR 2020, Ursendung
Vier Teile ab Sonntag, 29. November 2020, 15.05 Uhr auf Bayern 2 und vorab in der ARD-Audiothek.

Ein Making of Video zu diesem Podcast finden Sie in der BR Mediathekt


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