Presse - Pressedossiers


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Interview Regisseur Niklas Weise

Stand: 30.09.2021

Als Produzent Marcus Roth Ihnen von seinen "Mysterium"-Plänen erzählte, haben Sie sofort Feuer gefangen. Warum?

Mich hat diese Kombination aus Mystery-Genre und dem sehr realistischen Spiel der Figuren interessiert. Das sind eben keine dieser typisch überdrehten Kinderserienfiguren, weil auch das Buch nicht infantil und schrill ist. "Mysterium" ist eine Serie, die sich selbst und ihr Publikum ernst nimmt. Genau das geht vielen Formaten ab. Ich fühlte mich an Serien mit Tiefgang aus meiner eigenen Jugend erinnert, also tschechische Serien oder auch Timm Thaler.

Die Schauspieler schwärmen von der spontanen Arbeitsmöglichkeit, Lea Drinda lobte die one shots…

Das ist hier das gestalterische Prinzip, in dem Regie auf anderen Ebenen stattfindet. Mir kam es auf die Wahrhaftigkeit der Figuren an, dass die Figur lebendig ist und nicht, dass der Satz exakt so wie im Drehbuch gesagt werden muss. Dafür gebe ich den Schauspielern Freiheiten. Nach einem ähnlichen Verfahren arbeiten auch Ken Loach, Mike Leigh oder die Dardenne-Brüder. Da kommt es auf die Qualität des Ausdrucks an. Dafür haben wir auch eine Woche lang geprobt. Es ging darum, die Figuren zu entwickeln und im klassischen method-acting-Modus Erfahrungen aus der eigenen Biografie zu holen, um damit in der Figur anzudocken, sich also auch vor der Kamera instinktiv stimmig zu verhalten.

Abgesehen davon ist der Schauplatz auf seine Weise spektakulär. Eine alte Villa im Osten von Berlin und sozialer Wohnungsbau aus den 70er-Jahren…

Wir brauchten eine Landschaft - losgelöst von Landschaften, die man kennt. Auf der einen Seite ist da die Villa in Kladow aus den 30er-Jahren und dazu im Kontrast die Wohnlandschaft aus den 60er-, 70er-Jahren, die man selten in Filmen sieht, höchstens als Sozialporno. Aber Leute, die da nur zum Einkaufen gehen siehst du da nicht. Dazu kommen die eigens für die Serie entworfenen Klamotten. An der Hose von Yusuf sind die Beine 5 Meter lang, wir haben eigene Marken entworfen… Ich nenne das Retro-Futurismus. Eine "Mysterium"-Welt, in der sich bildende Kunst, Kultur und Mode auf eigentümliche Weise treffen eben.


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