Und das, obwohl beim Rauchen das Krebsrisiko rund hundert Mal höher ist als beim Dampfen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Schottland. Über die Langzeitwirkungen von E-Zigaretten wissen die Forscher allerdings noch recht wenig.
„Wir haben im Moment im Grunde ein riesengroßes Menschenexperiment, bei dem Millionen von Menschen Frostschutzmittel einatmen, das nicht auf die Tauglichkeit hierfür untersucht worden ist.“ Dennis Nowak, Umweltmediziner und Lungenarzt an der LMU München
Studien zu E-Zigaretten sind Mangelware
Das Frostschutzmittel Propylenglykol ist der wichtigste Inhaltstoff der sogenannten Liquids, die in E-Zigaretten verdampft werden. Hinzu kommen hunderte von Aromen, die alle nicht darauf getestet sind, wie sie beim Einatmen auf den Menschen wirken, warnt Nowak. Genauso besorgniserregend: Jugendliche Nutzer sind doppelt so häufig von Bronchitis geplagt wie ihre nicht-dampfenden Altersgenossen. Zu diesem Schluss kommen kalifornische Wissenschaftler. Alles in allem wissen die Mediziner allerdings noch recht wenig über die langfristigen Auswirkungen des Dampfens.
Einstiegsdroge oder Zigarettenersatz?
Vollends undurchschaubar wird die Debatte bei der Frage: Sind elektrische Zigaretten eine Einstiegsdroge für das Tabakrauchen? Das behauptet die Fachgesellschaft der Lungenärzte in Deutschland und führt als Beleg eine Studie aus den USA an. Andere Experten, etwa britische Ärzteverbände, sagen: Die E-Zigaretten sollten nicht verteufelt werden. Wir sollten sogar für sie werben, denn sie können Rauchern helfen, vom Tabak wegzukommen. Auch dafür gibt es Daten, und Dennis Nowak unterstützt diese Position.
„Wenn ein Patient mich fragt: Soll ich eine E-Zigarette oder eine normale rauchen bzw. dampfen? Dann würde ich erst mal natürlich sagen: Am klügsten ist gar keine. Aber wenn derjenige, der 80 Marlboro raucht, auf 10 runtergeht und raucht den Rest elektrisch, dann hat der etwas für seine Gesundheit getan.“ Dennis Nowak
Tabakerhitzer als Alternative?
Seit etwa einem Jahr sind außerdem Tabakerhitzer auf dem Markt. In ihnen wird ein Tabakstrang nicht verbrannt, sondern auf etwa 300 Grad erwärmt. Dabei wird Nikotin frei, aber etwa 90 Prozent weniger Krebs erregende Stoffe. Das behauptet jedenfalls der Hersteller. Die erste unabhängige Studie aus den USA zu Tabakerhitzern kommt jetzt allerdings zu dem Ergebnis: Menschen, die einen Tabakerhitzer benutzen, ziehen möglicherweise häufiger und schneller an dem Tabakstrang, um möglichst viel Dampf einzuatmen. Denn das Gerät schaltet sich automatisch nach sechs Minuten ab. Die Forscher kritisieren auch die Empfehlung, wie oft die Kartusche gereinigt werden soll: Geschehe das nur nach jedem zwanzigsten Gebrauch - so wie es der Hersteller empfiehlt -, dann verkohle der Tabakstrang, was eben doch Krebs erregende Stoffe freisetzen könne. Außerdem schmelze der Kunststofffilter zu leicht, schreiben die Autoren von der Universität von Kalifornien in Riverside, und er setze überdies schon bei relativ niedriger Temperatur eine giftige Chemikalie namens Formaldehyd-Cyanhydrin frei.
Die Empfehlung der Lungenärzte ist deshalb klar: Wer weder dampft noch raucht ist auf der sicheren Seite und lebt am gesündesten.