Es sind Frauen wie Verena Eder, für die sich der VdK Bayern noch stärker einsetzen will: Die 40-Jährige kümmert sich um ihren fünfjährigen Sohn Ludwig. Er ist als Frühchen auf die Welt gekommen und er leidet an einem sogenannten Kurzdarm-Syndrom. Die Erkrankung wurde allerdings erst drei Monate nach Ludwigs Geburt erkannt. Nahrung wird ihm zum Teil über eine sogenannte PEG direkt in den Magen gepumpt. Von den insgesamt fünf Pflegegraden, die es gibt, hat Ludwig den Grad drei.
Nachts muss seine Mutter immer wieder aufstehen, um sich um ihn zu kümmern, tagsüber übt sie geduldig mit ihm, Farben richtig zu benennen und richtig auszusprechen. Die gelernte Bäckereiverkäuferin widmet sich voll ihrem behinderten Sohn, sie leben von staatlichen Leistungen wie dem Pflegegeld, das sich bei Ludwig auf 572 Euro im Monat beläuft. Sie wisse, dass das nach viel Geld klingt, sagt Verena Eder, aber sie findet: "Dafür, dass man eigentlich 24/7 die Pflege übernehmen muss, ist das einfach wenig."
VdK fordert Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige
Für Menschen wie Verena Eder und ihren Sohn sollte die nächste Bundesregierung mehr tun, fordert der Sozialverband VdK Bayern. Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung stand der Plan, eine Art Pflege-Lohn einzuführen. Umgesetzt wurde das Vorhaben nicht. Die nächste Bundesregierung müsse den Plan wieder aufgreifen, wünscht sich die VdK-Vorsitzende Verena Bentele. Damit würden Eltern wie Verena Eder finanziell abgesichert: "Sie könnten dann ihre Pflege-Arbeit machen, ohne selbst in Armut zu rutschen."
Der VdK fordert, dass die nächste Bundesregierung das Projekt einer Pflege-Lohnersatzleistung wieder aufgreift und vollendet. Auch bei der Kinder-Grundsicherung, die die Ampel zwar geplant, aber nicht vollendet hat, wünscht sich der VdK einen neuen Anlauf.
Armutsfeste Renten als Dauerforderung
Nicht locker lassen will der VdK auch beim Thema Rente. Eigentlich hält der Verband eine Anhebung des Rentenniveaus von derzeit 48 auf 53 Prozent für nötig. Die Zahl gibt das rechnerische Verhältnis von durchschnittlichen Renten zu durchschnittlichen Löhnen wieder. Wenn das Rentenniveau schon nicht steigt, sollte es wenigstens nicht weiter sinken, heißt es vom VdK. Wenn das Rentenpaket II nicht kommt, das die amtierende Bundesregierung eigentlich noch durch den Bundestag bringen wollte, drohe aber ein Absinken des Rentenniveaus auf 45 Prozent.
Wiedereinführung der Vermögenssteuer in der Diskussion
Insgesamt seien viele Sozialleistungen unterfinanziert, kritisiert der VdK. Die Verbandsspitze ist gleichzeitig überzeugt, dass sich zusätzliches Geld für den Sozialbereich mobilisieren ließe. Denkbar wären eine Wieder-Einführung der Vermögenssteuer, erklärt die VdK-Chefin Bentele oder über höhere Einnahmen bei der Erbschaftssteuer: "Wer eine sehr große Erbschaft macht, große Aktienpakete oder Immobilien, der darf und soll sich eben auch mehr am dem Sozialstaat beteiligen".
Es sei dabei ein Irrtum, dass höhere Sozialausgaben die Wirtschaft belasten müssten, erklärt Bentele. Ein gut funktionierendes Sozialsystem sei auch ein wichtiger Standortfaktor, betont sie.
Sozialverband VdK mit ungebrochenem Mitgliederwachstum
Was die eigene Arbeit angeht, zieht der VdK Bayern eine positive Bilanz. Seit Anfang des Jahres hat der Sozialverband 60.000 neue Mitglieder aufgenommen. 834.000 Menschen in Bayern haben inzwischen einen Mitgliedsausweis, das entspricht sechs Prozent aller Einwohner. Die seit vielen Jahren wachsende Mitgliederzahl sei auch ein Auftrag, sich in der nächsten Wahlperiode Gehör zu verschaffen, findet die Verbands-Chefin Bentele: "Wenn es Kürzungen im Sozialbereich geben wird, dann werden wir uns als VdK lautstark zu Wort melden und uns wehren."
Sozialverband VdK: "Die Brandmauer zur AfD steht"
Wenn es darum geht, für sozialpolitische Anliegen zu werben, wolle der VdK mit allen demokratischen Parteien im Gespräch bleiben, betont der Landesgeschäftsführer Michael Pausder. Dazu zählt seiner Ansicht nach allerdings nicht die AfD. Mit ihr sehe man keine Gesprächsgrundlage, sagt Pausder: "Die Brandmauer steht". Der VdK werde keine AfD-Vertreter zu Diskussionsveranstaltungen vor der Bundestagswahl einladen. Es gebe keinen Grund, entsprechende Beschlüsse, die der VdK schon vor Jahren getroffen hat, in Frage zu stellen. Auch von der Basis gebe es keine Initiativen, Gespräche mit der AfD aufzunehmen.
Im Video: Interview mit VdK-Präsidentin Bentele
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