Der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis ging in diesem Jahr an den in Augsburg lebenden Metallgestalter Hiawatha Seiffert für eine Schale aus Industriestahl: Eine alte Maschinenkette mit großen Kettengliedern, wie sie für Förderbänder oder Rolltreppen benutzt werden, hat der Künstler zunächst zur Spirale gerollt, dann grob mit dem Maschinenhammer in eine halbrunde Form gebracht und danach von Hand am Amboss weiterbearbeitet bis zur endgültigen Form: Einem strahlenförmig auslaufenden, raumgreifenden und unglaublich dynamischen Halbrund. Die einzelnen Kettenglieder mit ihren übereinanderliegenden Schichten bleiben dabei sichtbar. Hier und da hat die Schale Risse, scharfkantige Brüche und Löcher, durch die das Licht Schatten auf die Standfläche wirft, die an Textilarbeiten, an grobe Spitze oder Scherenschnitte erinnern. Kurzum: statt der dunklen, schweren und massiven Stahlschale tritt uns hier ein leicht wirkendes, organisches Gebilde entgegen.
Es ist halt ein sehr hartes Material, es ist schwer zu bearbeiten und in dieser Kombination der Leichtigkeit finde ich das halt spannend, dem was entgegenzusetzen, dieser Härte. Man macht es ja weich im Glühprozess in der Schmiede und es wird formbar und dann kann man das bearbeiten.
Die Schale basiert auf der Technik des Damaszierens, bei dem verschiedene Stahlarten immer wieder verschmiedet, gefaltet und erneut verschmiedet und so verdichtet werden. Bei Hiawatha Seiffert aber bleiben die verschiedenen Schichten sichtbar wie bei einem Blätterteig. Der Weg zu einem so leicht wirkenden Objekt ist körperlich enorm anstrengend und beruht auf jahrelanger Erfahrung.
Man muss auch aufpassen, zum Beispiel wenn man es zu warm macht oder zu hart bearbeitet, dann verdichtet sich das Material zu stark und dann bricht es. Oder man kann ja auch damit spielen, mit so Verbrennungen und diesen Brüchen, ich spiele zum Beispiel mit diesen Rissen, also mit der Verletzlichkeit des Materials.
1973 in Marburg geboren, hat Hiawatha Seiffert nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker in einer Knopffabrik Metallgestaltung in Hildesheim studiert. So ist die handgefertigte Schale aus einer Industriekette gewissermaßen auch ein Stück bildgewordene Künstler-Biografie: Von der Fabrik ins Museum. Denn genau das ist die tiefere Bedeutungsebene dieses Stücks: Aus seriell hergestellten, exakt der Normform entsprechenden Kettengliedern wird eine organische Form, aus dem Industrieprodukt ein handgefertigtes Unikat, das über das professionell ausgeführte Kunsthandwerk hinaus künstlerisches Experiment ist. Das ist die Krönung des Recycling-Gedankens und ein verdienter Danner-Preis 2017.
Ein hoch verdienter Erster Preis
Der im bayerischen Kunsthandwerk traditionell starke Schmuck wurde damit auf die Plätze verwiesen. Unter den vier Ehrenpreisen sind drei Schmuckkünstler. Michael Becker etwa wurde für drei farbprächtige Halsketten aus Gold, Lapislazuli und Uwarovit, einem grünen Granat, ausgezeichnet. Wie kleine Landschaftsreliefs erheben sich die unregelmäßig gebrochenen Steine in ihren goldenen Rahmen. Besonders hohen Wiedererkennungswert haben die Bernstein-Broschen von Gisbert Stach.
Das Material Bernstein hat ja so einen altmodischen Touch, so ein Image wie von Großmutterschmuck. Ich verwende das Material, weil das mich fasziniert, weil das aus dem Erdaltertum kommt und bis zu 300 Millionen Jahre alt ist und auch so eine Zeit konserviert.
Stach hat es gewagt, den Bernstein zu kleinen Stücken zu zermahlen und damit Hohlkörper mit den Umrissen von Deutschland, Bayern oder Österreich zu panieren. Dank der Farbigkeit des Bernsteins sehen diese Broschen nun aus wie frische Schnitzel. Und zwar täuschend echt, denn das farblose Silikon im Untergrund verleiht dem Ganzen auch noch den angemessenen fettigen Glanz.