In der Ingolstädter Innenstadt gibt es bald zwei Leerstände weniger. Die Stadt hat den früheren Kaufhof, der seit vier Jahren leer steht, gekauft. Und das frühere Donaukurier-Gebäude wird vom Eigentümer saniert und an die Stadt weiter vermietet. Auch Amberg und Nürnberg haben Pläne, wie sie wieder Leben in ihre Innenstädte bringen können.
Noch Lost Spaces
Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben seit der Schließung am 17. Oktober 2020: Durch einen Hintereingang betreten wir mit Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) den alten Kaufhof mitten in der Fußgängerzone. Viele leere Regale, einige Werbetafeln und die Rolltreppen erinnern noch an die einstige Bestimmung dieser riesigen Räume. Und natürlich die ungezählten unbekleideten Schaufensterpuppen. "Schon ungewöhnlich. In einem leeren Kaufhaus ist man nicht so oft", sagt der Oberbürgermeister, der Ingolstadt ja bald verlassen und neuer Wirtschaftsreferent in München werden wird.
Die Zeit der klassischen Kaufhäuser ist wohl vorbei
65 Jahre lang war hier zunächst das Kaufhaus Merkur und dann der Kaufhof. 2020 schloss die Galeria-Karstadt-Kaufhof GmbH diese und 61 andere Filialen im Land. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demonstrierten, doch es half nichts. Jetzt endlich kommt wieder Leben in die Bude. Denn die Stadt hat das Gebäude mit 17.000 Quadratmetern vor wenigen Wochen gekauft, um den Leerstand mitten in der Fußgängerzone zu beenden. Der Kaufhof wurde aus der Insolvenzmasse der Signa Gruppe des Österreichers René Benko gekauft. Über den Kaufpreis könne er nichts sagen, so der Oberbürgermeister: "Aber mal auf gut bayerisch formuliert: Es ist relativ günstig herganga."
Ein klassisches Kaufhaus wird aus dem Kaufhof freilich nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Die städtische Wirtschaftsförderung will es entwickeln. "Das heißt, wir werden es etagenweise wohl vermarkten. Im Erdgeschoss weiterhin Einzelhandelsfläche, evtl. auch Gastronomie. In den Obergeschossen dann Büronutzung, vielleicht auch Wohnnutzung", sagt der Oberbürgermeister, der von dem Erfolg überzeugt ist. Denn es gebe viele Interessenten an Teilen der Immobilie. Doch das ganze Gebäude wollte niemand kaufen. Und so plant die Stadt, nach der Sanierung Teile davon weiter zu verkaufen.
Wieder voller Leben statt nur gute Erinnerungen
Die Schaufenster des großen Leerstands sind verhängt. "Plakatieren verboten“, ist in den Fenstern zu lesen. Fragt man die Passanten, so haben die meisten gute Erinnerungen. "Man hat alles bekommen“, sagt eine Frau. Sie und eine andere Passantin bedauern, dass "er nicht mehr da ist und die Innenstadt von Ingolstadt nicht so attraktiv ist." Ein Mann erzählt, dass seine Tante dort damals gearbeitet hat. "Die schönsten Momente waren immer die, wenn man oben gesessen hat und schön gegessen hat." Er spricht vom Restaurant des Kaufhofs, das heute noch existiert. Küchen und die Theken in dem Selbstbedienungsrestaurant sind noch gut in Schuss. 3,90 Euro die kleine Schale und 5,50 Euro die große Schale kosteten die "wechselnden Tagessuppen" verkündet eine handgeschriebene Tafel. OB Christian Scharpf verbindet mit dem Kaufhof für immer die Mandelsplitter: "Wenn man reingegangen ist, dann waren erst die Wühltische. Aber mein Ziel als Kind ganz hinten war die Süßwarenabteilung und die Mandelsplitter."
Und noch ein zweites seit Jahren leer stehendes Gebäude in der Innenstadt wird sich wieder mit Leben füllen. Das ehemalige Gebäude der Lokalzeitung "Donaukurier“ saniert ein Privatbesitzer und vermietet es dann an die Stadt. Ämter für Kultur und Schulen werden hier zusammengefasst und das Erdgeschoss wird an Selbständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft vermietet. Und die Ingolstädter Innenstadt hat dann zwei große Leerstände weniger.
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