"Kasperlgraf" und Hofbeamter

Obwohl der Gemeinplatz der nördlichsten Stadt Italiens immer wieder bemüht wird, verweist in München doch kaum ein Straßenname auf das Land im Süden. Eine der wenigen: die Poccistraße. Einem Münchner fallen dazu wohl zuallererst das dort gelegene Kreisverwaltungsreferat und die damit verbundenen bürokratischen Herausforderungen ein - womit er auch schon beim Namenspatron der Straße gelandet ist: Franz Graf von Pocci. Der Schriftsteller, Zeichner und Komponist hatte nicht nur tatsächlich italienische Wurzeln - sein Vater war ein aus Italien stammender adeliger Offizier -, sondern kannte als Beamter am bayerischen Königshof die administrativen Mühlen ebenfalls zur Genüge.
Die Krux mit der Doppelexistenz
Pocci litt unter dem Doppelleben Künstler/Beamter, wie vor ihm die deutschen Prototypen dieser Existenzform: Eichendorff und E.T.A. Hoffmann. In seinen Texten hat Pocci erkenntnistheoretisch und poetologisch gewiss nicht so tief geschürft wie die beiden Schriftsteller der literarischen Romantik.
Aber analog zu Hoffmann hatte auch Pocci einen starken Hang zur Satire und fand ein Ventil im Karikieren von Autoritätspersonen, Honoratioren und Amtsschimmel-Reitern. Als Bühne wählte er dafür das Puppentheater, als Figur den Kasperl Larifari, der Pocci auch das Attribut "Kasperlgraf" eingebracht hat. Am 7. März 1807 wurde in München der Mann geboren, in dessen Werk sich nicht nur bayerisches Wesen - und Unwesen - spiegelt, sondern der vor allem eine Figur berühmt machte, die bis heute auf Puppenbühnen, in Kinderbüchern und im Fernsehen fortlebt.