Der größte Faschingszug Bayerns hat am Sonntag in Würzburg wieder zehntausende Schaulustige ins Freie gelockt. Mit mehr als 50 prunkvoll geschmückten Wagen waren rund 170 Gruppen und etwa 3.300 aktive Faschingsanhänger mit dabei. Auf den Prunkwagen nahmen die Narren nicht nur die lokale Politik ins Visier, auch die Europapolitik, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der zurückgetretene Bundespräsident Christian Wulff wurden aufs Korn genommen.

Nürnberger Prinzenpaar verabschiedet

Als einen der letzten Faschingstermine hat Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly das Prinzenpaar Sabine III. und Thomas III. verabschiedet. Im Gegenzug erhielt er bei einer Feierstunde den Rathausschlüssel zurück, dessen sich die Narren zuvor bemächtigt hatten. Ab Aschermittwoch regiert wieder der Oberbürgermeister im Rathaus. Die Narren haben nun fast neun Monate Zeit, um Kraft zu tanken für die nächste Faschingssaison.

Musik aus allen Rohren

Im Vordergrund des rund drei Kilometer langen Gaudiwurms stand jedoch der Spaß am Feiern und an der Faschingszeit. Musikalisch begleitet wurden sie mit traditionellen und modernen Klängen von Fanfaren-Zügen, Blaskapellen und Live-Bands. "Wir schätzen, dass ungefähr 95.000 Menschen den Faschingszug in Würzburg miterlebt haben", sagte Anton Müller von der örtlichen Polizei. Bis zum Nachmittag habe es keine größeren Zwischenfälle gegeben. Der Zug ist seit 1953 Tradition in der Residenzstadt.

"Urzeln" in Nürnberg

In Nürnberg begeisterten die Vereins-Garden mit ihren Kapellen nach Polizeiangaben etwa 50.000 Zuschauer. Angeführt wurde der aus 39 Wagen bestehende Fastnachtszug von den "Urzeln", die mit knallenden Peitschen, furchterregenden Masken und Kuhglocken die bösen Geister und den Winter vertreiben. Dabei handelt es sich um einen mittelalterlichen Brauch aus Siebenbürgen, der inzwischen auch in Franken heimisch ist. Insgesamt zogen mehr als 1.500 aktive Narren mit dem bunten Zug durch die Stadt, der nach Angaben der Stadt der älteste urkundlich nachgewiesene Faschingszug der Welt ist. Bereits im Jahr 1397 wurde der "Zämertanz" der Nürnberger Metzger zur Fastenzeit erstmals erwähnt. Nicht zuletzt wegen dieser Tatsache bemüht sich der Verein um ein Fortbestehen des traditionsreichen Spektakels.

Aus für den traditionsreichen Faschingsumzug?

Die Organisatoren haben mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der neue Vorstand des Fördervereins Nürnberger Fastnachtszug e.V. Walter Hahn und sein Team sind erst seit Herbst 2011 im Amt. Das Hauptproblem des Vereins ist die Finanzierung des Umzuges, sagt der Schatzmeister Manfred Weih. Dem Förderverein seien viele Sponsoren abgesprungen. Hinzu kommen die Kosten für Straßenabsicherungs- und Sanitätsdienste. Die zu entrichtenden Gebühren seien um einen vierstelligen Betrag angestiegen, der kaum noch zu decken sei, erklärt Weih. Um den traditionsreichen Fastnachtszug durch Nürnberg bewahren zu können, tritt der Verein im März 2012 mit Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) in Verhandlung. Auch die Durchführung des diesjährigen Umzugs sei bis vor kurzem noch unsicher gewesen, so Manfred Weih.

Faschingszug in Karlstadt

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Oberaurach: Fataler Sturz von Faschingswagen

Während die meisten Faschingszüge am Sonntag ohne Zwischenfälle blieben, kam es in Oberaurach (Lkr. Haßberge) zu einem tragischen Unfall: Eine 41-jährige Frau hatte beim Faschingsumzug ihre Handtasche auf einem Motivwagen vergessen. Als sie auf den Wagen kletterte, um die Tasche zu holen, stürzte sie aus noch ungeklärter Ursache über die Holzbrüstung des Wagens gut zwei Meter in die Tiefe. Die Frau schlug mit dem Kopf und der Schulter auf der Straße auf und war nicht mehr ansprechbar. Nach Angaben der Polizei Würzburg erlitt sie lebensgefährliche Kopfverletzungen und wurde per Hubschrauber in eine Klinik nach Bamberg geflogen.

Aschaffenburg: Vom Faschingswagen überrollt

Auch beim Faschingsumzug in Aschaffenburg kam es zu einem Zwischenfall, bei dem ein 17-jähriger Ordner verletzt wurde. Ein Bein des jungen Mannes war in einem unachtsamen Moment von einem Motivwagen überrollt worden. Mit Quetschungen und starken Prellungen wurde er in ein Aschaffenburger Krankenhaus gebracht.