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Studentenjob auf der Berghütte Arbeit zwischen Klischee und Wirklichkeit

Von Kuhglocken geweckt werden, Kaiserschmarren servieren, wandern und den Sonnenuntergang genießen. So romantisch könnte er sein, der Studi-Job auf einer Berghütte. Doch die Realität sieht ein wenig anders aus.

Von: Sabine Pusch und Martin Moser

Stand: 28.10.2020

Jana in der Gaststube der Gamshütte beim Aufräumen

Jana arbeitet dort, wo andere Urlaub machen: auf der Gamshütte in den Zillertaler Alpen. Wenn sie anderen von ihrem Nebenjob erzählt, muss sie häufig ein paar Klischees geraderücken. Denn ganz so romantisch, wie es sich viele vorstellen, ist es nicht. Spätestens nach ihrer dritten Saison in den Bergen weiß die 28-jährige Psychologiestudentin: Wer sich hier sein Geld verdienen möchte, muss hart arbeiten können, gut im Team funktionieren und flexibel sein.

Lange Tage in den Bergen

Blaue Stunde an der Gamshütte

Die Tage auf der Hütte beginnen gegen 6:30 Uhr. Um 22 Uhr ist Hüttenruhe. In der Zeit dazwischen gibt es reichlich zu tun: Frühstück vorbereiten, Bäder putzen, Toiletten reinigen, Tagesgäste bewirten, Übernachtungsgäste begrüßen und einweisen, Betten und Matratzenlager richten, Stube kehren und wischen, die Seilbahn beladen, Abendessen servieren und abspülen. Die Tage sind verschieden und ähneln sich dennoch. Eine große Rolle spielt das Wetter, denn das entscheidet darüber, wie viele Wandernde auf den Berg kommen.

"Klar kann ich um fünf Uhr loslaufen, damit ich um sieben Uhr zum Sonnenaufgang am Gipfel bin. Aber das ist natürlich auch auszehrend, wenn man danach noch einen ganzen Arbeitstag vor sich hat. Es ist ein Knochenjob, den man nicht mal eben gemütlich in der Rente machen kann. Und ab 21 Uhr bin ich schon sehr müde. Das liegt aber auch daran, dass ich eher ein Morgenmensch bin und morgens mehr Energie habe."

Psychologiestudentin Jana über ihren Studentenjob auf der Gamshütte in den Zillertaler Alpen

Allrounder und Teamplayer

Jana beim Spülen mit dem Hüttenteam

Die Aufgaben, die auf einer Hütte anfallen, sind vielfältig und körperlich anstrengend. Wichtig ist, dass jeder aus dem Team seine Aufgaben kennt und erledigt – und sich gleichzeitig auf die anderen verlassen kann. Es ist ein bisschen wie in einer großen Wohngemeinschaft, nur, dass man nicht nur zusammenlebt, sondern auch zusammenarbeitet. Da es nur wenige Rückzugsmöglichkeiten gibt, ist es wichtig, Probleme direkt anzusprechen und zu lösen.

Geld verdienen und ausgeben

Kehren und den Eingang der Hütte sauber halten, Dauerjob ohne Ende

Pro Tag auf der Gamshütte bekommt Masterstudentin Jana 70 Euro. Dazu kommen noch Kost, Logis und Trinkgeld. Ein ganz guter Verdienst. Vor allem, weil es weit und breit keine Möglichkeiten zum Geld ausgeben gibt, sagt Jana. Verhängnisvoll könne es nur an regnerischen Tagen werden. Wenn wenig Gäste auf die Hütte wandern und kaum etwas zu tun ist. Denn online bestellen kann man auch in den Bergen.

Ausschreibungen beachten

Der Job der Toilettenreinigung kann schon mal unangenehm sein.

Jana und Hüttenwirtin Corina haben sich beim gemeinsamen Arbeiten auf einer anderen Hütte kennengelernt, die Tutzinger Hütte in den Bayerischen Voralpen. Als Corina 2018 die Gamshütte pachtete, war schnell klar: Jana soll Teil des Teams werden. Wer sich vorstellen kann, selbst einmal auf einer Hütte zu arbeiten und noch keine Kontakte hat, kann sich unter anderem auf der Seite des Deutschen Alpenvereins (DAV) informieren. Viele Hütten schreiben offene Stellen auf ihren Facebook-Seiten aus oder machen über Aushänge vor Ort darauf aufmerksam. Teils werden Leute für ganze Saisonen gesucht, teils auch Aushilfen für die Wochenenden. Jana ist meist etwa einen Monat am Stück auf der Hütte und springt außerdem bei Bedarf ein, wenn der Wetterbericht Sonne ankündigt und mit vielen Gästen zu rechnen ist. Mit ihrem Studium lässt sich das gut vereinbaren.

"Es ist keine Auszeit. Es ist vielmehr ein Einstieg in das Chaos und die totale Arbeit von früh bis spät."

Corina, Hüttenwirtin der Gamshütte

Über die Gamshütte

Die Gamshütte gehört zur DAV-Sektion Otterfing, liegt auf 1.921 Metern in den Zillertaler Alpen und ist die erste bzw. letzte Station des Berliner Höhenweges. Sie ist von Mitte Juni bis Ende September geöffnet und bietet 38 Schlafplätze. Normalerweise. In Zeiten von Corona war und ist alles ein wenig anders. Wer übernachten möchte, sollte sich vorher also unbedingt erkundigen, ob noch Platz im Matratzenlager frei ist. Außerdem stehen täglich leckere und deftige Gerichte auf der Karte. Der Aufstieg zur Gamshütte dauert nur etwa drei Stunden – ideal also für einen Tagesausflug.

Hüttenplan der Gamshütte der DAV Sektion Otterfing Format: PDF Größe: 1,75 MB


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