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Studium am eCampus Digitaler Alltag an der UNIKIMS - Management School der Uni Kassel

Universitäten und Hochschulen sind gerade noch geschlossen, warten ab, wie es in der Corona-Krise weitergehen kann. Die Pandemie verschärft auch den Studienbetrieb an der UNIKIMS. Die wenigen Präsenzveranstaltungen finden jetzt online auf dem eCampus statt. Campus Magazin hat sich die UNIKIMS in Kassel genauer angeschaut.

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 01.04.2020

Campus der Universität Kassel | Bild: Universität Kassel

Der bewährte eCampus

Die Studierenden lernen gemeinsam in virtuellen Seminarräumen, drücken einen Button für eine Wortmeldung oder eine „Chat-Taste“ für den stillen Schwatz während des Seminars und finden alle relevanten Daten jederzeit online. Das ist der Alltag seit vielen Jahren im berufsbegleitenden Studiengang „Master of Public Administration“.

Während hier alle Veranstaltungen online stattfinden, nutzen die anderen berufsbegleitenden Masterstudiengänge der Universität Kassel die virtuellen Seminarräume weniger. Deren Studierende und Lehrende treffen sich hauptsächlich zu Präsenzveranstaltungen an den Wochenenden.

Dr. Jochen Dittmar, Geschäftsführer von UNIKIMS Kassel | Bild: UNIKIMS GmbH Kassel

"Dadurch, dass wir seit 15 Jahren einen Studiengang haben, der ausschließlich online stattfindet, haben wir auch die gesamte notwendige Infrastruktur und Erfahrung, wir mussten nichts auf die Schnelle entwickeln oder kaufen. Zudem kennen auch unsere Studierenden in den Präsenzstudiengängen, die jetzt auf online umgestellt wurden, den eCampus bereits. Die Nachbereitung der Präsenzwochenenden findet z.B. auch für diese Studierenden in Online-Seminaren statt."

Dr. Jochen Dittmar 

André Schaub, der bei der UNIKIMS für die digitale Infrastruktur zuständig ist, benötigte nur wenige Minuten, um die zusätzlichen virtuellen Räume anzulegen und zuzuordnen.

André Schaub, IT-Spezialist an der UNIKIMS | Bild: UNIKIMS GmbH Kassel

"Den Maßstab für unsere Fortentwicklung des eCampus der UNIKIMS setzen unsere Professorinnen und Professoren und Studierenden. Wir sind nutzerorientiert. Wir programmieren Lösungen, die auf die Studierenden und Lehrenden zugeschnitten sind. Und wir haben uns in die verschiedenen Rollen unserer Nutzer reingedacht. Ich musste lernen, wie knapp die Zeit einer Mutter ist, die neben dem Beruf studiert und deshalb die kostbaren Minuten am Computer effizient nutzen muss, während sich die Großmutter um das Enkelkind kümmert. Dadurch haben wir unseren Vorsprung als Spezialist für berufsbegleitende Weiterbildung an einer Universität sogar noch ausgebaut. Früher war ich ,der Herr Schaub’, den man anrufen muss, wenn etwas am eCampus komisch ist. Und ich kannte die Namen fast aller Studenten, denn jeder hatte mich mal angerufen. Heute wünschte ich mir, es würde mal wieder jemand anrufen."

André Schaub, IT-Management und strategische IT-Entwicklung an der UNIKIMS

Die UNIKIMS ist die Spezialistin der Universität Kassel für die universitäre, berufsbegleitende Weiterbildung mit unterschiedlichsten berufsbegleitenden Studiengängen wie dem MBA in Generalmanagement, dem Master of Public Administration (MPA), dem Master ÖPNV & Mobilität, dem Master Industrielles Produktionsmanagement, dem Master Wind Energy Systems und noch einigen mehr. 

Welche Erfahrungen machen Studierende in Zeiten von Corona mit dem Studium an der UNIKIMS? 

Desirée Schröder belegt im vierten Semester den Studiengang MBA Generalmanagement an der UNIKIMS, sie schliesst schon bald ab. Auch für sie beginnt das Semester zum ersten Mal ohne Präsenzveranstaltung. Ihr geht am meisten der reale Kontakt zu den Studierenden ab. Sie arbeitet in Frankfurt bei der Union Investment Institutional GmbH, sie ist Leiterin Desktop Publishing, Prokuristin und Stv. Abteilungsdirektorin. Vor ihrem MBA an der UNIKIMS war sie an der Akademie für Absatzwirtschaft Kassel, hat an der Uni Kassel ihren Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und war parallel erst bei der Kassler Bank eG und später bei der DZ Bank AG beschäftigt.  

Auch Georg Schürer studiert am eCampus, er ist mittlerweile im dritten Semester, neben seiner Arbeit bei thyssenkrupp System Engineering in Bremen, wo er als Projektkoordinator für Outsourcing-Umfänge beschäftigt ist. Er hat bereits in seinem ersten Studium mit Abschluss "Bachelor of Engineering - Maschinenbau" als dualer Student bei thyssenkrupp System Engineering gearbeitet. Wie seine ersten Erfahrungen mit der Onlineveranstaltung statt der üblichen Präsenzveranstaltung war, erzählt er uns hier.   

Aber was ist das eigentlich - der eCampus?

Plattform der UNIKIMS

André Schaub beschreibt den eCampus als ein „maßgeschneidertes Informationssystem, das die Lehrinhalte, die Kontakte zu Kommilitonen und Dozenten, den Verlauf des Studiums für den einzelnen Studierenden und weitere Daten individuell abbildet“. Schaub spricht von einem „lebenden System“, dessen Grundstein vor 20 Jahren gelegt wurde, und das er seither weiterentwickelt hat.

Einblick in den eCampus: Was steckt hinter den vielen Kacheln und Buttons?

Die Oberfläche des eCampus auf dem Bildschirm ist übersichtlich und klar. Die Form folgt der Funktion. Im Studiengang Master of Public Administration (MPA) zum Beispiel liegen auf dem Bildschirm zehn „Kacheln“, also farblich abgegrenzte Rechtecke mit Aufschriften und Icons, die verraten, welche weiteren Informationen oder Zugänge hinter den Kacheln zu diesen Themen liegen:

Studium, Wahlmodul, Online-Sitzungsräume, Wissenswertes, die eigene Studiengruppe, MPA-Dozenten, Forum, Einstellungen, Masterarbeit und Qualitätsmanagement. Je nach Studiengang, kann der eCampus etwas anders aussehen. Wenn zum Beispiel keine Wahlmodule angeboten werden, gibt es auch keine Kachel dafür. 

Sitzungsräume wie an der Uni – aber digital statt analog

Virtueller Raum der UNIKIMS

Eine der Kacheln führt in die Online-Sitzungsräume. Dahinter liegen die virtuellen Seminarräume, in denen sich die Studierenden zu festen Zeiten am Abend oder am Wochenende einfinden, ganz so wie an der Uni, wo sie in einem bestimmten Seminarraum studieren. Der Dozent/die Dozentin blendet seine Powerpoint-Präsentation ein und beginnt. Als Tafelersatz dient das White-Bord, dass er selbst beschreibt oder er gibt den virtuellen Stift an einen Studierenden weiter.

Campus der Universität Kassel

Überhaupt funktioniert ein virtuelles Seminar wie ein analoges: Wer den Raum betritt, steht auf einer Teilnehmerliste, ist aber nicht per Webcam live zu sehen, sondern nur per Icon, indes seine Stimme zu hören ist. Zum "Melden" drückt der Studierende einen Button, dann wird ihm das Wort erteilt. Es gibt aber auch eine Chat-Funktion für das heimliche "Schwätzen" im Unterricht: Ein Studierender kann zum Beispiel den anderen fragen: "Hast Du die Aufgabe gelöst? Kannst Du mir das zeigen und mir helfen?" Dann können sich beide später nochmals online treffen im Gruppenraum, der für den Dozenten verschlossen ist, um den Fall untereinander zu klären. Alle Online-Sitzungen werden aufgezeichnet und jeder Studierende kann das Seminar oder die Vorlesung nochmal verfolgen. Selbstverständlich können sich die Gruppen auch weitere Räume anlegen und dort Arbeitsmaterial hinterlegen, wenn sie zum Beispiel an bestimmten Projekten arbeiten.

Das eigene Studium im Griff: Alle relevanten Daten individualisiert im Überblick

in die Plattform eingeloggt

Hinter der Kachel "Studium" findet der Nutzer, individualisiert für seine Person, die Übersicht über sein Studium. Er sieht den zeitlichen Ablauf nach Studienmodulen, seine Veranstaltungen und Prüfungen, die Workshops und die Online-Sitzungen, das Lehrmaterial und Zusatzmaterial. Die Ordnung der Informationen kann der Nutzer selbst bestimmen. Statt nach Modulen kann er die Informationen nach Terminen ordnen.

Drei Schritte zum eCampus: Einloggen, persönliche Einführung und eine Test-Sitzung

Im besten Fall dauert es etwa 20 Minuten, bis sich ein Studierender zu Beginn des Studiums nach der Einschreibung im eCampus eingerichtet hat. Zu Semesterbeginn folgt eine technische Einführung und eine Test-Sitzung im Online-Raum.

"Wenn es die Studierenden begriffen haben, dann kommen so gut wie keine Fragen mehr, außer bei konkreten Problemen, wenn etwa in einem Hotel der Zugang ins Internet schlecht ist", so André Schaub, zuständig für die IT-Entwicklung.

Die Sicherheit im Umgang mit dem E-Campus nimmt im Lauf des Studiums weiter zu

E-Campus immer mehr wie Tafel & Buch

"Der E-Campus funktioniert so perfekt wie vor 40 Jahren Buch und Tafel, die Technik werde immer vollkommener. Heute funktionieren die Instrumente in der digitalen Welt eines eCampus so selbstverständlich und perfekt, wie die Instrumente der analogen Welt, die Bücher aus bedrucktem Papier und die mit Kreide beschriebenen Tafeln, vor 30 oder 40 Jahren funktioniert haben." Begriffe wie e-Learning oder Blended Learning haben sich für André Schaub erübrigt. Denn einst waren die digitalen Instrumente neu und wurden als solche benannt. Längst seien sie zu selbstverständlichen Instrumenten im Kanon der Lernmittel geworden. Sie haben sich in die hergebrachte analoge Welt des Lehrens und Lernens nach und nach so weit integriert, dass die Lernoberfläche von heute vor allem als eine digitale wahrgenommen wird.


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