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Ernährung Olivenöl: Ein Testsieger und 18 Öle mit Schadstoffen

Olivenöl gilt unter anderem aufgrund der darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren als sehr gesund. Jetzt hat die Zeitschrift Ökotest in Laboruntersuchungen jedoch herausgefunden, dass von 19 getesteten Olivenölen nur ein einziges Olivenöl frei von Rückständen von Mineralöl und anderen Schadstoffen ist. Die restlichen 18 Öle - darunter auch etliche Bio-Öle - enthalten alle entweder Mineralöl oder andere Schadstoffe. Ernährungsexpertin Jutta Löbert erklärt, ob und inwiefern die Olivenöle schädlich für die Gesundheit sind und stellt ein Rezept vor, wie Sie selbst Olivenöl herstellen können.

Stand: 02.06.2022 12:41 Uhr

Symbolbild Olivenöl | Bild: picture-alliance/ Zoonar  Thomas Klee

Die Zeitschrift Ökotest hat für ihre Maiausgabe 19 Olivenöle der höchsten Güteklasse "nativ extra" getestet. Das erschreckende Ergebnis: 18 der getesteten Olivenöle, darunter auch 9 Bio-Öle, waren – teils erheblich - mit Mineralöl verunreinigt. Zudem wurden in einigen Ölen Pestizide sowie Weichmacher nachgewiesen.  

Testsieger im aktuellen Olivenöltest von Ökotest

Das Rapunzel Kreta Olivenöl nativ extra ist das einzige Olivenöl unter den getesteten Ölen, in dem weder Rückstände von Mineralöl noch andere Schadstoffe nachgewiesen werden konnten. Es überzeugte auch vom Geschmack und Geruch her am meisten.

Wie kommt Mineralöl in Olivenöl?

Mineralölrückstände können durch Schmieröle an Maschinen, die bei der Ernte oder Verarbeitung eingesetzt werden, in das Olivenöl gelangen, beispielsweise in der Presse oder auf Förderbändern. Mineralölbestandteile nehmen wir auch mit anderen Nahrungsmitteln auf. Sie sind in Lebensmitteln oft in geringen Mengen nachweisbar, so gehen beispielsweise Mineralölbestandteile auch von Recycling-Verpackungen auf Teigwaren über. Laut EFSA (der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) sind Mineralöl-Komponenten in nahezu allen Lebensmitteln vorhanden.

Schadet Mineralöl der Gesundheit?

Grundsätzlich hat Mineralöl in Lebensmitteln nichts zu suchen.

  • Besonders bedenklich sind sogenannte MOAH (aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe), die in 7 der 19 der untersuchten Olivenöle nachgewiesen wurden. MOAH sind krebserregend.
  • MOSH (gesättigte Kohlenwasserstoffe), die in fast allen Ölen gefunden wurden, reichern sich im Körper an. Welche Folgen das für die Gesundheit hat, ist noch nicht bekannt. MOSH konnten zwar im menschlichen Gewebe nachgewiesen werden, allerdings ließen sich bislang keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte damit in Verbindung bringen.

Grenzwerte von MOAH und MOSH:

Laut BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) ist eine gesundheitliche Bewertung aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich. Derzeit gibt es keine Grenzwerte für MOAHs und MOSHs. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) arbeitet derzeit an einer abschließenden Risikobewertung, diese soll im Dezember 2022 veröffentlicht werden.
Die EFSA stuft MOAH, die über Lebensmittel aufgenommen werden, grundsätzlich als bedenklich ein.

PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) können bei der Produktion durch starkes Erhitzen entstehen und stellen eine ganze Gruppe von Verbindungen dar, darunter auch Benzopyren, das als krebserzeugend eingestuft wird. In der Kontaminantenhöchstgehaltverordnung ist ein Grenzwert von 2 µg / kg festgelegt. Allerdings wurde diese Höchstmenge in den untersuchten Olivenölen nicht erreicht.

Weichmacher in Olivenölen

In 11 der 19 getesteten Olivenöle wurden Weichmacher gefunden. Diese werden unter anderem für flexible Kunststoffprodukte verwendet, um diese biegsam oder dehnbar zu machen sowie geschmeidig zu halten. Da Weichmacher wasser- und fettlöslich sind, können sie sich bei der Herstellung von Olivenöl beispielsweise aus den Schläuchen herauslösen. Weichmacher können die Nieren, Leber und Hoden schädigen. So können Weichmacher in größeren Mengen zu Unfruchtbarkeit führen sowie Embryos schädigen. Zudem stehen Weichmacher im Verdacht, unter anderem das Risiko für Asthma, Diabetes und Brustkrebs zu erhöhen.

Pestizide in Olivenölen

In 6 der 19 getesteten Olivenöle wurden Pestizide nachgewiesen. Je nach Art können diese unter anderem zu akuten Vergiftungserscheinungen, chronischen Hauterkrankungen, Krebs, Unfruchtbarkeit, Schilddrüsenerkrankungen, Schäden am Erbgut und an Embryos sowie verminderter Immunabwehr führen.
In 4 Olivenölen wurde das besonders giftige Pestizid Deltamethrin nachgewiesen.

"Nativ extra" – ein Merkmal für gute Qualität?

Die Bezeichnung "nativ extra" beziehungsweise "extra vergine" galt bei Olivenölen früher als Zeichen für höchste Qualität. Der aktuelle Olivenöltest von Ökotest hat aber erneut gezeigt, dass auch Öle dieser Qualitätsstufe mit Schadstoffen belastet sein können. Zudem habe viele der getesteten Öle nicht im Geschmack überzeugt. 

Für Sie ausprobiert: Selbstgemachtes Olivenöl als Alternative

Zutaten (für 100 ml Olivenöl):

  • 500 g (Abtropfgewicht) Oliven in Lake

Zubereitung:

  • Oliven in einem Sieb gut abtropfen lassen, gegebenenfalls entkernen und zu einer homogenen Masse pürieren.
  • Pürierte Oliven bei mittlerer Hitze für 5 bis 10 Minuten unter ständigem Rühren erhitzen.
  • Ein Passiertuch (engmaschiges Baumwolltuch) in ein Sieb legen, die heiße Masse einfüllen und abkühlen lassen.
  • Dann die Olivenmasse mit Hilfe des Tuches auspressen und die Flüssigkeit in einer Schüssel auffangen.
  • Die Flüssigkeit (Mischung aus Wasser und Öl) etwa 12 Stunden abgedeckt stehen lassen, damit sich das Olivenöl vom Wasser trennt.
  • Anschließend das oben schwimmende Öl vorsichtig abschöpfen und in eine Flasche füllen.

"Olivenöl selbst herzustellen, ist gesundheitlich und finanziell nur sehr bedingt eine wirkliche Alternative. Bei der Ernte kommen Oliven möglicherweise bereits mit Förderbändern in Kontakt, die mit Mineralöl eingeschmiert wurden. Bei der Ölgewinnung ist auf äußerste Sauberkeit zu achten und die Erhitzung der Oliven kann fettlösliche Vitamine zerstören. Zudem ist die Ausbeute sehr gering."

Jutta Löbert, Ernährungsexpertin


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