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Ernährung Fertiggerichte - Fluch oder Segen?

Fertiggerichte wie Tiefkühlpizzen, Tüten- oder Dosensuppen sind praktisch, denn in Nullkommanichts ist ohne viel Aufwand das Essen zubereitet. Aber: Sie sollen alles andere als gesund sein. Sind Fertiggerichte wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Oder gibt es auch solche, die man ohne schlechtes Gewissen auf den Tisch bringen kann? Ernährungsexpertin Jutta Löbert klärt auf.

Published at: 19-11-2021

Supermarktregal mit Fertiggerichten  | Bild: picture-alliance/dpa

Fertiggerichte werden in unterschiedlichen Formen angeboten: tiefgefroren, in der Kühlung, in Dosen oder als Trockenfertiggericht wie beispielsweise Tütensuppen und -soßen oder Kartoffelbrei. Ernährungsexpertin Jutta nimmt die Vor- und Nachteile von Fertiggerichten unter die Lupe und erklärt, worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Vorteile der Fertiggerichte

  • einfache und schnelle Zubereitung
  • wenig bis kein Wissen zur Zubereitung notwendig
  • oft lange Lagerfähigkeit
  • weniger schmutziges Geschirr als bei der Zubereitung von frischen Gerichten

Nachteile von Fertiggerichten

  • Meist enthalten Fertiggerichte weniger Vitamin A und C, Calcium, Eisen und Ballaststoffe im Vergleich zu frisch zubereiteten Speisen.
  • Fertiggerichte weisen häufig einen sehr hohen Fettgehalt auf. Da wir häufig zu fett essen, sollten gehaltvolle Fertiggerichte gemieden werden.
  • Anhaltspunkt: Eine Mittagsmahlzeit sollte in der Regel nicht mehr als 20 Gramm Fett enthalten.
  • In Fertiggerichten werden zudem häufig "schlechte Fette" verarbeitet wie gesättigte Fette, die im Verdacht stehen, in größeren Mengen Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle zu begünstigen.
  • Gehärtetes Fett, das häufig zum Einsatz kommt, erhöht den Gehalt an Transfettsäuren, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen sowie die Blutfett- und Cholesterinwerte negativ beeinflussen.
  • Ungesättigte Fette werden tendenziell seltener verwendet, da sie nicht so lange haltbar sind, schneller ranzig werden und teurer sind.
  • Fertiggerichte, insbesondere in Dosensuppen und Tütentortellini, enthalten häufig sehr viel Salz. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal 6 Gramm Salz pro Tag. Viele Fertiggerichte überschreiten diese Empfehlung bereits mit einer Portion. Ein hoher Salzkonsum belastet die Nieren und kann zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
  • Die pauschale Aussage "Fertiggerichte enthalten viele Zusatzstoffe", ist nicht korrekt. Insbesondere im Tiefkühlbereich lassen sich Zusatzstoffe einsparen. Grundsätzlich gilt: Je länger die Gerichte haltbar und je stärker sie verarbeitet sind, desto mehr Zusatzstoffe sind in der Regel erforderlich. Gesundheitliche Gefahren gehen von den eingesetzten Zusatzstoffen nicht aus. Es treten jedoch regelmäßig Unverträglichkeiten beispielsweise gegen Emulgatoren oder Farbstoffe auf.
  • Zudem sind in Fertiggerichten häufig Geschmacksverstärker enthalten, deren häufiger Verzehr im Kindesalter die späteren Geschmacksvorlieben beeinflusst.

Bio-Fertiggerichte

Bio-Fertigprodukte sind in der Regel gesünder als konventionelle.

  • In Bio-Fertiggerichten werden keine gehärteten Fette verwendet.
  • Die Rezepturen sind so natürlich wie möglich, beispielsweise wird bei Béchamelsaucen Milch statt Milchpulver verwendet.
  • Mindestens 95 Prozent der Zutaten müssen aus ökologischem Anbau stammen.
  • In Produkten mit EU-Bio-Siegel sind nur maximal 50 Zusatzstoffe erlaubt, anstelle von über 300 in konventionellen Fertiggerichten. Die einzelnen Bioverbände hierzulande erlauben eine unterschiedliche Anzahl an Zusatzstoffen, die weit unter der EU-Richtlinie liegen: Demeter nur 13, Bioland 21, Naturland 22. Bei keinem der drei großen Bioverbände sind synthetische Zusatzstoffe oder Enzyme erlaubt.

Aber: Der Salz- und Fettgehalt kann auch in Bio-Fertiggerichten sehr hoch sein.

Schlechte Ökobilanz bei Fertiggerichten

Je stärker ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto mehr Energie verbraucht seine Herstellung und desto mehr belastet es das Klima. Zudem entsteht viel Verpackungsmüll.

Tipps zum Umgang mit Fertiggerichten

  • Bevorzugen Sie Bio-Fertiggerichte, denn diese sind hinsichtlich Fettqualität und Zusatzstoffe günstiger. Beachten Sie trotzdem den Salz- und Fettgehalt.
  • Geben Sie Tiefkühlmahlzeiten den Vorzug, denn diese kommen in der Regel mit weniger Zusatzstoffen aus als beispielsweise Trockenfertiggerichte. Tiefkühlgemüse ist oft hinsichtlich Frische und Geschmack sogar besser als frische Ware und der Vitamingehalt aufgrund der schnellen Schockfrostung höher.
  • Beeinflussen Sie, wenn möglich, den Fettgehalt, indem Sie beispielsweise bei der Fertigstellung von Soßen Milch statt Sahne verwenden.
  • Ergänzen Sie Fertiggerichte mit Salat oder Gemüse und belegen Sie beispielsweise die Pizza Margherita mit frischem Gemüse.
  • Bei häufigem Verzehr von Fertigprodukten ist es ratsam, die sonstigen Speisen des Tages mit Bedacht auszuwählen, um Defizite ausgleichen: Vollkornprodukte bevorzugen, kalorienarme Getränke wählen, um eine unnötige Kalorienzufuhr zu vermeiden, reichlich Obst und Gemüse als Zwischenmahlzeiten, Nachtisch oder zusätzliche Beilage verzehren.

Fazit

In der Regel steht bei Fertiggerichten nicht der Gesundheitswert, sondern ein günstiger Preis und angenehmer Geschmack im Vordergrund. Je stärker ein Gericht verarbeitet ist, desto weniger Vitamine und Nährstoffe enthält es in der Regel. Nicht zu empfehlen sind daher Tütensuppen & Co. Besser ist es, zu Tiefkühlfertiggerichten zu greifen, am besten in Bio-Qualität. Am besten ist es jedoch, "Fertiggerichte" selbst herzustellen, indem Sie die doppelte Menge kochen und die Reste portionsweise einfrieren. 


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