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Hunde Jogger und Radler – so verläuft die Hundebegegnung entspannt

Sie gehen mit Ihrem Hund spazieren und plötzlich nähert sich ein Jogger oder Radler. Ihr Hund bellt sofort kräftig los und jagt dem Sportler hinterher. Sie kennen das – vielleicht nicht nur als Hundehalter, sondern auch als "Gejagter"? Dann hat Hundetrainerin Anja Petrick hilfreiche Tipps, wie die Begegnungen ohne Stress verlaufen und wie Sie sich als Hundehalter, aber auch als Jogger oder Radler, richtig verhalten.

Stand: 01.06.2022 09:58 Uhr

Dalmatiner läuft neben Fahrrad | Bild: BR / Britta Barchet

Hunde reagieren generell auf Bewegungen. Je schneller ein Radler, Skater oder Jogger unterwegs ist, desto eher reagiert der Hund. Manche Hunde rennen hinterher, weil der Jagdtrieb rauskommt. Anderen Hunden macht es einfach Spaß, mitzulaufen.

Geht von einem hinterherrennenden Hund eine Gefahr aus?

Das kommt ganz auf den Hund an. Manche Hunde drehen um, sobald sie den Radler oder Jogger eingeholt haben. Andere Hunde versuchen den Radler zu stoppen, indem sie ihn anspringen oder nach den Füßen schnappen. Problematisch wird es, wenn der Hund anfängt, das Rad zu umkreisen. Hier kann es schnell zum Sturz kommen.

Wie erkenne ich, ob der Hund aggressiv jagt oder nur mitlaufen möchte?

  • Hunde, die nur mitlaufen, halten in der Regel etwas Abstand, haben eine sehr weiche Körpersprache und die Rute wackelt locker beim Nebenherlaufen.
  • Hunde, die aggressiv jagen, werden versuchen, nach den Füßen oder Beinen zu schnappen und haben eine eher steife Körperhaltung.

Ob es ein Hund tatsächlich schlecht mit Ihnen meint, wissen Sie meist erst, wenn Sie angehalten haben. Auch hier gilt, je steifer und angespannter der Hund ist, desto aggressiver ist er. Wedelt er beispielsweise langsam und steif mit der Rute, ist dies ein Anzeichen für einen angespannten Hund.

Wie verhalte ich mich als Radler oder Jogger richtig, wenn ein Hund mich verfolgt?

In jedem Fall sollten Sie die Geschwindigkeit reduzieren. Wenn das nicht hilft, halten Sie an und ignorieren den Hund möglichst. Die meisten Hunde verlieren schon die Lust, wenn es nicht mehr so schnell dahingeht, andere erst, wenn Sie wirklich angehalten haben. Bitte auch jetzt den Hund nicht ansprechen, sondern warten, bis der Halter ihn wieder eingesammelt hat. Wenn Sie hingegen weiterlaufen oder -fahren, wird der Hund ebenfalls weiterlaufen und der Halter hat kaum eine Chance, seinen Hund zu sich zu nehmen.

Was sollte meine erste Reaktion als Hundehalter sein, wenn der Hund hinterherjagt?

Als Erstes rufen Sie Ihren Hund ab. Wenn das nicht klappt, bitten Sie den Jogger oder Radler, anzuhalten. Dann gehen Sie so schnell wie möglich zu Ihrem Hund. Ist es das erste Mal passiert, sollten Sie darauf achten, Ihren Hund in Gebieten mit vielen Joggern und Radlern angeleint zu lassen. In jedem Fall sollten Sie sich beim Jogger oder Radler entschuldigen und Ihren Hund direkt anleinen, sobald Sie ihn wiederhaben. Bestrafen Sie Ihren Hund nicht, denn das verknüpft er nicht mehr mit dem vorangegangenen Fehlverhalten.  

Was kann ich tun, um meinem Hund das Nachjagen abzutrainieren?

Generell sollten Sie während des Trainings nur noch angeleint mit dem Hund unterwegs sein, denn momentan können Sie nicht garantieren, dass Ihr Hund niemandem hinterherjagt. Außerdem sollten Sie verhindern, dass Ihr Hund wieder in das falsche Verhalten kippt, denn je öfter er dies tut, desto mehr festigt sich dieses Verhalten, und ohne Leine haben Sie keine Eingriffsmöglichkeiten.

Üben Sie mit Ihrem Hund irgendwo, wo es gute Ausweichmöglichkeiten gibt. Sobald ein Radler oder Jogger kommt, gehen Sie ein Stück auf die Seite, so dass Ihr Hund noch ruhig bleiben kann.

Trainingsablauf:

  • Der Jogger oder Radler kommt von Weitem auf Sie zu: Loben und belohnen Sie Ihren Hund für das ruhige Hinschauen. Sie können auch mit einer Ankündigung arbeiten, beispielsweise „Schau, ein Radler“, sehr freundlich und ruhig gesagt, dann geben Sie ein Leckerli. Sparen Sie nicht mit Lob, und das Leckerli sollte etwas besonders Gutes sein, nicht das Trockenfutter, das Ihr Hund sonst auch bekommt.
  • Ist der Jogger oder Radler auf Ihrer Höhe und Ihr Hund bleibt ruhig, loben Sie ihn und geben Sie ihm ein Leckerli genau in dem Moment, in dem der Radler vorbeifährt. Ihr Hund lernt so, dass es sich viel mehr lohnt, bei Ihnen zu bleiben, als dem Radler oder Jogger hinterherzurennen.

Am besten üben Sie dies mit Freunden in einer kontrollierten Umgebung. So können Sie Ihre Helfer instruieren, schneller oder langsamer zu fahren und den Abstand gezielt wählen.

Können Jogger und Radler etwas tun, um dem Hinterherjagen eines Hundes vorzubeugen?

Laufen beziehungsweise fahren Sie vorausschauend. Machen Sie sich bemerkbar! Klingeln Sie frühzeitig, so hat der Halter die Chance, seinen Hund abzurufen und anzuleinen. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit beim Vorbeilaufen oder –fahren. Das ist erstens generell rücksichtsvoll und zweitens können Sie so zur Not rechtzeitig anhalten, falls der Hund doch nach vorne springt und verhindern somit womöglich einen Unfall.

Erhöhte Aufmerksamkeit sollten Sie auf Hundehalter legen, die schon etwas hektisch nach ihrem Hund rufen und sich immer wieder nach Ihnen umdrehen. Hier können Sie damit rechnen, dass der Hund entweder noch nicht so gut hört, oder dass er ein Problem mit Joggern beziehungsweise Radlern hat.

Wenn es doch mal zu einem Unfall zwischen Hund, Jogger oder Radler kommen sollte, was ist zu tun?

Als erstes sollten Sie den Hund wegnehmen und sichern, dann schauen was passiert ist und ob Sie helfen können. Tauschen Sie gegenseitig die Kontaktdaten aus und melden Sie den Unfall der eigenen Versicherung – eine Hundehaftpflichtversicherung sollte jeder Hundehalter haben. Im Zweifel sollten Sie die Polizei rufen, zum Beispiel bei einer größeren Verletzung.

Hund versus Jogger oder Radler – gibt es eine Chance auf Frieden?

Mit gegenseitiger Rücksicht auf jeden Fall! Wenn sich Jogger oder Radler frühzeitig bemerkbar machen und ihre Geschwindigkeit reduzieren, ist das eine große Hilfe für alle Hundehalter. Im Gegenzug sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, seinen Hund abzurufen und bei sich zu halten, wenn Radler, Jogger und Co. vorbeikommen. Genauso wie Sie natürlich einen Hund an der Leine sichern sollten, wenn dieser zum Hinterherjagen neigt.

Passiert es doch einmal, dass ein Hund hinterherrennt: Seien Sie als Gejagter nicht zu ungnädig mit dem Halter. Vielleicht hat er Sie einfach übersehen und normalerweise hört der Hund gut, aber der Abstand war diesmal zu gering. Oder der Hund hat dies tatsächlich zum ersten Mal gemacht. Entschuldigt sich der Halter bei Ihnen, motzen Sie nicht noch nach. Und umgekehrt, liebe Hundehalter, verstehen Sie die ärgerliche Reaktion eines Gejagten. Vielleicht ist dieser kein Hundemensch und hat Angst vor Ihrem Hund. Nicht jeder kann Hundesprache lesen und weiß, dass es Ihrer doch eigentlich nur nett meint. Entschuldigen Sie sich und achten Sie in Zukunft noch besser auf Ihren Hund.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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