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Herbstzauber im Kocheler Moor Unterwegs zwischen Birken, Wasser und Wetterfichten

Die Loisach-Kochelsee-Moore erstrecken sich zwischen Sindelsdorf und Benediktbeuern zu Füßen der Benediktenwand. Benediktbeuern ist mit Zug und Bus stündlich erreichbar – und von hier aus gibt es verschiedene Rundwanderungen von bis zu 25 Kilometer Länge durch das Moorgebiet, das zu den bedeutendsten in Süddeutschland zählt. Die Touren durch das Kocheler Moor sind flach, versprechen aber ein sehr spezielles Wandererlebnis im Alpenvorland und jetzt auch viel Herbstzauber.

Von: Georg Bayerle

Stand: 03.11.2023

Kocheler Moor: Über dem Moor reihen sich die Berge auf | Bild: BR/Georg Bayerle

Ohne die angefaulten Holzlatten auf dem wippenden Erdboden wären Stiefel, Socken und Hosenbeine jetzt nass. Conny, die aus Sindelsdorf stammt und das Moor wie ihre Westentasche kennt, hat uns zu einem hinter Bäumen versteckten Moorsee geführt, um ihre Ankündigung wahrzumachen, dass es im Moor immer etwas zu entdecken gibt - zu jeder Jahreszeit und auf jeder Art Weg. Jetzt fehlt nur noch eine Sitzgelegenheit, denn malerischer könnte dieser Platz kaum sein.

Am Ufersaum der Loisach

An einem sonnigen Tag wie diesem hebt die Klarheit des Lichts die Magie der natürlichen Erscheinungen erst richtig hervor. Wie eine Tuschezeichnung wirkt die Spiegelung der Wetterfichten und der krummen weißen Linien der dünnen Birkenstämme im tintenfarbenen Moorsee. Dahinter verschwimmt das Grünblau von Benediktenwand und Herzogstand. Die Farben der Natur sind jetzt im Herbst besonders intensiv und leuchtend, und genau deshalb findet Conny diese Jahreszeit am schönsten auf ihren Touren durch die Loisach-Kochelsee-Moore. Der Grundton ist jetzt ein intensives Rot, so stellt sie sich den kanadischen „Indian Summer“ vor.

Neben dem Herbstzauber sind an den Bäumen allerdings noch die Schäden durch das fürchterliche Hagelunwetter im Sommer zu sehen. Einige sind kahl, andere haben noch einmal ausgetrieben. Es gibt auch Bäume, die auf einer Seite noch einmal Blüten ausgetrieben haben, während sie auf der anderen kahl geblieben sind. Vermutlich ist es gerade recht, dass die Natur jetzt allmählich zur Winterruhe kommt, um dann wieder neu zu erwachen.

Spiegelbilder im Fluss

Wir sind inzwischen direkt an der Loisach unterwegs, die im Moor träge dahinfließt. Der etwas breitere Weg ist bei Radfahrern beliebt. Eigentlich ist es zu schnell, findet Conny. Zu Vieles zieht hier den Blick auf sich: Ufer, Bäume, Berge, der Fluss. Obwohl jetzt alles zur Ruhe kommt, liegt im Aufleuchten herbstlicher Sonnentage schon wieder neues Leben: Die Buntheit strahlt Lebendigkeit aus und vermittelt mit dem Vergehen auch schon das Wiederkommen im Frühling. Ein schöner Gedanke, der die Melancholie vertreibt, die sich bald mit den Nebeln über das Moor legen wird. Dann ändert es seine Ausstrahlung von Neuem. In seiner eiszeitlichen Wildheit zählt das Moor zu den Landschaften, die den Charakter der Jahreszeiten besonders eindringlich widerspiegeln.

Info

Von Benediktbeuern aus, das mit Zug und Bus stündlich erreichbar ist, gibt es verschiedene Rundtouren von bis zu 25 Kilometer Länge durch die Loisach-Kochelsee-Moore, die zu den bedeutendsten in Süddeutschland zählen.


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