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Unterwegs am Breitenberg bei Pfronten Silvesterböller am Berg?

Abseits der präparierten Pisten ist der Schnee in den bayerischen Voralpen wieder stark zurückgegangen. Viele haben angesichts der milden Temperaturen wieder die Wanderstiefel hervorgeholt und unternehmen Winterwanderungen, gerne auch zu Silvester. In der letzten Nacht des Jahres sorgt das allerdings immer wieder für Unruhe durch Böllerei am Berg.

Von: Georg Bayerle

Stand: 29.12.2023

Unterwegs am Breitenberg bei Pfronten | Bild: BR; Georg Bayerle

Erst ab etwa 1300 Meter Höhe knirscht alter Schnee unter den Schuhen. Grüppchenweise kommen sie von Pfronten auf den Breitenberg hinauf, teils aus dem Tal, teils mit Aufstiegshilfe. Tom Hennemann, Jäger und seit fünf Jahren Gebietsbetreuer im Ostallgäu, beobachtet den Trend schon länger: Durch die schneearmen Winter ist das Winterwandern zur zahlenmäßig größeren Bergsportart in den Allgäuer Vorbergen geworden als Skitourengehen oder Schneeschuhwandern.

Winterweg am Breitenberg

Der neue Trend bedeutet auch, dass sich die Bewegungsmuster verändern: Bereiche, die fürs Skitourengehen unattraktiv waren, rücken nun neu in den Fokus. Auch die für Wildtiere besonders empfindlichen Tagesrandzeiten werden öfter genutzt. Wie immer ist das kein großes Problem, solange sich alle im normalen Rahmen bewegen. Gerade die guten Wanderverhältnisse aber laden besonders an Silvester zu fehlgesteuerter Aktivität ein, sagt Tom Hennemann. Vor einem Jahr wurden zum Jahreswechsel Feuerwerkskörper fast auf allen Gipfeln im Ostallgäu gezündet - vom Aggenstein bis zum Säuling.

Verwaiste Alpe

Für die Wildtiere ist das eine Katastrophe: Gerade im Winter ziehen sie sich zurück und versuchen, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Die laute Knallerei und die Lichtblitze schrecken sie auf und zwingen sie zur Flucht, meist unbemerkt von den am Berg feiernden Wandernden, die meist auch nicht wissen, dass die Böllerei hier verboten ist. Offenes Feuer im Wald oder im Umkreis von 100 Meter zu Bäumen ist nicht gestattet. Der Bergwaldbrand am Jochberg vor sieben Jahren wurde in der Silvesternacht durch leichtsinnige Wanderer ausgelöst. Auch gegenüber am Fahrenberg hat ein Silvesterkracher einst einen folgenschweren Waldbrand ausgelöst.

„Über allen Wipfeln ist Ruh“ - das würde sich der Ostallgäuer Gebietsbetreuer Tom Hennemann auch für die Gipfel wünschen – und auch, dass alle Hütten auf ihren Webseiten auf die Ruhe am Berg und das gesetzliche Verbot von Feuerwerkskörpern hinweisen. Marco Rager, Wirt der Ostlerhütte auf dem Breitenberg, sperrt die beliebte Gipfelhütte am Silvestertag schon nachmittags zu und öffnet erst wieder am 2.Januar, damit es ruhig bleibt am Berg. Würde auf der Hütte Silvester gefeiert, gäbe es sicher jemanden, der ein Feuerwerk zündet, glaubt der junge Wirt. Bleibt zu hoffen, dass alle, die den Silvesterabend in der Bergnatur verbringen wollen, sich an die Regeln halten und statt lauter Knallerei eine coole Stille genießen!


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