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150 Jahre Deutscher Alpenverein DAV-Mitbegründer Johann Stüdl und der Glocknermythos

1869 war ein Jahr des Aufbruchs im organisierten Alpinismus. Wenige Jahre nach dem Österreichischen Alpenverein wurde auch der Deutsche Alpenverein gegründet. Einer der Initiatoren war der Prager Kaufmann Johann Stüdl. Stüdl war in dieser Zeit vor allem rund um den Großglockner aktiv und hat hier im gleichen Jahr den ersten Bergführerverein der Ostalpen gegründet. In Kals in Osttirol feiert man nun 150 Jahre Bergführerwesen.

Von: Georg Bayerle

Stand: 25.05.2019 | Archiv

DAV-Mitbegründer Johann Stüdl und der Glocknermythos | Bild:  Peter Tembler

Am Südwestgrat des Großglockners, dem nach seinem Erschließer Johann Stüdl benannten Stüdlgrat, klettert die Geschichte mit. Heute wie damals ist das eine der beliebten Führungstouren für die Bergführer der Gegend, erklärt Michl Amrasser, der Obmann des Kalser Bergführervereins.

Peter Tembler (rechts), einer der langgedienten Kalser Bergführer

Doch eine kurze Kaltfront genügt und der Klettergenuss von gestern verwandelt sich in zähe Arbeit. Genau für solche Bedingungen soll der ausgebildete Bergführer da sein, den Johann Stüdl 1869 durch die Statuten des ersten Bergführervereins der Ostalpen gewährleisten wollte. Zur alpinen Ausbildung gehörten damals auch die zweckmäßige Ausrüstung und entsprechendes Kartenmaterial. Stüdl selbst führte Rucksäcke anstelle der bis dahin gebräuchlichen Trägerkraxen ein, entwarf einen Eispickel und verbesserte die Steigeisen – mit Erfolg! Und trotz des berühmten Gipfelziels haben sich die Kalser Bergführer eine sehr bodenständige und herzliche Art bewahrt. So ist gelungen, was der erste Obmann des Kalser Bergführervereins in der Anfangszeit über die Kalser an Johann Stüdl schrieb: „Jedes Ding, das sie anpacken, bringen sie auch gut zu Ende. Aber sie sind mitunter hitzigen Blutes und damit nicht leicht zu lenken. Man muss verstehen, ihre Begeisterung für die alpine Sache warm zu halten.“

Der Obmann der Kalser Bergführer Michael Amraser lässt einen Gast am Seil ab

Die „tüchtigen unbescholtenen Männer“ - auch das war eine Aufnahmevoraussetzung des Kalser Bergführervereins - mussten außerdem einen Bruchteil ihres Lohns in eine Kasse für den Wegebau einzahlen und selbst an der Erhaltung mitarbeiten. Heute ist das eine Aufgabe, die für Michel Amrasser und seine Kollegen durch den Klimawandel immer wichtiger wird. Und für Bergsteiger, die am Berg in Schwierigkeiten geraten, sind die Bergführer nach wie vor die Erste Hilfe in der Not; gerade am Stüdlgrat. So steckt noch viel Traditionsbewusstsein und Idealismus in diesem Beruf, auch weil man sich hier in Kals wesentlich bewusster mit den Werten aus der Anfangszeit des Bergführerwesens auseinandergesetzt hat als anderswo. Dass der Bergführer natürlich auch seinen Preis hat, das haben schon die allerersten Gäste bemerkt: „Da der Lohn eines Führers in 10 Gulden und der Verpflegung besteht, so belaufen sich die Kosten der Besteigung samt den obligaten Trinkgeldern für die nach der Rückkehr abgefeuerten Böllerschüsse auf etliche 40 Gulden.“ 40 Gulden - das sind gut 500 Euro und ziemlich genau so viel kostet heute der Bergführer für den Stüdlgrat. Nur die Böllerschüsse gibt es heute nicht mehr ...

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