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Stille und Nachhaltigkeit im „Atlantis der Berge“ Die Maseben-Hütte im Langtauferer Tal

Von Graun am Reschensee, wo der berühmte versunkene Kirchturm noch ein Stück aus dem Wasser ragt, zweigt nach Osten hin zu den Ötztaler Alpen das Langtauferer Tal ab. Ein Naturjuwel für Skitourengeher, Langläufer und Winterwanderer- Der bislang einzige Sessellift im Langtauferer Tal, von Kappl zur Berghütte Maseben, wurde schon vor vielen Jahren stillgelegt. Seitdem ist Maseben ein Refugium der Stille.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 17.02.2023 | Archiv

Stille und Nachhaltigkeit im „Atlantis der Berge“ | Bild: BR; Andrea Zinnecker

Der bislang einzige Sessellift im Langtauferer Tal, von Kappl zur Berghütte Maseben, wurde schon vor vielen Jahren stillgelegt. Seitdem ist Maseben ein Refugium der Stille.

Nur der kleine Schlepplift wird noch betrieben

Es war die hochalpine Stille, die absolute Ruhe, die Alessandro Secci vor einigen Jahren zum Kauf der Berghütte motiviert hat. Der Hüttenwirt ist in Mals im Vinschgau aufgewachsen, nachdem sein Vater, ein Carabiniere aus Sardinien, zum Reschenpass versetzt wurde. Auf der Hüttenterrasse gibt es zwar noch die Lautsprecherboxen aus den Zeiten, als Maseben noch ein Skigbiet war, aber keine Musikbeschallung mehr. Was zählt, ist die Musik der Natur, zum Beispiel ein leiser Wind oder das Geräusch von Tieren, die in den Schnee einbrechen. Die Stille auf knapp 2300 Meter Höhe hat auch auf die Hüttengäste eine spezielle Wirkung, sagt Alessandro, schon nach ein oder zwei Tagen sprechen sie viel leiser.

Gepäck- und Personentransport mit der schwedischen Militärpistenraupe

400 Höhenmeter und eineinhalb Stunden Aufstieg zu Fuß oder mit Schneeschuhen sind es vom Parkplatz in Kappl nach Maseben. Im italienisch-liebenswerten Widerspruch zur Stille steht allerdings das Transportmittel, mit dem Hausgäste und größere Gruppen samt Gepäck auf die Maseben-Berghütte hinaufgebracht werden: eine alte schwedische Militärpistenraupe mit 136 PS. Ihr Röhren ist weithin zu hören, allerdings fährt sie nur einmal am Tag oder auf Anfrage. Wer mit der Raupe über den Forstweg hoch zur Hütte fährt, sieht nur wenig aus den kleinen Fenstern. Dafür ist das Panorama oben auf Maseben dann umso eindrucksvoller. Im Talschluss fesseln die Weißkugel und das gewaltige Plateau des Gepatschferners den Blick.

Freitagabend ist Sternguckerzeit

Seit kurzem gibt es auch eine Sternwarte hier oben auf Maseben. Der Standort für dieses EU-Projekt wurde ganz gezielt ausgewählt, weil es auf Maseben so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt. Kein Wunder also, dass Maseben oft als „Atlantis der Berge“ bezeichnet wird. Jeden Freitagabend erklärt ein Sternguide den Nachthimmel, wenn es genügend Anmeldungen und einen ungetrübten Blick ins All gibt. Zuvor serviert Alessandro um 18 Uhr für die Sterngucker eine Marende.

Hüttenwirt Alessandro Secci mit seinem Schnapswagerl

Doch auch Topfgucker kommen auf Maseben auf ihre Kosten. Ein paar der Gaumengenüsse sind nach den Hausbergen ringsum benannt, verrät Küchenchef Lothar Zwick. So hat ihn die Tiergartenspitze zur Tiergartenpfanne inspiriert: Makkaroni mit Lauch, scharfer Salami, schwarzen Oliven und Tomatensauce. Der Renner aber ist der Mitterlochburger: ein rundes Vinschger Paarlbrot als Burger-Bun, das Patty stammt von einheimischen Rindern, darauf kommen dann Tomatenscheiben, Käse von de Masebner Alm, Bauchspeck und Blaukraut - und damit man das Mitterloch wirklich auf dem Teller hat, wird das Brot oben kreisrund ausgestanzt. Genau die richtige Stärkung nach einer Skitour auf die knapp 3200 Meter hohe Mitterlochspitze!

Modern und gemütlich zugleich

Insgesamt 30 Dreitausender zählt das Langtauferer Tal. Drei Skihochtouren ohne Gletscher sind von Maseben aus möglich. Danach werden die Muskeln im Outdoor-Whirlpool der Berghütte mit Gepatschfernerblick wieder fit – ein bisschen Luxus darf bei aller Nachhaltigkeit durchaus sein. Das gilt auch für den kleinen „übriggebliebenen“ Schlepplift neben der Hütte, der nur bei ausreichender Schneelage betrieben wird. Dann kann sich der Nachwuchs in ungefährlichem Gelände vergnügen, während die Eltern auf Skitour gehen. 

Die schwedische Militärpistenraupe, auch bekannt als „Maseben-Express“, fährt im Winter nur um 10 und 11.30 Uhr ab dem Parkplatz in Kappl zur Hütte, ansonsten für Hausgäste und größere Gruppen auch auf Anfrage. Die Fahrt kostet 10 Euro pro Person, Kinder bis 8 Jahre werden gratis mitgenommen. Der kleine Schlepplift auf Maseben ist bei ausreichender Schneelage in den Ferien und an den Wochenenden in Betrieb, die Tageskarte kostet 12 Euro. Wer am Freitagabend auf Maseben in die Sterne gucken möchte, muss sich beim Tourismusverein Reschenpass unter info@reschenpass.it oder telefonisch unter 0030 0473 633 101 anmelden.

Karte: Die Maseben-Hütte

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Karte: Die Maseben-Hütte


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