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Langlaufen in Nordseter bei Lillehammer Auf den besten Loipen durchs Fjell

Winter in Skandinavien bedeutet Kälte, und in der Region um die norwegische Stadt Lillehammer ist bis zu einem halben Jahr Winter. Dazu Schnee und nichts als Schnee, dazwischen ein paar Tannen sowie einige sich leicht erhebende runde Bergrücken, die in Norwegen Fjell heißen. Wer hier nicht zum Langlaufen geht, verpasst etwas.

Von: Chris Baumann

Stand: 12.01.2024 12:48 Uhr

Qual der Wahl für Anfänger wie ambitionierte Skater  | Bild: BR; Chris Baumann

Für die Langläufer in der klassischen und freien Technik sind in der Region Lillehammer rekordverdächtige 350 Kilometer Loipe gespurt. Also schnallen in Sjusjøen beim Langlaufstadion sportlich ambitionierte Hobbyläufer genauso die Ski unter wie Seniorinnen, die auf den Skiern Spazierengehen wollen oder Familien. Kleinere Kinder sitzen hinten in Anhängern und werden gezogen, Hunde begleiten ihre Herrchen oder Frauchen an der Laufleine, und der ein oder andere Profi rauscht auch vorbei.

Einfach traumhaft

Auch Deutsche reisen zum Winterurlaub nach Norwegen. „Wir sind immer wieder fasziniert und kommen schon etliche Male hierher", schwärmt Christine aus der Nähe von Hannover. Genau diese Weite macht für sie einen großen Unterschied zu den Loipen in den Alpen aus.

Die minus 10 Grad in der Nacht fühlen sich Dank der trockenen Luft nicht so extrem an wie bei uns in Bayern. Wegen der tief stehenden Wintersonne brauchen Langläufer unbedingt eine Sonnenbrille, und zum Schutz gegen die Strahlen ist auch Sonnencreme unerlässlich.

Loipenkreuzung mitten im Nichts

Die Vielfalt an Loipen in Sjusjøen ist so groß, dass Langläufer ihre Strecken der Wetterlage anpassen können. „Diese wunderschönen Waldloipen sind natürlich gut, wenn es ein bisschen windiger ist“, empfiehlt der aus Deutschland stammende Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer Nils Ohlsen. Bei Nebel und starkem Wind empfiehlt er die noch geschützere, aber etwas etwas rasantere Abfahrt Richtung Lillehammer.

Einfach drauf los

Eine Unterteilung der Loipen in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wie bei uns ist hier nicht üblich, und auch Namen sucht man vergebens. Das norwegische Prinzip heißt: einfach mal loslaufen und schauen, wo einen die schmalen Bretter hinführen. "Verlaufen" wird man sich trotzdem nicht: Die Loipen hängen in dieser Region zusammen und Läuferinnen und Läufer können an beschilderten Kreuzungen immer wieder abbiegen.

Start für die Loipen in Nordseter die mit Sjusjøen zusammenhängen

Max Olex aus Garmisch-Partenkirchen, der 2017 den König-Ludwig-Lauf in Oberammergau gewonnen hat, liebt die Gegend rund um die Olympiastadt Lillehammer. Regelmäßig nimmt er hier an internationalen Langdistanzrennen teil.

Auf den Spuren des Königskindes

Der kleinere Nevelvatnet

Letzten Winter ist Olex erstmals beim "Birkebeinerrennet“ mitgelaufen. Das Rennen gehört zu den unter Langläufern bekannten "Worldloppet" Rennen, 54 Kilometer mit über 1500 Höhenmetern. Von Reina geht es übers Fjell und Sjusjøen wieder ins Tal, nach Lillehammer - und all das mit Rucksack. Dieser muss dreieinhalb Kilo schwer sein und symbolisiert das Gewicht des Königskindes Håkon Håkonsson. Während des norwegischen Bürgerkrieges im 13. Jahrhundert wurde er von den "Birkebeinern", tapferen Männern, vor den Rebellen gerettet und später König von Norwegen.

Bei 350 Kilometern Loipe fällt es Olex schwer, eine Lieblingsloipe auszuwählen. Nach einigem Überlegen fällt ihm eine Strecke ein, die von Nordseter nach Hornsjø führt bis auf eine Höhe von 1052 Metern: „Es gibt eine Loipe, die auf das Kriksfjellet hochgeht. Da läuft man erst an verschiedenen Seen vorbei und von dort auf einen Gipfel hoch. Das hört sich jetzt brachial an, aber die Gipfel sind dort nicht so hoch. Allein dass man dann oben am Gipfel stehen kann, eine Rundumsicht hat und auch in die großen Gebirge reinschauen kann, nach Jotunheimen oder ins Rondane, das ist gewaltig.“

In Norwegen sind sämtliche Langlaufgebiete online gut dokumentiert. Dazu gehören auch die Parkplätze, Einkehrmöglichkeiten und der Zeitpunkt der letzten Loipenpräparation. Auch Routenplanung ist technisch möglich.


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